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Tiefdruck

30.09.2014 19:23

Gedrückte Stimmung beim Tiefdruck

Vorwiegend betrübliche Einschätzungen zur Situation des Tiefdrucks hörten die Teilnehmer des europäischen Tiefdruck-Kongresses in Salzburg. Ein Teil der Malaise, so scheint es, liegt auch in der Wahrnehmung der Technolgoie durch die Einkäufer begründet.

Der "Spiegel", die Steuern, die Sicht der Printbuyer auf die Technologie. Schwierige Themen und Rückschläge bestimmten die Jahrestagung der Europäischen Tiefdruck-Vereinigung ERA dieser Tage in Salzburg. Schließlich musste hier eine Drucktechnologie verhandelt werden, die augenscheinlich den Tendenzen im Printmedien-Geschäft diametral zuwider läuft: den kleineren Auflagen, den Versionierungen, der höheren Frequenz mancher Druckprodukte. 

Zumindest psychologisch einer der schwersten Schläge war der Verlust des "Spiegel" für den Tiefdruck. Weil das Hamburger Nachrichtenmagazin künftig schon samstags erscheinen soll, wird es bald im Rollenoffset produziert werden und nicht mehr im Tiefdruck. Statistisch ist der Wegfall des "Spiegel" als Tiefdruckprodukt weniger tragisch, als Renommierprojekt aber ist der Verlust für die Tiefdrucker schwer zu verwinden.

José Maria Camacho, Präsident der ERA und CEO der Circle Printers, sorgt sich aber auch wegen Entwicklungen um den Tiefdruck, die rein gar nichts mit verlegerischen Entscheidungen oder dem Medienwandel zu tun haben: Dänemark steht kurz davor, eine Art Steuer auf gedruckte Werbung einzuführen und Ungarn führte bereits eine Steuer auf Druckprodukte ein. "Wir hoffen, dass die ungarische Politik diese Entscheidung überdenkt", so Camacho.

Die Dimension des wirtschaftlichen Tiefdruckgebiets lässt sich schon nach einem kurzen Blick auf die Statistiken erahnen: Nach einer Studie der Unternehmensberatung Pier 18 ging etwa beim Werbedruck und Katalogen die Tiefdruckproduktion in Deutschland im Jahr 2013 um satte 19 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 auf einen neuen Tiefstwert von 227 Millionen Euro zurück. Bei Prospekten und Beilagen dagegen betrug der Rückgang nur drei Prozent und lag 2013 bei 290 Millionen Euro.

Sowohl bei Katalogen wie auch bei Prospekten oder Beilagen verzeichnet - freilich auf immer noch geringem Niveau - der Digitaldruck Zuwachsraten, er scheint technologisch vom Medienwandel begünstigt zu werden, der Druckprodukte zu immer gezielter eingesetzten Instrumenten macht. Dem steht der für Großauflagen passende Tiefdruck jedenfalls in der Wahrnehmung der Printbuyer entgegen.

Im Verpackungsdruck dagegen kann der Tiefdruck offenbar nach wie vor seine tragende Rolle behaupten. "Einkäufer billigen dem Tiefdruck die höchste Qualität zu", interpretiert etwa ERA-Generalsekretär James Siever eine Umfrage unter Markeninhabern von Nestlé, Bahlsen oder Ferrero, die von der Organisaiton durchgeführt worden war. Allerdings gilt es auch hier einiges zurecht zu rücken: So wie Markeninhaber dem Tiefdruck die höchste Qualität zusichern, so assoziieren sie laut der Studie mit dem Tiefdruck auch eine gewisse Inflexibilität. Und das ist bei immer schneller wechselnden Verpackungsdesigns eben auch eine schlechte Nachricht. "Wir müssen besser kommunizieren", so Siever, dass der Tiefdruck auch für schnellere Auftragswechsel technologisch geeignet sei. 

Wenn es nicht gelingt, die Markeninhaber genau davon zu überzeugen, wird der Tiefdruck möglicherweise auch im Verpackungsbereich die eine oder andere "Spiegel"-Schlappe erleiden.

Einen Tag nach der ERA-Jahrestagung hat die deutsche Druckereigruppe TSB die Schließung von Bruckmann Tiefdruck in München Oberschleißheim bekannt gegeben. Bruckmann gehörte seit 1999 zur TSB Gruppe.

Martin Schwarz, Salzburg

 

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