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Tinten-Experiment

06.12.2010 13:28

Wasserträger

Im Kärntner Spittal an der Drau, dort, wo technologische Innovationskraft nicht unbedingt erwartet werden würde, mixen findige Experten eine neuartige Tinte für eine Vielzahl von Oberflächen zusammen.

Das unternehmerische Leben von Gernot Langes-Swarovski ist ja eigentlich von dreidimensionalen, festen Gegenständen geprägt: Kristallelefanten, Glitzersteinchen und andere künstlich-kristalline Durchsichtigkeiten waren bisher für den ehemaligen CEO der Swarovski-Gruppe und größten Einzelgesellschafter des Kristall-Konzerns Alltag. Doch nun interessiert sich Swarovski für Flüssiges: Tinte.
 
Wasser als Basis
 
In Spittal an der Drau hat Langes-Swarovski  das Unternehmen Sepiax aufgebaut und lässt dort neuartige Tinten herstellen. „Unsere Produkte gehen zum überwiegenden Teil ins Ausland, als ist es egal, ob wir in Wien oder Kärnten sitzen“, sagt Sepiax-Vertriebschef Karl Heinz Ebner. Ursprünglich als Forschungslabor in Liechtenstein gegründet, ist mittlerweile die Produktion gestartet. An fluiden Rohstoffen mangelt es ja eigentlich nicht am Markt, doch das Konzept von Sepiax ist tatsächlich neu: „Man muss sich darüber im klaren sein, dass Tinten eben ein chemische Produkte sind. Bei unserer Tintentechnologie dienen aber nicht Lösungsmittel oder UV-Reaktoren als Trägerflüssigkeit, sondern Wasser. Unsere Tinte etwa besteht zu 60 Prozent aus Wasser“, sagt Ebner. Und schränkt gleich ein: „Der Rest ist in gewissem Ausmaß natürlich Chemie. Wobei weder umweltschädigende chemische Verbindungen, die nach der REACH-Verordnung genehmigungspflichtig sind, noch Hazardous Air Pollutants (HAPs), die im amerikanischen Clean Air Act gelistet werden, in unserer Tinte vorhanden sind“.
 
Haptikfreundlich
 
Wasserbasierende Harztinten wie jene von Sepiax sind aber nicht nur für die Umwelt von Vorteil, sondern bieten auch einige monetäre Vorteile. „Mit unseren Tinten können Sie, wenn gewisse Voraussetzungen an die Temperatur erfüllt sind, auf allen Substraten, auch unbeschichteten, drucken. Auch ohne zusätzliches Coating und ohne Vorbehandlung“, erklärt Ebner. Verwendbar sind also etwa Künstler-Canvas, die nur die Hälfte von speziellen Digitaldruck-Canvas kosten. Förderlich soll die Verwendung der Tinte auch für die ästhetische Anmutung des Druckproduktes sein. Die Tinte verbleibt fast vollständig an der Oberfläche des Substrats. Das erlaubt einerseits eine exzellente Konturschärfe, andererseits kann so auch der Tintenauftrag beträchtlich reduziert werden. „Weil wir einen sehr dünnen Druckfilm auf das Substrat legen, bleiben auch dessen Oberflächeneigenschaften wie eben die Haptik erhalten“, sagt Ebner.
 
Keine PVC-Anwendungen
 
Aber: für den Druck auf PVC oder Vinyl ist herkömmliche Solvent-Tinte immer noch am besten geeignet. „Dazu ist die Solvent-Tinte eben gedacht. Sie penetriert das PVC, dadurch kommt es zur hohen Geschwindigkeit, den guten Hafteigenschaften und zur Langlebigkeit. Mit Wasser als Ink Carrier können wir eine solche Performance nicht bieten“, so Ebner. Will er aber auch gar nicht. Sepiax zielt nicht auf PVC-Anwendungen. Weil es auch keinen Sinn machen würde, gerade bei PVC auf umweltfreundliche Tinten zu achten. „Wenn ich ein PVC-Banner bedrucke, das ein halbes Kilogramm wiegt und habe dabei einen Tintenauftrag von vielleicht fünf Gramm, muss ich den Nutzen für die Umwelt schon infrage stellen. Wenn ich dagegen ein Substrat nehme, das wie PET wieder verwendet werden kann, dann lohnt sich die grüne Mühe“, so Ebner.
Noch befindet sich die Tintentechnologie von Sepiax aber im Entwicklungsstadium. „Anfang nächsten Jahres werden wir wohl so weit sein, auch weiße Tinte anbieten zu können“. Bald sollen auch höherviskose Tintentypen für Industriedruckköpfe entwickelt sein. „Wir sind jetzt bei etwa vier Millipascal Viskosität. Industriedruckköpfe benötigen zwischen neun und zwölf Millipascal“. Wann es so weit sein wird, kann Ebner aber noch nicht sagen.

Anja Schlimbach