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Designer-Karrieren

10.06.2013 09:50

Welt in Wien

Ihr Handwerk gelernt haben sie in Bulgarien, Kanada, Großbritannien oder Spanien. Dann verschlug es sie nach Österreich. Doch hier einmal verwurzelt, wundern sich ausländische Designer immer wieder, wie ähnlich die Design-Geschmäcker hierzulande jenen im fernen Ausland sind.

„Man ist nie König im eigenen Land“, sagt der spanische Designer Rodrigo Pérez über sein Image bei den österreichischen Kunden. Von ihnen hört er, dass das spanische, emotionale Design viel besser sei als das heimische. Genau umgekehrt ging es seiner Frau Martina, als sie noch in Madrid lebten. Da wurde die Linzerin für ihren rationalen Stil gelobt. Sie selbst finden indes, dass der Designgeschmack immer einheitlicher wird. „Wenn es eine neue Bewegung gibt, dann ist die gleich im Internet zu finden und die Designer auf der ganzen Welt kopieren das“, sagt Rodrigo Pérez. „Auch bei den Kunden gibt es keine großen Unterschiede mehr, der Designgeschmack wird sich einfach immer ähnlicher“, meint Martina Pérez.

Romantische Fügung


Kennen gelernt haben sich die beiden in Madrid, als Martina nach dem Studium ihre Sprachkenntnisse vertiefen und Arbeitserfahrungen sammeln wollte. Beide arbeiteten in verschiedenen Designstudios und bald entstand die Idee zu einer gemeinsamen kreativen Arbeit. Die Entscheidung, das eigene Studio in Österreich zu gründen, hatte mehrere Gründe. Zum Einen schlug 2010 gerade die Wirtschaftskrise mit voller Wucht in Spanien zu. „Investitionen in Design werden da gleich mal als erstes gestrichen“, sagt Martina Pérez. „Ich glaube, es war leichter in Österreich zu gründen als in Spanien“, meint Rodrigo Pérez. „Ich habe das Gefühl, dass es hier mehr Interesse für Designunternehmer gibt. In Madrid gibt es eine jüngere, nicht so große Designkultur.“
Mit Unterstützung des AMS und des Departure Pioneer Programms der Kreativagentur der Stadt Wien war die Gründung auch durch Förderungen, die es so in Spanien nicht gegeben hätte, leichter. „2011 haben wir offiziell gegründet und hatten das Glück, gleich namhafte Kunden zu finden“, sagt Martina Pérez. „Aber der Prozess des Selbständigmachens ist auf jeden Fall sehr herausfordernd.“ Neben Produktdesign, Illustrationen und Kommunikationsdesign gestalten die beiden auch Corporate Design. „Beim Corporate Design gibt es immer das selbe Problem“, sagt Rodrigo Pérez. „Nämlich dass der Geschmack der größte Gegner der Identität ist.“ Aber auch das wird in Spanien wohl ähnlich sein wie in Österreich.

Fernweh

Für den Designer Valentin Vodev war der Weg nach Österreich der Aufbruch in eine neue, weite Welt. „Ich habe in Sofia die höhere Schule für angewandte Kunst besucht und danach ein Jahr Schauspiel studiert“, erzählt der Bulgare. „Mit 19 wollte ich in die weite Welt und bin nach Wien gegangen, um an der Angewandten zu studieren.“ Im Nachhinein scheint dieser Weg recht blauäugig gewesen zu sein. „Meine größte Hürde war, dass ich keine Freunde und Netzwerke hatte“, sagt Valentin Vodev. „Das schätzt man gar nicht so wichtig ein. Aber ich träumte von fernen Ländern, nur das Netzwerk kann man nicht mitnehmen Aber wenn man jung ist, kann man viel vertragen.“ Doch auf der Uni fühlte sich Vodev gleich wohl. Endlich konnte er das machen, was er schon immer tun wollte. „So habe ich auch automatisch neue Leute kennen gelernt und ich habe auch nie den Kontakt zu meinen Freunden in Bulgarien abgebrochen.“  Nach der Uni und einem weiteren Studienjahr in London eröffnete Vodev 2010 sein Designstudio. Von Wien aus arbeitet er an internationalen Projekten. „Der Designgeschmack ist allerdings nicht sehr unterschiedlich“, erklärt Vodev. „Zum einen ist das gut, weil es für eine gewisse Qualität spricht. Aber die Einheitlichkeit finde ich doch schade. Es ist ein globalisierter Geschmack und die Originalität und der kulturelle Ursprung gehen dabei verloren.“

