Ein Test für den Print-Propheten

Es wird wahrscheinlich wieder eine gewaltige Show, die tausende in Halle 9 auf dem Messegelände der Drupa locken wird. Auf seinem 3.000 Quadratmeter großen Stand wird der Print-Prophet persönlich wieder Hof halten – und mutmaßlich auch einige derer neu begeistern können, die sich eigentlich schon abgewendet hatten: Benny Landa wird seine zweite Drupa nutzen, um erstens den Imageschaden aus der jahrelangen Verspätung seiner Technologie zu reparieren und vor allem den Druckdienstleistern, die einst seine Kunden werden sollen, die Idee einer neuen, besseren, profitableren Welt vorzustellen.

Denn Benny Landa kann eines besser als die meisten seiner Konkurrenten: Er versteht es, seiner Kundschaft keine Maschinen, sondern Visionen zu verkaufen. Keine technologische Erbsenzählerei, sondern der ganz große Wurf für die Branche wird da geübt. In der nicht ganz entbehrungslosen wirtschaftlichen Wirklichkeit, in der viele Dienstleister sich befinden, kommt das erstmal nicht schlecht an.

Die unmittelbare Enttäuschung der Kunden, dass da eben in den letzten vier Jahren auch gar keine Maschinen, sondern nur Visionen waren, wird daher fast rückstandsfrei an ihm abperlen, sofern er beim Liefertermin der Maschinen - 2017 soll das sein - verbindlicher wirkt als beim letzten Mal.

Schön ausgedacht

Die Vision, die Landa verkauft, ist eine, in der die bisher beinahe unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Offset und Digitaldruck faktisch aufgehoben sind; eine Vision, in der nanografische Druckwerke praktisch in Offsetgeschwindigkeit, faktisch in Offsetqualität und annähernd zu Offsetkosten digital produzieren. Mit Ingenieuren, pflegt Landa zuweilen zu sagen, kann man nicht die Welt verändern, aber mit Forschern. Und eben deshalb habe er in seinen Labors und Produktionsstätten im israelischen Rehovot so viele Forscher eingestellt.

Damit das Wirklichkeit werden kann, müssten allerdings noch einige Bedingungen erfüllt werden – und da fängt die technologische Erbsenzählerei nun also doch an. Zuerst einmal muss Landa es schaffen, das Speed-Upgrade seiner Maschinen relativ zeitnah anbieten zu können. Wer sich bei der Drupa für eine der beiden Bogenmodelle von Landa, die S 10 oder die S 10 P mit Duplex-Druck, entscheidet, wird ein Aggregat erhalten, das 6.500 Bögen im B1-Format pro Stunde verarbeiten kann – oder bei der Rollenmaschine W 10 derzeit 100 Meter pro Minute.

Mit dem Speed-Upgrade soll, so jedenfalls das Versprechen, die Geschwindigkeit dieser Maschinen verdoppelt werden können. Auf offsetähnliches Niveau von 13.000 Bögen pro Stunde oder 200 Metern pro Minute.

Überzeugungskraft

Landas große Aufgabe wird sein, möglichst viele Drucker von diesem Upgrade überzeugen zu können. Nur wenn das gelingt, wird nämlich auch die zweite Bedingung erfüllt werden können. Und die lautet: Landa braucht Menge. Er muss genügend Tonnen seiner proprietären Nanotinten verkaufen, um die Preise pro Bogen auf kalkulierbares Niveau senken zu können. 

Dabei kann er Hilfe kaum erwarten: bis auf Komori hat er keinen Partner, der außer ihm selbst nanografische Drucksysteme anbietet. Es wird also alleine an seiner und Komoris Vertriebsleistung hängen, ob er eine ausreichende Menge an Nanotinten verkaufen kann, um damit die Profitabilitätsgrenze seiner Technologie maßgeblich in offsetähnliche Auflagen zu verschieben.

Die Show wird zweifellos atemberaubend sein bei der Drupa. Aber ob Landas Vision verkaufbar ist, wird sich erst zeigen, wenn die Musik verklungen ist.

Martin Schwarz, Tel Aviv

Der #4ctalk zum Thema

Neben Benny Landa wird auch der Druckmaschinenhersteller Heidelberg mit einem Digitaldrucksystem für das B1-Format vorstellen - konstruiert für den Verpackungsmarkt. Wer wird Ihrer Meinung nach in diesem Wettstreit im B1-Format besser reüssieren können: Landa oder Heidelberg?

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