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10.12.2011 20:06

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Die Mitbewerber von Manroland zieren sich, den insolventen Konkurrenten zu retten. Für sie könnte es aber noch schlimmer kommen, wenn tatsächlich ein asiatischer Investor einsteigt. Von Martin Schwarz

Der Nächste, bitte: die Mitwerber von Manroland ducken sich gegenwärtig weg und wollen den insolventen Konkurrenten keinesfalls übernehmen. © Fotolia

Beinahe wortgleich haben sich in den vergangenen Tagen jene beiden Mitbewerber  des insolventen Druckmaschinenbauers Manroland weggeduckt, auf denen wohl auch ein Gutteil der Hoffnungen von Insolvenzverwalter Werner Schneider ruht. „Wir beobachten die Situation und prüfen die Möglichkeiten“, sagte Heidelberg-Chef Bernhard Schreier vor Journalisten in Heidelberg. Sein Kollege Claus Bolza-Schünemann von Koenig & Bauer richtete einen Tag später in Frankfurt aus, sein Unternehmen sei offen für Gespräche und prüfe die Optionen.  Viel heißt das nicht. Interessanter ist schon, was Schreier und Bolza-Schünemann nach den Floskeln von sich gaben. Schreier würde eindeutig Kapazitätsreduktionen am Markt für Druckmaschinen begrüßen, Bolza-Schünemann meinte ganz eindeutig: „Die Kooperation mit schlecht ausgelasteten anderen Herstellern würde das Kapazitätsproblem in der Branche nicht lösen und bei KBA eher vergrößern“.

Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt dürfte klar sein, dass weder Heidelberg noch Koenig & Bauer Interesse an einer Übernahme von  Manroland haben. Aus unterschiedlichen Motiven. Heidelberg hat sich in den letzten Jahren ausschließlich auf den Bogenoffset-Bereich konzentriert und dürfte auch heute noch nicht bereut haben, die ehemalige Rollensparte und damit Goss an Shanghai Electric abgestoßen zu haben. Die Rückkehr in den Rollenbereich mit einer Gesamtübernahme von Manroland wird derzeit wohl eher nicht ganz oben auf dem Wunschzettel des Heidelberg-Managements stehen. Der Bogenbereich von Manroland wiederum war in den vergangenen Jahren trotz einer recht kompetitiv gestalteten Preispolitik nicht der große Konkurrent des Bogen-Marktführers Heidelberg – da mussten die Heidelberg-Verkäufer schon eher gegen Koenig & Bauer-Angebote antreten. Die Würzburger indes haben ebenso wenig Interesse an Manroland, weil sie eben in beiden Segmenten – Rolle und Bogen – aktiv sind und mit Manroland der schärfste Konkurrent im Rollenbereich wegfallen würde – einem Bereich, der noch weniger Dynamik aufweist als der Bogendruck.

Momentan also wäre die Idealkonstellation für beide übrig gebliebenen Wettbewerber das Ende von Manroland. Die Impulse von außen müssten schon heftig sein, damit sich einer der beiden auf eine auch nur teilweise Übernahme einlassen würde. Der große Unbekannte in diesem taktischen Spiel dürfte höchstens ein Eingreifen des fernöstlichen Riesen wie etwa Shanghai Electric sein, für den der Kauf von Manroland eine finanziell ausgesprochen verkraftbare Transaktion wäre und dem bereits Interesse am Bogenbereich in Offenbach nachgesagt wird. Das könnte für die beiden deutschen Maschinenbauer eine tragische Wende bedeuten, denn Shanghai Electric hätte mit Goss und Manroland mit einem Male ein auch im qualitätsverwöhnten Westen akzeptiertes Sortiment an Maschinen im Rollen – und Bogenbereich. Allerdings können sich die solcherart bedrängten Europäer im Moment noch damit trösten, dass die Integration von Goss in den erstaunlichen diversifizierten Mischkonzern Shanghai Electric bis heute nicht in dem Maße gelungen ist, wie es sich CEO Xu Jianguo vielleicht vorgestellt hätte.

Für Insolvenzverwalter Schneider drängt trotz des schwierigen Umfelds die Zeit: die Manroland-Kunden beginnen unruhig zu werden, erste Fälle von Engpässen bei Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien werden gemeldet. Bis Weihnachten möchte Schneider einen Investor gefunden haben. Nicht nur für die Manroland-Belegschaft beginnen bange Tage, sondern auch für den Mitbewerb. Wenn auch aus völlig anderen Gründen.

 

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