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Papierindustrie

10.04.2013 16:20

Austropapier: Durchwachsen und durchzogen

Trotz Zuwachs bei der Zellstoff- und Papierindustrie plagen Sorgen das Gemüt der österreichischen Papierindustrie. Neu im Problem-Portfolio: Die amerikanische Schiefergasproduktion.

AusblickÖsterreichische Papierindustrie: Warten auf die Auffanglinie. © Fotolia/contrastwerkstatt WachstumDie Produktionsmenge stieg zwar 2012 um rund zwei Prozent, dennoch blieben die Erlöse rückläufig. © Austropapier KWK AnlagenKWK-Anlagen für Biomasse. © Austropapier
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"Das Jahr 2012 war durchwachsen und durchzogen", eröffnet

Wolfgang Pfarl, Präsident des Fachverbands Austropapier, die Jahrespressekonferenz der Zellstoff- und Papierindustrie. Man freut sich zwar über einen Produktionsanstieg von rund zwei Prozent, doch ist dieser gepaart mit einem unerfreulichen Erlösrückgang.

"Mengenmäßig mögen wir zugelegt haben, aber das liegt daran, dass der Export auf rund 87 Prozent gestiegen ist", erklärt Pfarl. Das erkläre auch den Rückgang bei den Erlösen.  
Während Verpackungs- und Spezialpapier als stabile Wertschöpfung angesehen werden, bereitet vor allem die Welt des grafischen Papiers der Industrie Kopfzerbrechen. Konkurrent Nummer Eins sind nach wie vor elektronische Medien. "Wir warten auf die Auffanglinie", heißt es vom Verband. Doch wo diese Linie zu ziehen ist, sei noch unklar. 

Biomasse als feindlicher Rohstoff. 

Eine weitere Sorge der Papierindustrie: Der Rohstoff Holz. Die Papierindustrie steht hier im Wettbewerb mit Biomasseverwendern. "Es ist ein unfairer Wettbewerb", kritisiert Pfarl die massive Förderung dieser, seiner Meinung nach, ineffizienten Energieförderung. "Der wertvolle Rohstoff wird dadurch immer teurer und das bedeutet einen klaren Wettbewerbsnachteil für Österreich." Dringend notwendig ist daher aus Sicht der Papierindustrie eine umfassende österreichische Biomasse-Versorgungsstrategie und die kaskadische Nutzung von Holz. Schon jetzt klagen manche Fabriken über besonders kleine Vorratslager. "Manche Fabriken leben von der Hand in den Mund", so Christian Skilich, Operations Director bei Mondi Europe & International. Die geringen Vorratslager gehen einerseits auf den ungewöhnlich langen Winter und andererseits auf die Gesamtsituation am Holzmarkt zurück.

Rechtsunsicherheit aufgrund Energieeffizienzgesetz. 

Der Blick der Papiermacher richtet sich auch auf das derzeit viel diskutierte Energieeffizienzgesetz: „Energieeffizienz ist die wichtigste Maßnahme zur CO2- Senkung. Das geplante Gesetz enthält einige gute Ansätze, ist aber insgesamt zu planwirtschaftlich und bürokratisch. Die Ziele sollten vielmehr mit Benchmarks und Anreizen umgesetzt werden", verlangt Max Oberhumer, Geschäftsführer von Sappi Gratkorn. Die vorgesehene Förderung ausschließlich kommunaler Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) auf Kosten der energieeffizientesten Unternehmen Österreichs ist allerdings klar abzulehnen. Während Austropapier bereits den zehnten, zertifizierten Nachhaltigkeitsbericht vorlegt, sehen die Vertreter der Papierindustrie die Entwicklung der Energie- und Klimapolitik kritisch. „Wir brauchen eine leistbare und gesicherte Energieversorgung. Derzeit herrscht aufgrund der Vielzahl an Ausnahmebestimmungen, Ausgleichsregelungen und ständigen Novellierungen vor allem Rechtsunsicherheit“, erklärt Oberhumer weiter.

Gaspreise in Europa doppelt so hoch. 

Der Anteil biogener Energieträger beträgt in der Zellstoff- und Papierindustrie bereits 51 Prozent, Gas macht 49 Prozent aus. Die Papierindustrie hält daher die unsachlich geführte Diskussion über neue Gasvorräte für extrem problematisch. „In den USA werden seit Jahren große Schiefergas-Vorkommen erschlossen – mit dem Ergebnis, dass die Gaspreise in den USA deutlich gesunken sind, während sie sich seit 2003 in Europa verdoppelt haben. Wir brauchen daher dringend eine neue Europäische Erdgas-Strategie - es sei denn, wir wollen die energieintensive Industrie aus Europa vertreiben“, so Oberhumer.

Elisabeth Biedermann

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