Business Design Tools Druck Digital PLUS
StartseiteDruckWeiterverarbeitungDie schnellen Jobs

Weiterverarbeitung

28.04.2013 20:29

Die schnellen Jobs

Die Bemühungen der Offsethersteller, die Maschinen für schnelle Auftragswechsel weiter zu entwickeln, sind auch eine Herausforderung für die Weiterverarbeitung. Die muss sich noch dazu auf die Entwicklungen im Digitaldruck einstellen.

Weiterverarbeitung: Die künftigen Cutter werden merken, welches Druckprodukt gerade auf dem Tisch liegt. © Beigestellt

Sie sind ein stetes Übel für jeden Betriebsleiter in einer Druckerei: Stillstandszeiten. Die Hersteller von Druckmaschinen reagieren mit allerlei Tools zur Rüstzeitverkürzung. Doch damit der gesamte Workflow nicht stockt, braucht es diesen Eifer zu schnellen Jobwechseln und kurzen Rüstzeiten zunehmend auch bei den Herstellern von Weiterverarbeitungstechnologie. „Das Druckvolumen stagniert, gleichzeitig sinken die Auflagen. Also nimmt die Zahl der Aufträge zu. Und das stellt eine große Herausforderung dar“, sagt Dragan Volic, Marketingexperte beim Weiterverarbeitungsspezialisten Müller Martini.

Der intelligente Cutter 

Analog zum Druckmaschinenbau sind schnelle und flexible Systeme die Antwort auf die allseits präsente Herausforderung, Jobs so schnell wie möglich durch den Drucksaal zu schleusen. Sobald neue Antriebe oder Steuerungstechnologien zur Verfügung stehen, kommen Weiterentwicklungen auf den Markt. „Außerdem ist es von Vorteil, wenn Systeme modular aufgebaut sind. Je nach Verarbeitungsstufe, oder besser gesagt je nach Automatisationsprozess, der in der Druckerei erwünscht ist, bieten wir viele Stufen der Automatisierung an: vom reinen Schneidcutter bis zum vollautomatischen System, bei dem auf der einen Seite die Beladung der Bogen stattfindet, in der Mitte geschnitten und auf der anderen Seite alles automatisch wieder entladen wird.“, sagt Walter Zai, Salesmanager beim Cutter-Spezialisten Zünd. „In Zukunft sollten auch unterschiedliche Aufträge ohne Aufwand produziert werden können. Ein Online-Kartenhersteller beispielsweise, der 20 verschiedene Grußkarten individuell gestaltet und druckt, möchte diese natürlich gerne vollautomatisch im Dreischichtbetrieb weiterverarbeiten können. Der Automatisierungsgrad wird noch weiter ansteigen, so dass schließlich verschiedene individuelle Jobs auf dem gleichen Material gleichzeitig ausgeführt werden können. Der Cutter der Zukunft muss also merken können, was für ein Job gerade auf seinem Tisch liegt.“

Papierflüsse und Datenströme

Der Fokus sollte also nicht nur auf der Rüstzeit liegen. Das Ziel ist es schließlich, die gesamte Durchlaufzeit eines Auftrags kurz zu halten. Da bieten die Jobdaten, die Jobdefinition, die Eingabe eines Auftrags oder die Prozessüberwachung ein ebenso großes Potenzial. Das unverzügliche Hochfahren auf Produktionsgeschwindigkeit kann beispielsweise entweder durch dynamische selbstüberwachende Systeme oder durch berechnete Optimierungseinstellpositionen erzielt werden. Das Einrichten erfolgt dann bereits bei maximaler Produktionsgeschwindigkeit. Dezidierte Kontrollsysteme können Fehler in der Logistik oder der Bedienung aufdecken und korrigieren. Nur so können in der Kürze der Zeit auch qualitativ einwandfreie Produkte abgeliefert werden.

„Durch die höhere Anzahl an Aufträgen stehen unsere Kunden vor enormen logistischen Problemen. Das gilt für den Papierfluss, bei dem der Überblick nicht verloren gehen darf. Das gilt aber auch für die Flut an Daten, die auf die Maschinen gebracht werden müssen. Deshalb liegt ein großer Fokus auf dem gesamten Daten- und Prozessmanagement. Bei der Weiterverarbeitung für den Digitaldruck, die mittlerweile voll integriert ist, steuern wir den gesamten durchgängigen Workflow, von der Vorstufe bis zur Weiterverarbeitung, mit dem Datenmanagementsystem Connex. Und diesen Trend sehen wir auch auf der konventionellen Seite“, so Dragan Volic. „Und während es natürlicherweise zu Unterbrechungen im Papierprozess kommen wird, darf das auf der Datenseite nicht passieren. Nur so bekommt eine Druckerei die ganze Logistik in den Griff.“ 

Sprechende Maschinen

Es geht aber nicht nur darum, zu automatisieren und möglichst schnell zu verfahren. „Unsere Aufgabe ist es, dass wir den Bediener oder auch den Manager nicht mit zu komplexen Systemen überfordern. Das heißt, wir sind bestrebt und müssen auch bestrebt sein, die Schnittstellen vom System zum Menschen so transparent wie möglich zu machen, ob das nun die direkte Maschineninteraktion betrifft oder das Auswerten von businessrelevanten und realen Daten. Das sind beides Aspekte, denen wir unbedingt Rechnung tragen müssen“, erläutert Dragan Volic. Bediener können mit intelligenten Lösungen, etwa Einmessvorrichtungen oder auch automatischen Abtastungen, schneller anhand des physischen Musters in die Produktion hinein kommen. So können Maschinen zum Beispiel die Abfolge des Einstellprozesses mitteilen oder Einstellungen wie ein virtueller Assistent selber vornehmen.

Der Offsetdruck entwickelt sich sicherlich weiter, um den fallenden Auflagen auch in Zukunft gerecht zu werden. Der Digitaldruck wird aber wohl schon bald ebenfalls Kern der Druckproduktion sein. Dann werden die Auflagen wohl noch geringer und die Herausforderungen wohl noch höher ausfallen. „Heute wird Digitaldruck vorwiegend bei tieferen Auflagen eingesetzt, aber das eigentliche Potenzial an Flexibilität bezüglich Gestaltungsmöglichkeiten und der Variabilität der Inhalte wird bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Eine wichtige Rolle wird zukünftig dann auch die Verbindung von Print und Web spielen. Mobile Applikationen, wie Augmented Reality, bieten Chancen für innovative Produkte. Hier sind Druckdienstleister und Maschinenbauer gefragt, das Printprodukt attraktiver zu machen und mit dem Web zu verbinden. Das heißt für uns als Weiterverarbeiterauch da weiter zu denken“, erklärt Dragan Volic. „Wir haben in den letzten Jahren in Weiterverarbeitungslösungen für Digitaldruck in gesamtintegrierten Systemen intensiv investiert. Allein im Sinne des Investitionsschutzes sind unsere Anlagen, die in den konventionellen Produktion zum Einsatz kommen, schon 'digital ready' und können zu einem späteren Zeitpunkt an eine Digitaldruckmaschine angebunden werden.“, so Volic.

Anja Schlimbach

(4c Printausgabe 3/2013, 25.04.2013)

leaderboard,skyscraper,rectangle_cad_300_250,banner_468,rectangle_300_250,rectangle_300_100