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Produktdesign

23.08.2011 15:43

Das Gegenteil von Styling

Der deutsche Designer Kay Saamer gestaltet Gegenstände, die nur wenige Menschen je zu Gesicht bekommen: Investitionsgüter wie Inkjet-Druckköpfe oder Teile für Verpackungsmaschinen. Mit 4c sprach Saamer über die Mühen seiner Arbeit und den Unterschied zwischen Styling und Design.

Gegen diese Mauer der Argumente konnte Kay Saamer wohl wenig ausrichten. „Mein Gesprächspartner meinte, die Auftragsbücher seien voll, also würde gar kein Grund bestehen, die Produkte jetzt einer Veränderung zu unterziehen“, erzählt Saamer über seine – letztlich recht kurzen – Verhandlungen mit einem Hersteller von Verpackungsmaschinen, für die Saamer ein adaptiertes Design erarbeiten wollte. Hätte der Mann nur länger zugehört. Dann wäre er nämlich mit Saamers Sicht der etwas komplexen Dinge konfrontiert gewesen: „Design verstehe ich nicht als bloßes Überstülpen von Formalästhetik, es ist eindeutig etwas anderes als Styling“, sagt Saamer. 

Wie Formalästhetik beim Kommunikationsdesign das Salz in der Suppe ist, so ist sie beim Industriedesign das Haar in derselben. Weil: die Produkte, die Kay Saamer gestaltet, bekommen nur recht wenige Menschen jemals zu Gesicht. Alleine optische Kriterien tragen die Designleistung also nicht. Die definiert Saamer daher anders: „Ich seh mir die ganze Maschine an und überlege, wie man durch eine Änderung des Designs auch für die Produktion der Maschine Effekte erzeugen kann, etwa, indem man gewisse Komponenten anders anordnet“, sagt Saamer.

Erfahrenen Technikern dabei als externer Designer erklären zu wollen, wie sie den Aufbau ihrer Mechanismen kostensparender durchführen könnten, stößt manchmal durchaus auf Hindernisse: „In vielen Unternehmen ist es nun einmal leider so, dass die Maschine, die da am Ende die Fertigungsstraße verlässt, doch nur ein mehr oder minder zufälliges Ergebnis ist aus der Arbeit vieler Abteilungen, die sich alle auf den ejeweils eigenen Bereich konzentrieren“, so Saamer. Sein Weg aber ist umgekehrt angelegt: er betrachtet zuerst die ganze Maschine.

Vor kurzem hat Saamer für sein Design eines Inkjet-Druckkopfes der Schweizer Hapa AG den iF Packaging Gold Award 2011 erhalten. Ein Inkjet-Druckkopf, den der Endkunde niemals sehen wird, einer, der höchstens Einkäufern der Verpackungsindustrie auffallen wird. „Ich glaube, es ist falsch, zu denken, dass sich die Entscheidungsträger nicht für optische, weiche Faktoren interessieren. Auf Messen fällt dieser Hapa-Druckkopf bestimmt um einiges mehr auf als die Produkte des Mitbewerbs“, ist Saamer überzeugt.