Farbmanagement

30.10.2013 12:02

Eine Standard-Situation

Colormanagement kann einer der wichtigsten Bestandteile des Qualitätsversprechens einer Druckerei sein. Doch fast jede einschlägige Software hat ihre kleinen Tücken. Ein neuer Standard könnte außerdem ein Delta zwischen Versprechen und Ergebnis öffnen.

Color Management FarbfächerColor Management: die richtige Software zu finden, sich mit allen Standards vertraut zu machen, ist Herausforderung für moderne Druckereien. © Fotolia

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Der Ton macht die Musik und die Quelle das Lob. Anerkennende Worte hört man immer gern, aber als Anbieter von Colormanagement-Lösungen ist man auf seines wahrscheinlich besonders stolz. Also: Helmut Gerstendörfer, einer der vielleicht profiliertesten Experten für Color Management im deutschsprachigen Raum hat unter all den Anbietern, die Software für Farbmanagement anbieten, einen Favoriten. Und den möchte er an dieser Stelle nicht verheimlichen: „Für mich ist ColorLogic mit CoPrA der Master auf dem gesamten Markt der  Colormanagement-Software“, sagt Helmut  Gerstendörfer, um gleich mal ins sehr Grundsätzliche einzutauchen: „CoPrA hat seine Stärken vor allem bei Device Link-Profilen. Diese sind sehr wichtig bei einer CMYK zu CMYK-Konvertierung, die das Schwarz und die Primärfarben erhält, so dass beispielsweise ein Schwarz in der kompletten PDF-Konvertierung nicht vierfarbig aufgebaut wird. Device Link-Profile können mit CoPrA erstellt werden und zum Beispiel in ZePrA, dem Color-Server von Color Logics, auch sehr professionell zur Konvertierung kompletter Dokumente angewendet werden.“

Bei der ganz normalen Profilierung liegt die Anforderung im Colormatching. Bei der Umrechnung von einem großen in einen kleineren Farbraum gilt es, die Farben so umzurechnen, dass Verläufe erhalten bleiben, dass es keine Abrisse gibt, dass das Ganze homogen ist und trotzdem nicht verflacht. Und da gibt es große Unterschiede. Entweder verflacht es, die Farben werden entsättigt, die Gradation wird zu hell oder es entstehen Abrisse in den Übergängen zu den gesättigten Farben. „Bei Color Logics schaut das sehr dynamisch aus und die Buntheit geht nicht verloren“, erklärt Helmut Gerstendörfer.

Endlich ein Editor

CoPrA bietet auch einen Editor, mit dem man die DeviceLink-Profile sehr schön editieren kann, Und diese Möglichkeit ist rar auf dem Markt. „Im Grunde raten wir als Colormanager eher dazu, mit Editoren vorsichtig zu sein. Wenn es nötig ist, einen Editor einzusetzen, sollte man eher ein vernünftiges Profil erstellen. Es gibt aber spezielle Fälle, in denen ein Editor durchaus Sinn ergibt“, erklärt Helmut Gerstendörfer. „Einer meiner Kunden, ein Fotolabor, setzt eine Druckmaschine ein, die ein sehr warmes Gelb produziert. Die Colormanagement-Lösungen kompensieren das im Profil und mischen Blau in das Gelb, um es kühler zu machen. Das Verschlimmbessert aber die ganze Situation. Und da ist dann ein Editor gefragt. Das gilt auch, wenn immer wiederkehrende Korrekturen vorgenommen werden müssen, die dann gleich in das Zielprofil geschrieben werden können.“

Eine Lösung für viele Anwendungen

Über die Profilierung hinaus, ist es für Druckereien oft schwer, zu erkennen, ob die angelieferten Daten überhaupt für die richtigen Druckverfahren und Papierklassen separiert sind. „Da hat Color Logic mit dem Profile Tagger eine ganz smarte Lösung am Start. Das ist eine Software, die in der Lage ist, einen Delta CMYK zu berechnen. Sollen Druckdaten auf einem offenen Papier nach PSO uncoated gedruckt werden, der Kunde schickt solche, die nach Fogra39 separiert sind, muss die Druckerei die Daten anfassen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Das ist aber nicht immer ganz so einfach nachzuvollziehen, weil der Output-Intent im PDF auch nicht immer stimmt, der eigentlich dazu da ist, das zu kennzeichnen“, erklärt Karsten Schwarze, Produktmanager beim Hamburger Color Management-Anbieter Impressed.

