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11.11.2014 14:48

Im zweiten Anlauf

Für ein Familienunternehmen ist eine Investition im sechsstelligen Bereich schon eine große Sache. Matthias Wenzel, Geschäftsführer der Münchner Druckerei Wenzel, berichtet über seine Suche nach einem leistungsfähigen Farbplotter. Und warum er einen solchen bei Océ gefunden hat.

Matthias Wenzel: „Das ist technisch schon eine andere Nummer als ein kleiner Plotter, bei dem man nur regelmäßig Tinte nachfüllt und alle paar Wochen den Druckkopf wechselt.“ © Beigestellt

„Mein Vater startete 1969 mit einer Lichtpausmaschine. Plankopien für Architekten und Ingenieure sind und waren unser Kerngeschäft. Im Laufe der Jahre kam dann vom Großformat über Offset bis Plattendirektdruck und Textildruck so einiges dazu. Wir haben jede Nische erobert und bieten jede Variante an, die mit unseren Produkten zu tun hat. Wir drücken uns auch nicht vor exotischen Aufgaben, sondern stellen uns den vielen Herausforderungen, die Kunden täglich an uns herantragen.

Alle Produkte, die wir anbieten, stellen wir selbst her. Für jeden Artikel haben wir die passende Maschine, daher ist unser Maschinenpark relativ groß. Manche Systeme haben wir in allen Filialen installiert, teils gleich doppelt und dreifach, um unsere Leistung schnell und bequem vor Ort erbringen zu können.

In der Produktion waren Farbplots leider bislang immer ein technisches Nadelöhr, das sich in der Produktionsgeschwindigkeit negativ bemerkbar machte. Nicht nur wir, der gesamte Markt hat seit Jahren auf ein System gewartet, das wie im Schwarz-Weiß-Bereich auch in Farbe automatisiert produzieren und ausgeben kann, bei dem weniger Manpower dahintersteht und die Geschwindigkeit höher ist. Solche Systeme wurden erstmals vor ungefähr drei Jahren vorgestellt. Damals steckten sie noch zu sehr in den Kinderschuhen, um wirklich interessant für uns zu sein. Aber wir haben natürlich die Entwicklung genau beobachtet.

Gescheitert

Nach einiger Zeit haben wir uns dann für ein Produkt entschieden, das es eigentlich schon länger am Markt gab. Zuvor kam es wegen technischer Unsicherheiten für uns nicht infrage. Erst das Nachfolgemodell war so interessant, dass wir den Versuch im großvolumigen Farbbereich gestartet haben. Wir hatten das System bei uns aufgestellt, die Laufeigenschaften genügten aber einfach nicht unseren Ansprüchen. Die Maschine produzierte Ausschuss und die Qualität war nicht gut genug, weshalb wir sie nach knapp einem Monat zurückgegeben haben. Der erste Versuch war gescheitert.

Geglückt

Die Color Wave geisterte zu diesem Zeitpunkt auch schon seit ein paar Jahren auf dem Markt herum. Sie wurde als Beta-Version auf der letzten Drupa vorgestellt. Die erste Maschine in Deutschland, noch ohne Falter, wurde meines Wissens im Dezember 2013 ausgeliefert. Technisch gibt es die Maschine also schon lange, aber praktisch eben nicht. Im Frühjahr kam Océ dann auf uns zu mit dem Vorschlag, dieses System einmal auszuprobieren, die Maschine sei jetzt marktreif. Die Color Wave 900, die wir letztendlich gekauft haben, ist im Frühling dieses Jahres gelauncht worden. Wir waren die Zweiten in Bayern, die ein solches System aufgestellt haben.

Mittlerweile sind wir zu dem Schluss gekommen, dass man mit dem System alles in allem gut arbeiten kann, vor allem bei der Geschwindigkeit, mit der die Maschine produziert. Schon mit halber Kraft versorgt sie uns und die Kunden sehr schnell mit Ergebnissen, die sich von der Qualität und Fertigungszeit her wirklich sehen lassen können.

