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09.05.2015 10:21

Billige Verlage

Google erkauft sich für 50 Millionen US-Dollar pro Jahr ein bisschen Frieden von den störrischen europäischen Zeitungsverlegern. Der Geldregen aus dem Silicon Valley ist ein Danaergeschenk.

Es geht voran für die europäischen Zeitungsverleger. Jetzt dürfen sie schon Google beraten. © Fotolia

Ein bisschen gerührt darf man schon sein, wenn man beobachtet, wie einige europäische Verlage sich darüber freuen, nun in die „Digital News Initiative“ des Suchmaschinengiganten Google aufgenommen worden zu sein. Mit 50 Millionen Euro pro Jahr will Google in den nächsten drei Jahren Projekte für digitalen Journalismus fördern, einige europäische Zeitungen wie „Die Zeit“, die „Frankfurter Allgemeine“ oder der „Guardian“ werden von dem neu aufgesetzten Forschungsfonds profitieren.

Die „Zeit“ kann ihren Bedeutungsschub für Google kaum fassen und freut sich schon auf die gemeinsamen Arbeitsgruppen, in denen man sich mit Google darüber austauschen könne, wie „Bedürfnisse von Verlegern stärker in den Google-Produkten berücksichtigt werden können.“

Dieser herbei imaginierte Einfluss auf Google ist beinahe Mitleid erregend. Selbstverständlich wird sich der Riese Google von den publizistischen Putzerfischen am Rücken nicht in der eigenen Richtung beeinflussen lassen.

Die Motivlage für die Charmeoffensive von Google – erkauft mit weniger als einem Promille des Jahresumsatzes – ist eindeutig: Kurzfristig erhofft sich der Konzern vor dem Wettbewerbsverfahren der EU-Kommission eine Imagepolitur. Die nun mit ein paar Bucks abgespeisten Verlage werden jetzt auch nicht mehr glaubwürdig für das Leistungsschutzrecht eintreten können, Google hat also eine Entsolidarisierung der Verlage in diesem ohnehin etwas seltsamen Bestreben erreicht.

Viel mehr aber noch wird Google davon profitieren, dass nun die Inhalte-Lieferanten aus Europa eifrig darüber nachdenken, ihr Tun noch mehr auf die Technologie von Google abzustimmen. Ergebnis: Die Dominanz von Google wird gestärkt, die Abhängigkeit der Verlage vom Klickkarussell noch größer. In Mountain View, dort, wo Google sein Hauptquartier hat, muss das Knallen der Sektkorken weithin hörbar gewesen sein. 

Martin Schwarz

(4c Printausgabe 3/2015)

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