Bei den Profilierungslösungen jedenfalls dürfte der i1Profiler von X-Rite eine sehr breite Anwenderschaft finden, und das unter anderem deshalb, weil er gleich zusammen mit den Messgeräten angeboten wird und eine breite Range an Anwendungen abdeckt. Er ist noch nicht so lange auf dem Markt und ersetzt die bewährten Lösungen i1Match und Profile Maker, die nicht mehr angeboten werden. Ein Editor, den es mit dem Profile Maker noch gab, sucht man zurzeit noch vergebens. Der i1Profiler hat seine Stärken vor allem bei der RGB-Profilierung und auch das Colormatching funktioniert hervorragend.

Ebenso für eine breite Anwenderschaft gedacht ist Basic Color Print. Die Software enthält eine  Vielzahl an kleinen Tools, die zwar nicht automatisch zum Lieferumfang gehören, aber für die unterschiedlichsten Bedürfnisse, mit denen man jeweils bestimmte kleine Sachen ausführen kann. Es ist natürlich schon ein kleines Manko, dass nicht alles aus einem Guss ist, zusammengenommen können die Einzelapplikationen aber sehr viele Anforderungen abdecken. Einen reinen Editor gibt es in der Form noch nicht.

Mitgeliefert

Die EFI Color Profiler Suite ist vorrangig zur Ansteuerung der Fiery-RIP für den Digitaldruck entwickelt worden, und ist darauf auch sehr gut abgestimmt. Auch beim Editieren punktet die Lösung. Sie hat einen sehr schönen Editor integriert, mit dem man in verschiedensten Wegen Farbkorrekturen quasi schon im Profil vornehmen kann. Die Profilqualität für andere Ausgabezwecke als den Digitaldruck überzeugt allerdings nicht ganz. Da haben die drei anderen Applikationen wirklich die Nase vorn und schneiden bei der normalen Profilerstellung einfach besser ab. „Die Profiler Suite wird halt mit jeder Digitaldruckmaschine mitgeliefert und findet deshalb eine relativ große Verbreitung, aber man würde nicht so schnell darauf zurückgreifen, wenn man eine reine Profilierungslösung sucht“, fügt Helmut Gerstendörfer hinzu. „Ich arbeite im Proofsektor mit EFI zusammen. Die EFI Fiery XF macht für den Proof-Zweck gute Arbeit und bietet in der neuesten Version umfangreiche Editiermöglichkeiten zum Beispiel für den Schwarzkanal bei CMYK-Profilen.“

Rennen um die Referenz

Ein sehr spezielles Tool ist auch die Heidelberger Prinect Color Toolbox. Wie der Name schon andeutet, geht es hierbei vor allem um den Workflow im Drucksaal. Die Toolbox setzt sich aus drei Tools zusammen. Das wären zum einen der Quality Monitor, mit dem man die Prozesskontrolle durchführen kann. Dann gibt es das Calibration Tool zur Verwaltung der Kalibrierdaten. Und schließlich dient das Profile Tool zur Erzeugung von ICC-Profilen. Ebenso wie die EFI Color Profiler Suite ist die Profilerstellung nicht ganz so gut wie bei Basic Color oder Color Logic. „Die Referenzprofile nach PSO wurden ursprünglich mit der Heidelberg-Software erstellt. Doch dann hat Basic Color relativ schnell nachgelegt und eigene Profile von den Referenzdaten errechnet. Diese Profile sind einfach homogener, mit weniger Abrissen. Deshalb werden sie in der Regel den Heidelberger-Profilen vorgezogen“, erzählt Helmut Gerstendörfer. „Heidelberg ist bekannt für seine Druckmaschinen-Workflows, aber nicht unbedingt für eine Profilierungssoftware. Ähnliches gilt für EFI, bei denen man zuerst an RIP-Lösungen denkt.“

Kombi für den Drucksaal

In der Druckerei ist die Kombination aus Profilierung und Prozesskontrolle allerdings sehr wichtig, denn die Drucker müssen dafür sorgen, dass die Maschine PSO-konform druckt, der gesamte Prozess inklusive Kompensationskurven und Plattenbelichtung abgestimmt ist, dass die Druckkennlinien perfekt stimmen und dass die Daten entsprechend aufbereitet werden. „Die Schwierigkeit ist, das System stabil zu halten. Die Kunden sind nicht mehr bereit, so viel Geld dafür auszugeben, dass langsamer gedruckt werden kann. Wenn alle Druckereien bekannte Marken als Kunden hätten, würden viele Probleme gar nicht erst auftauchen. Dann wird eine hohe Qualität erwartet und auch bezahlt“, so Karsten Schwarze.

