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Landa Nano

23.05.2015 15:58

Diesmal richtig

Mit einem völlig neuen Maschinendesign will Benny Landa die Zweifler an seiner Drucktechnologie widerlegen. Gegenüber 4c erzählen nun die Entwickler des neuen Maschinenlayouts erstmals über die lange Suche nach einem neuen ergonomischen Konzept für die Landa-Systeme.

Landas Bogendruckmaschine: kaum noch Ähnlichkeit mit den ersten Modellen, die zur Drupa 2012 vorgestellt wurden. © Landa Tesla S-Modell: Touchscreen als wichtigstes Element des Armaturenbretts. © Tesla Motors © Messe Düsseldorf/ctillmann
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Die Nutzung von Automobilen der Oberklasse ist zweifellos eine angenehme Art der Fortbewegung, birgt aber offensichtlich auch eine äußerst inspirierende Komponente. „Benny hatte das Cockpit von Luxusautos im Sinn, als er sich Gedanken über das Leitstand-Design der Druckmaschinen gemacht hat“, erzählt Elisha Tal, einer der Chefs der Tel Aviver Designagentur i2d über Benny Landas gedanklichen Steilpass, den er beim Redesign der S10-Bogendruckmaschine von Landa aufzunehmen hatte. Denn auch im Cockpit eines Oberklasse-Autos hat der Fahrer alle notwendigen Informationen stets im Blickfeld. Bei den Elektromobilen von Tesla lassen sich gar viele Funktionen des Fahrzeuges zentral über einen 17 Zoll großen Touchscreen steuern.

An der falschen Stelle

Wenn Landa bei der kommenden Drupa im Frühling 2016 seine neuen Druckmaschinen vorstellen wird, werden die optisch mit den Modellen der letzten Drupa 2012 nicht mehr viel zu tun haben. Das Design von damals war zweifellos spektakulär, zweifelhaft dagegen war die funktionale Passgenauigkeit dieses Designs im Druckprozess. Die an der Längsseite der Maschine integrierten Touch-Screens der ersten Version der Landa-Maschinen wären für den Maschinenbediener ein ergonomisches Problem gewesen: er hätte die halbe Maschine umrunden müssen, um zum Ausleger zu gelangen und dort etwa die Druckbögen zu kontrollieren.

Stolz drauf

Das Design-Desaster musste repariert werden und genau darauf hat das Team von Benny Landa einen Gutteil der letzten Monate verwendet. „Wir wollen einen neuen Standard setzen“, sagt Gilad Tzori, für die Produktstrategie zuständiger Manager bei Landa im israelischen Rehovot gegenüber 4c. Die Maschine sollte nicht nur ein Produktionsmittel sein, sondern den Drucker „stolz machen auf das, was er tut“. Das könnte durchaus positive Nebenwirkungen für die Personalsuche haben, wie Designer Elisha Tal meint: „Druckerei-Manager haben uns gesagt, dass es leichter wäre, Mitarbeiter für so eine Maschine zu finden“.

Holz-Prototyp

Um zum neuen Design zu kommen, hat das Landa-Team indes einigen Aufwand getrieben. „Wir haben ein Modell aus Holz hergestellt und Drucker gebeten, die einzelnen Arbeitsschritte exakt zu simulieren“, erzählt Designer Elisha Tal über den Weg zum neuen Maschinendesign. Außerdem haben die Designer Offsetdruckereien besucht, um die Tätigkeit und Bewegungsabläufe der Drucker genau zu analysieren: „Bei herkömmlichen Offsetdruckmaschinen sind Leitstand und Maschine überhaupt nicht integriert. Manchmal ist der Leitstand in einem 90 Grad-Winkel zur Maschine angeordnet, manchmal in einem 180 Grad-Winkel“, so Tal. Bei Landa ist der Leitstand nun in einem Winkel von 45 Grad direkt an die Maschine gebaut; der Drucker soll damit befähigt sein, ohne Körperdrehung sowohl Maschine als auch Kontrollpanels im Blick zu haben.

Wie am Traktor

Man könnte das, was Landa da vor hat, als Lösung von Luxusproblemen abtun. Gilad Tzori aber glaubt, dass Arbeitskomfort auch Effizienz erhöht und gleichsam Fehler minimiert: „Früher gab es auf Traktoren keine Kabinen, die Fahrer waren den jeweiligen Wetterbedingungen ausgesetzt. Seitdem es Kabinen gibt, können die Fahrer auch länger arbeiten.“

Beobachter

Im Digitaldruck tragen Ergonomie und Nutzerfreundlichkeit entscheidend dazu bei, das Drucksystem auszureizen oder eben nicht; unter Umständen mehr noch, als das im Offsetdruck mit seinen fragmentierten technischen Prozessen von der Druckplattenbelichtung bis zum Plattenwechsel der Fall ist. Deshalb spielt auch die Aufbereitung von Information für den Bediener eine größere Rolle.

Im Leitstand der Bogendrucksysteme von Landa ist das über Touchscreens und Displays geregelt, bei denen der Drucker selbst entscheiden kann, auf welchem der Bildschirme er welche Informationen sehen möchte.

90 Prozent ihrer Zeit verbringen Drucker, so wollen jedenfalls die Ingenieure von Landa festgestellt haben, mit der Beobachtung des Druckprozesses. Wenn eine Intervention nötig ist, sollte dafür nicht die gesamte Maschine umrundet werden müssen. Über die Displays, die Überwachung der gesamten Maschine über Kameras und die Positionierung des Leitstandes als Element der Maschine wird der Bewegungsaufwand des Bedieners bei nötigen Eingriffen jetzt reduziert.

Landa hat die Reparatur des Designs Monate und Millionen gekostet und – eigentlich schlimmer – viel an Vertrauen im Markt. Spätestens bei der Drupa wird sich zeigen, wie viel von diesem Vertrauen er mit dem neuen Maschinenlayout wieder zurück gewinnen kann.

Martin Schwarz

P.S.: Möchten Sie hautnah die neuesten Entwicklungen von Landa Nano sehen? Dann begleiten Sie uns von 18. bis 21. Oktober auf unserer Printtour nach Israel.