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05.08.2012 11:43

Stummes Opfer

Die Druckbranche hat es bisher verabsäumt, die eigene Relevanz für die Volkswirtschaften zu ergründen und scheut den Scheinwerferkegel der öffentlichen Debatte. Belohnt wird die Sprachlosigkeit mit der Rolle des Opfers wirtschaftlicher und technologischer Entwicklungen.

Kein Wort zu viel: die Druckbranche verharrt in selbst gewählter Sprachlosigkeit. © Fotolia

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Wer in Österreich nach Kennzahlen zur Wirtschaftsleistung der Druckbranche sucht, muss sich entweder mit Schätzungen zufrieden geben und damit ein recht entspanntes Verhältnis zum weiten Feld des Ungefähr und Circa offen legen oder er braucht viel Geduld beim Versuch, aus vielen verschiedenen Quellen ein Bild zurecht zu zimmern, das wenigstens eine Annäherung an die Realität darstellt. Die vorhandene Datenbasis nämlich ist nicht nur hierzulande einigermaßen wackelig, nicht einmal die einschlägigen Verbände können solche Zahlen liefern.

Dieses Fehlen von grundlegenden Daten könnte eine Erklärung für den Reflex der Druckbranche sein, sich in der Öffentlichkeit selbst zu marginalisieren. Weil ja weitgehend unbekannt ist, wie viel man wirklich erwirtschaftet, neigt man dazu, den eigenen Beitrag zur Volkswirtschaft als recht gering einzuschätzen. Die Folgen dieser selbst verordneten Bescheidenheit sind in der öffentlichen Diskussion spürbar. Die Druckbranche kommt in einer breiteren Öffentlichkeit praktisch nicht vor, nein, falsch: Sie kommt vor. Aber sie hat einen fixen Platz am Opferstock der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung gebucht, gegen die man ja leider nicht ankomme.

Der Schössling dieser Sprachlosigkeit ist dann etwa die Fama vom Internet, das die Druckbranche und ganz speziell einen Maschinenbauer wie Manroland gekillt hätte. Das war in vielen deutschen Zeitungen zu lesen und es blieb von der Branche völlig unwidersprochen. Man muss es schon so klar sagen: dass Manroland pleite gegangen ist und dass auch in den nächsten Jahren noch viele Maschinenbauer und Druckereien von der Bildfläche verschwinden werden, kann man zur Gänze weder dem bösen Web noch anderen externen Faktoren anhängen – es ist nur sehr bequem und eine Reinwaschung von eigenen Managementfehlern, das zu tun.

Deshalb wäre es gar nicht so verkehrt für die Druckbranche, sich einmal der Relevanz-Diskussion zu stellen, den eigenen Beitrag zur Wirtschaftsleistung zu beziffern und sich nicht bemüht wegzuducken aus dem Scheinwerferkegel des öffentlichen Interesses.

Initiativen wie Printpower sind zumindest ein Anfang und man wäre vielleicht schon ein bisschen weiter, würden Druckereien motivierter sein, ihren – auch finanziellen – Beitrag zum Gelingen solcher Initiativen zu leisten.

In den USA gibt es übrigens eine Initiative, die zur Nachahmung durchaus zu empfehlen ist: auf der Website www.printisbig.com sind ganz erstaunliche Fakten über die ökonomische Schlagkraft der Printbranche gesammelt. Da ist zum Beispiel zu erfahren, dass die Druckbranche weltweit einen Umsatz von etwa 640 Milliarden US-Dollar generiert, die Autoindustrie dagegen nur 432 Milliarden US-Dollar. 

Man muss sich nicht klein jammern angesichts solcher Zahlen. Vielleicht findet sich mal jemand, der auch im deutschsprachigen Raum belastbares Datenmaterial sammelt. Und damit auch in der Öffentlichkeit umzugehen weiß.

Martin Schwarz 

 

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