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Amazon

09.10.2014 10:15

Branche formiert sich bei Frankfurter Buchmesse gegen Online-Riesen

Die Verlage sind zurückhaltend bei der Mitwirkung an Amazone neuer Buch-Faltrate für den Kindle. Dafür soll der deutsche E-Reader Tolino stärker auftreten.

Kindle Voyager: das derzeit teuerste Modell des E-Readers hat Amazon erst wenige Tage vor der Buchmesse vorgestellt. © Beigestellt

Amazon ist auf der Frankfurter Buchmesse gar nicht vertreten - trotzdem gibt der Online-Konzern den Takt vor. Zur weltgrößten Bücherschau hat Amazon wie erwartet seine E-Book-Flatrate angekündigt. Beim mittlerweile auch in Österreich verfügbaren Dienst Kindle Unlimited sollen die Nutzer für einen monatlichen Betrag von 9,99 Euro Zugang zu einer Auswahl digitaler Bücher haben.

Es sind aber bisher wenige deutsche Verlage, die bei Amazon mitmachen - und dann auch mit älteren Titeln ("Backlist"). Etwa Bastei Lübbe, einer der deutschen Vorreiter im E-Book-Geschäft. Die deutschen Verlage tasten sich an das neue Feld nur zögerlich heran. Bisher weiß niemand, ob sich beim Abo von digitalen Büchern wirklich etwas verdienen lässt. Ohnehin gibt es neben Amazon bereits andere Firmen wie Skoobe, die mehr Titel im Programm haben. "Die Buchbranche wird nur mit Flatrate-Angeboten nicht überleben können", sagt ein ranghoher Verlagsmanager.

Die Forderung: 50 Prozent Rabatt

Amazon wiederum kann seine Flatrate-Initiative mit dem seit Monaten auch in den USA tobenden Streit über Rabatte für E-Books verknüpfen. In harten Verhandlungen hat Amazon versucht, den Verlagen bei E-Books 50 Prozent Rabatt abzutrotzen - genauso viel wie bei den gedruckten Büchern. Dies hat zum Kleinkrieg mit dem US-Verlag Hachette und mit Bonnier (Ullstein, Carlsen) in Deutschland geführt, deren gedruckte Bücher zum Teil bei Amazon ausgelistet wurden. Bei digitalen Büchern gelten 30 Prozent, inoffiziell aber 35 bis 40 Prozent, wie Branchenkenner sagen.

Unter dem Eindruck der Proteste von Verlagen und mehr als 1.000 Autoren scheint Amazon jetzt aber zum Einlenken bereit, heißt es aus Insiderkreisen. Unter den deutschen Verlagen will in Frankfurt niemand offiziell über die Beziehungen zum wichtigen "Handelspartner" Amazon reden, weder Branchenführer Random House (Bertelsmann) noch andere führende Publikumsverlage.Bastei Lübbe, einer der größten Publikumsverlage im Land, hat sich vor der Buchmesse mit Amazon geeinigt. "Wir wollen digital wachsen, gerade auch im Ausland", sagte der Vorstandschef des börsennotierten Verlags, Thomas Schierack, am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse. Mit dem weltweit größten Vertreiber von E-Books müsse deshalb kooperiert werden.

Libri verkauft Tolino

Wie alle Verkäufer profitiert auch Amazon von der Buchpreisbindung in Deutschland, die auch für digitale Bücher gilt. Zugleich ist dies aber Amazons größtes Problem, da Wachstum über Preiskriege nicht erzielt werden kann. Der Marktanteil des Online-Riesen liegt deshalb nach Schätzungen bei E-Books in Deutschland nur bei rund 40 Prozent. In den USA hält Amazon dank kräftiger Preisnachlässe 60 Prozent, in Großbritannien sogar 90 Prozent.

Außerdem hat sich in Deutschland als Alternative zu Kindle der von großen Buchhandelsketten vertriebene E-Book-Reader Tolino (Thalia, Weltbild, Hugendubel) etabliert. Diese kündigten am Mittwoch auf der Buchmesse an, künftig mit dem Buchgroßhändler Libri zu kooperieren. Über Libri können auch kleinere Buchhändler ins Tolino-Boot kommen.

Mehr Wissen für die Buchhändler

Zusätzlich versucht der Dachverband der Branche, die Beratungskompetenz der Sortimenter zu stärken. Geplant ist ein Online-Datenpool zu den lieferbaren Büchern. "Der Händler soll auch bei Titeln, die er nicht im Laden hat, eine gute Beratung bieten", sagt Ronald Schild vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Auch bei den Kundenrezensionen soll Amazon mit Hilfe einer Datenbank, in der sich Leser aller Buchhandlungen beteiligen, das Wasser abgegraben werden.

Amazon forciert unterdessen seinen Selbstbedienungs-Verlag Kindle Direct Publishing. Dort können Autoren ihre E-Books auf der Kindle-Plattform veröffentlichen - und erhalten den im herkömmlichen Verlagsgeschäft unvorstellbaren Anteil von 70 Prozent der Einnahmen. Zugleich müssen sie sich aber um alles, von der Korrektur bis zur Werbung, selbst kümmern. Nach Amazon-Angaben machen die Direkt-Bücher rund die Hälfte der in Deutschland gelesenen Kindle-E-Books aus. (APA/dpa)

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