Wir können einen ganzen Berg Pläne mit einem Mitarbeiter produzieren, der die Maschine bestückt. Hinten raus kommen die fertigen Dokumente, diese werden in einer Kiste verpackt und wir haben keine Arbeit mehr damit. Das war unser Ziel. Wir werden zwar mit unterschiedlichsten Planformaten und -größen konfrontiert, die teilweise trotzdem noch ein bisschen nachbearbeitet werden müssen. Aber den Großteil der Jobs können wir jetzt schnell und effizient abwickeln.

Kommunikationsbedarf

Wie jede Neuinstallation hat auch diese Maschine noch ihre Kinderkrankheiten. Es ist eben eine Technologie, die wirklich relativ neu am Markt und von der Anforderung her recht komplex ist. Herausfordernd ist etwa die Kommunikation zwischen Drucker und Falter, die laufend optimiert wird. Die Schnittstelle ist noch nicht gegeben, der Drucker weiß also manchmal nicht, was der Falter macht. Das wird aber zum ersten Quartal 2015 behoben sein. Überhaupt läuft die Weiterentwicklung gut.

Auf der Softwareseite musste das System natürlich an unsere vorhandenen Lösungen angepasst werden. Wir schufen Schnittstellen für unsere Produktionssoftware, damit die Maschine unseren spezifischen Abrechnungssystemen entspricht, die Pläne automatisch in den Auftrag gebracht werden und wir nicht manuell messen müssen. Wir haben bestimmt einen guten Monat gebraucht, um zwischen unserer Produktionssoftware und der Maschine selbst die Kommunikation einzurichten. Hier reden schließlich auch zwei externe Programmierer miteinander. Wir stehen auch immer noch in regem Kontakt mit Océ, weil bestimmte Anforderungen und Daten noch problematisch für die Software sind. Aber wenn wir ein File schicken, das nicht funktioniert, kümmert sich Océ sofort darum und versucht, das Problem zu lösen. Das klappt in der Regel sehr schnell und zufriedenstellend.

Am Anfang war auch die Umstellung für die Mitarbeiter etwas schwierig, was aber fast jede Veränderung mit sich bringt. Die Kollegen waren es gewohnt, die Pläne auf die Drucker zu schicken. Nach dem Druck haben andere Mitarbeiter sie herausgeholt und verarbeitet. Dies schien zunächst einfacher als die Möglichkeit, dass eine Person eine Maschine kontrolliert. Tritt ein kleines Problem auf, wird der ganze Workflow durcheinandergebracht und man muss wieder von vorne anfangen. Das war allerdings ein reiner Gewöhnungsprozess. Die Mitarbeiter fangen an, Routine zu entwickeln und fühlen sich mittlerweile schon sehr wohl damit.

Reinlich

Natürlich wurden die Mitarbeiter auch gründlich geschult. Bei diesem System geht es gar nicht anders. Das ist technisch schon eine andere Nummer als ein kleiner Plotter, bei dem man nur regelmäßig Tinte nachfüllt und alle paar Wochen den Druckkopf wechselt. Die Maschine braucht ihre Reinigungsintervalle am Morgen und am Abend. Außerdem steckt eine hochsensible Technik drin, die von einem Operator ohne richtige Einweisung nicht mehr zu bedienen ist – alles selbst für mich, einen alten Hasen in Sachen Plotservice, nicht ganz so einfach.

Was wir nun noch gerne hätten, sind wasserfeste Tinten. HP wird demnächst im Prinzip das gleiche System auf den Markt bringen, das mit wasserfesten Tinten arbeitet. Das ist natürlich eine Sache, die deutliche Vorteile bringt. Da besteht noch großer Handlungsbedarf und es wird Océ nichts anderes übrigbleiben, als selbst etwas in diese Richtung zu entwickeln. Wenn Océ aber eine pigmenttintenbasierte Maschine auf den Markt bringt, können wir sofort wechseln, das wurde vertraglich so festgehalten.

Für uns ist eines entscheidend: Wir wollen technisch vorne mit dabei sein. Insofern ist das System unterm Strich die richtige Wahl gewesen.“

Anja Schlimbach

(4c Ausgabe Deutschland 7/2014)

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