Im Idealfall wäre es also so, dass man einfach eine Konvertierung nach ISOcoated V2 vornimmt und anschließend die Druckmaschine perfekt über eventuelle Konvertierungskurven im RIP darauf abgestimmt wird. „Wenn aber eine Druckerei verschiedene Druckmaschinen im Einsatz hat, gibt es meistens doch leichte Unterschiede zwischen den Maschinen, die sich nicht einfach kompensieren lassen. Und hier werden dann für die verschiedenen Druckmaschinen im Workflow doch wieder individuelle Device Link-Profile eingesetzt, um quasi die Druckdaten im Workflow noch einmal so anzupassen, dass die Ergebnisse zwischen den Druckmaschinen nachher wieder gleich sind. Und da sind im Workflow hochwertige Device Link-Profile gefragt“, ergänzt Helmut Gerstendörfer. Wenn die Druckerei einen Heidelberg-Workflow einsetzt, dann kommt sie sicher mit dem Heidelberger Prinect Color Toolbox sehr weit, denn da ist einerseits die Prozesskontrolle für die Druckmaschine und andererseits das Profilierungstool gegeben. Eine ähnliche Lösung ist Basic Color Certify, eine Software zur Prozesskontrolle, die Tools zur Erstellung von Device Link-Profilen anbietet.

Die M1-Falle

Was gerade ein höchst brisantes Thema des Colormanagements in Verbindung mit dem Druckprozess ist, aber die Profilierungslösungen allesamt noch nicht wirklich zu bieten haben, ist die Integration der M1-Messtechnik. Im Standard M1 werden die optischen Aufheller in den Papieren bewusst angeregt, deren Wirkung sehr unterschiedlich ausfallen kann. „Leider ist es so, dass die Druckkundschaft immer mehr Papier mit optischen Aufhellern wünscht. Die Papiere sind vergleichsweise günstig und man kann sie dadurch sehr gut aufwerten. Sie leuchten erst einmal schön, sind strahlender, weißer und das gefällt den Leuten“, kommentiert Helmut Gerstendörfer. „Deswegen muss man in gewisser Weise darauf reagieren, wenn man mit den Standards arbeitet, die Papiere vorsehen, die keine optischen Aufheller enthalten, aber auf Kundenwunsch dann auf Papiere mit optischen Aufhellern drucken soll. Dadurch entstehen völlig von der Norm abweichende Druckergebnisse, die auch mit einem Proof nicht mehr zu vergleichen sind. Da muss man einfach den Forderungen des Markts nachgeben. Freuen können wir uns nicht darüber. Ich hätte lieber, dass man die Kunden davon überzeugen könnte, solche Papiere nicht zu verwenden.“

Bei der Umsetzung des Standards M1 kommt eine große Aufgabe auf die gesamte Branche zu. Da ist einerseits die Fogra gefordert, neue Referenzprofile zu erstellen, diese müssen entsprechend vermessen werden und in den Prooflösungen müssen die Systeme mit M1 kalibriert werden können. „Es gibt bereits erste Messgeräte, die den Standard umsetzen können“, ergänzt Helmut Gerstendörfer. „Das wäre zum Beispiel das i1Pro von X-Rite, das mit UV-LED arbeitet und eine separate Messung durchführen kann. Das heißt, neben der Standardmessung mit der Ringlichtlampe kann auch der Anteil optischer Aufheller gemessen werden. Richtig professionelle Geräte kommen von Minolta. Die haben sogar drei UV-LEDs mit verschiedenen UV-Anteilen und können damit noch präziser den Anteil optischer Aufheller ermitteln.“

Die Profilierungssoftware beginnt aber erst mit der Integration des Standards. Beim i1 Profiler kann die Messart M1 ausgewählt werden und in Verbindung mit dem i1 Pro, das die entsprechenden Messdaten dazu liefert, ist es möglich, entsprechende Profile zu erzeugen. Aber ein großer Haken ist, dass in den Workflows und in den RIP-Lösungen mit dieser Information noch nichts Vernünftiges angefangen werden kann. In der Version 5 der EFI Fiery XF ist das zwar schon vorgesehen, aber Erfahrungen gibt es damit quasi noch keine. Und vor allen Dingen braucht es zunächst auch das Referenzprofil als Ziel. Im Moment schweben Druckereien jedenfalls in einer echten Grauzone.

Anja Schlimbach

(4c Printausgabe 7/2013)

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