Creative Cloud

21.05.2013 10:06

Heiter bis bewölkt

Mit der Creative Cloud konzentriert sich Adobe ganz eindeutig auf jene Nutzer, die sich im multimedialen Umfeld bewegen. Für die klassische Druckvorstufe ist das Modell leider nicht ganz so attraktiv.

Wolke Creative CloudAdobe schickt seine Softwarepakete ab nun aus der Wolke. Nicht für jeden Anwendungszweck ergeben sich daraus Vorteile. © Fotolia.de Creative Cloud Preise VergleichVergleich zwischen Creative Cloud und Kaufmodell: für Print-Anwender kein finanzieller Vorteil. © 4c

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Diese Einschränkung muss gleich vorweg einmal sein: Interessant ist die Creative Cloud vor allem für Anwender, die intensiven Gebrauch von den immer weiter ausgreifenden Online- und ePub-Funktionalitäten in der Creative Suite machen. In diesem Umfeld muss aktuelle Software eingesetzt werden, um zu ansprechenden, funktionalen Ergebnissen zu kommen. Je mehr Anwendungen dabei aus der „Master Edition“ der Creative Suite genutzt werden, desto eher rechnet sich das „Cloud“-Modell – und dann können auch gut jene Funktionen genutzt werden, wegen derer Adobe diese Lösung mit dem Zusatz „Cloud“ versehen hat. Für Anwender aus der Druckvorstufe dagegen könnte die Creative Cloud ein nicht ganz so verlockendes Modell sein.

Vom Lizenz-Eigentümer zum Abonnenten

Die Creative Cloud ist ein Software-Abonnement für alle Creative Suite-Anwendungen von Adobe, das um einen Online-Speicher und einige Funktionen aus dem Digital Publishing ergänzt wurde.

Mit dem Erwerb einer klassischen Nutzungslizenz ist sichergestellt, dass die Software zeitlich unbeschränkt genutzt werden kann. Beim Cloud-Modell hingegen wird der Anwender zum Lizenz-Abonnenten – werden die Zahlungen eingestellt, ist die installierte Software nicht mehr verwendbar. Der Anwender macht sich davon abhängig, dass Adobe ihn Monat für Monat als zahlungsfreudigen Kunden erlebt. Damit weitet Adobe seine Kontrolle über die Arbeitsumgebung aus.

Über die letzten Jahre hinweg hat sich dieser Kontrollwunsch von Adobe immer stärker entwickelt. Man wollte wissen, wo die Software eingesetzt wird und führte die Online-Aktivierung ein. Anschließend folgte die technische Beschränkung, dass die Software auf maximal zwei Rechnern installiert, aber nicht gleichzeitig genutzt werden darf. Auch das Hilfesystem greift auf die Webserver von Adobe zu und erfasst dort, was die Anwender recherchieren.

Die Creative Cloud muss nun regelmäßig mit den Aktivierungsservern kommunizieren. Ohne Online-Anbindung verfällt die Aktivierung spätestens nach einem Monat.

Flottere Updates

Creative Suite-Anwender, die bisher nur sporadisch Upgrades bezogen haben, motiviert Adobe künftig zum regelmäßigen Öffnen der Geldbörse: die Berechtigungszeiträume für Upgrades wurden in den vergangenen Jahren kontinuierlich enger geklammert. Wartet man zu lange mit dem Upgrade, muss neu gekauft werden. Aktuell sind Upgrades auf CS6 nur noch von CS5 und CS5.5 möglich. Das „Upgrade“ auf die Creative Cloud hingegen ist – schau an – bereits ab der Version CS3 möglich. Folglich kann unterstellt werden, dass mit dem Erscheinen der CS7 alle Versionen bis einschließlich CS5 im klassischen Lizenzmodell ausgeschaltet werden könnten. Anwender mit älteren Versionen werden auf diesem Weg in die Wolke getrieben – weil sonst die Preise für einen Neukauf zu zahlen sind.

Zugleich schrumpfen die Zeiträume zwischen den Programmversionen. Aktuell muss man über einen Zeitraum von fünf Jahren zwei bis drei große Upgrades von Adobe kaufen, um aktuell und bezugsberechtigt zu bleiben. Bezogen auf die CS Standard heißt das, jedes Upgrade mitmachen zu müssen und dafür jeweils 300 Euro pro Platz zu zahlen. Wird eine Runde ausgesetzt, verdoppelt sich der Preis. Eine weitere Runde später heißt es dann: Neukauf.

Adobe zieht somit faktisch schon heute von seinen Kunden eine monatliche Benutzungsgebühr pro Arbeitspatz ein. Der Vorteil auf Kundenseite liegt zur Zeit noch darin, dass die Nutzungslizenz für die genutzten Anwendungen und das eher unauffällige Aktivierungsverhalten der Software vergleichsweise kostengünstig ist. Diesen Anwenderkreis lockt Adobe nun mit einem Zusatznutzen und möchte ihn dadurch enger binden.

Interessant ist das Creative Cloud-Angebot zweifellos, wenn alle Adobe-Anwendungen frei an unterschiedlichsten Arbeitsplätzen genutzt werden sollen und diese Arbeitsplätze zuverlässig Zugriff auf das Internet haben. Solche Anwenderkreise werden sicher intensiv den namensstiftenden Cloud-Speicher für eigene oder Kundenzwecke nutzen können. Man sollte allerdings bedenken, dass damit zusätzlicher IT-Administrationsaufwand auf der Käuferseite entsteht, denn die Lizenzen – die an Mailadressen gebunden sind – müssen aktiv über eine Web-Anwendung verwaltet werden. Komfortabel funktioniert das im Unternehmen mit der „Team“-Variante der Creative Cloud.

Anders sieht es aus, wenn nur ein kleiner Auszug aus der breiten Creative Suite-Anwendungspalette genutzt wird. Und genau das ist im Umfeld der Druckvorstufe meist der Fall, denn dort werden hauptsächlich die Kernanwendungen Acrobat, InDesign, Illustrator und Photoshop, also die „Standard Edition“ der Creative Suite, verwendet.

Nur ein Wölkchen

In vielen Fällen kommen Anwender im Vorstufenumfeld mit einer Kombination aus Kauf und angemietetem Web-Speicher günstiger weg als mit der Creative Cloud. In diesem Szenario kann der Anwender eine günstige Adobe-Lizenz fest an einen Arbeitsplatz binden, es kann frei definiert werden, wo Austausch-Daten liegen und wie die Zusammenarbeit auf diesen Daten stattfindet. Ergänzend lassen sich die Synchronisierungs- und Zusammenarbeitsfunktionen von Angeboten wie Dropbox nutzen, um Daten extern abzuwickeln – eine eingeführte, gut funktionierende Dienstleistung, deren technische und funktionale Qualität Adobe zunächst nachweislich erreichen muss.

Ob der Zugriff auf alle Adobe-Anwendungen und die – künftig vermutlich umfangreicher werdenden – Kollaborations-Features den Aufpreis gegenüber dem bisher genutzten Angebot wert sind, sollte jeder Unternehmer gründlich hinterfragen – und durchrechnen. 

Jason Harder

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