Mentalitätsunterschiede

Größere Unterschiede spürt Valentin Vodev bei den Mentalitäten seiner internationalen Kundschaft. „Eigentlich ist das ein Wahnsinn, dass die Zusammenarbeit funktioniert“, sagt Vodev. „In Paris zum Beispiel laufen schon die Gespräche nach einem ganz anderen Muster, da muss man eben die Mentalität kennen und beachten.“ In Bulgarien gibt es gar grobe Probleme, was die Umsetzung seiner Projekte betrifft. „Da muss man den Leuten genau auf die Finger schauen“, meint Vodev. „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass alles so gut klappt wie in Österreich.“

Illustrationskunst

Mit den Emotionen seiner Kunden hat auch Bruce Meek manchmal zu kämpfen. Der Illustrator lebt seit dreißig Jahren in Wien. „Kunst wirkt immer suspekt, Fotos wirken dagegen glaubwürdiger“, sagt Bruce Meek. „Außerdem ist ein Illustrator schwer zu kontrollieren, weil er vielleicht andere Ideen hat als sein Auftraggeber.“ Der Engländer wanderte in den 1960er Jahren von London nach Toronto aus und gestaltet dort viele Plattencover, Poster und arbeitete für Magazine im Editorial Design. „Danach bin ich für drei, vier Jahre nach Amsterdam gegangen und habe dort ein Kinderbuch geschrieben und illustriert“, erzählt Bruce Meek. Ein Besuch bei einem Freund in Österreich hat ihm so gut gefallen, dass er dann hier geblieben ist. Dank seines internationalen Portfolios war der Karrierestart in Österreich einfach und er lernte schnell die richtigen Leute kennen. Heute zeichnet er unter anderem für die Illustrationen von Darbo verantwortlich. Trotzdem spürt er einen Rückgang, was das Interesse an seiner Kunst betrifft. „Heute sieht man kaum noch Illustrationen, weil die Printmedien wenig Geld haben und weniger Leute Magazine lesen als noch vor zwanzig Jahren“, meint Meek. „Oft suchen die Magazine nach Fotos, die so halbwegs passen. Das geht schneller und ist billiger.“

Berufshobby

Aus seiner Leidenschaft einen Beruf zu machen war auch Peter Diamonds großes Glück. Der Kanadier entwarf schon auf der Highschool Plattencover, T-Shirts und Poster. Die Liebe hat ihn schließlich nach Österreich gebracht. „Meine Frau hat ein Praktikum in Kanada gemacht, so haben wir uns kennen gelernt“, erzählt Diamond. Hier hat er mit Musikillustrationen seine ersten Sporen verdient, doch bald sollten andere Projekte folgen. „Bis 2008 hatte ich keine Ahnung, dass es so viele kunstvolle Medienillustrationen gibt“, sagt Diamond. „Der Anfang war eher langsam und schwierig“, erzählt Diamond über seinen Einstieg als Medienillustrator. „Es dauert, bis man seinen Stil und Bekanntheit aufbaut, man muss sich viel bewerben und zeichnen, aber ich mache das ja von Herzen also ist das keine schwierige Arbeit.“ Inzwischen hat er internationale Kunden wie die New York Times, Wired UK oder The National Post. Einen Unterschied zwischen den Kontinenten kann er bei seiner Arbeit immer wieder feststellen. „Die Nordamerikaner sind weniger konservativ. In Österreich wird Illustration weniger als Kunst betrachtet und die Kunden erwarten, dass ein Illustrator in allen Stilen arbeiten kann“, sagt Diamond. „Ich bin eben mehr von der nordamerikanischen Schule, habe meinen eigenen Stil und versuche, Jobs für meinen Stil zu finden.“ 

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