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Typografie

30.04.2016 12:35

Kennen Sie schon die Helvetika?

Das österreichische Parlament hat nun die EU-Tabakproduktrichtlinie beschlossen. Und dabei auch gleich einen Fehler zur Typografie in österreichisches Recht übernommen.

Klubzwang und Fraktionsdisziplin ersetzen im parlamentarischen Alltag mitunter das Denken des einzelnen Mandatsträgers. Das ist praktisch, erleichtert den Job und mag nicht zwangsläufig tragisch sein, schuf aber in der Vorwoche die Voraussetzungen für politische Realsatire, in dessen Zentrum die Buchstaben "k" und "c" standen, wie die "Futurezone" berichtete. 

Der österreichische Nationalrat war zusammengetreten, um unter anderem die EU-Richtlinie 2014/40/EU in österreichisches Recht zu übernehmen. Die Richtlinie definiert die Verschärfung der Regeln rund um Verkauf und Werbung für Tabakprodukte. 

Nun ist in Artikel 9 des EU-Textes auch geregelt, in welcher Größe und Schriftart die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen zu drucken sind. Dem Übersetzungsdienst der EU-Kommission dürfte genau hier ein Fauxpas unterlaufen sein: aus der Schriftart "Helvetica" wurde in der deutschen Übersetzung die Schrift "Helvetika". 

Das Problem mit der Helvetika ist: es gab sie bisher nicht.

Den beiden Regierungsfraktionen SPÖ und ÖVP ist der Fehler nicht aufgefallen, nur der kleinen Oppositionspartei NEOS. Deren Abgeordneter Gerald Loacker brachte also einen Abänderungsantrag ein, in dem vorgeschlagen wird, aus der "Helvetika", die es ja nicht gibt, im entsprechenden Gesetzestext die "Helvetica" zu machen. Ein typografischer Service. Mehr nicht.

 

 

Weil aber Abänderungsanträge des politischen Gegners, das wurde dem gewöhnlichen Mandatsträger ja hinreichend eingeschärft, ein Minenfeld politischen Intrigantentums sein müssen, wurde auch in diesem Fall die von den NEOS beantragte Änderung abgelehnt. 

Als Reaktion erfanden die NEOS die unfassbar hässliche Schrift "Helvetika", ein wirklich übles typografisches Gebräu.

Die Regierung müsste nun das eigene Gesetz eigentlich novellieren. Und eingestehen: Lesen hilft. Auch wenn der Text von der Opposition kommt.

Martin Schwarz

 

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