Business Blog
22.01.2014 14:04
Brechen Sie Ihr Schweigen!
Jede Branche betreibt Pressearbeit? Jede? Nein. Eine kaum.
Um in der Zeitung zu landen, braucht es meist auch kluge Pressearbeit. © Fotolia
Erstaunliche 63.185 Pressemitteilungen haben Unternehmen und Organisationen im vergangenen Jahr über das Originaltextservice der Austria Presse Agentur an Medien versandt. Zugegeben: nicht bei jedem dieser Texte ist schlüssig der Beweis zu führen, dass es im Sinne der Verfasser war, die Menge nützlichen Wissens auf diesem Planeten zu mehren und aus den meisten Pressetexten, die da zirkulieren, sind auch keine Geschichten in Medien entstanden.
Allerdings ist auch erstaunlich, dass es eine Branche gibt, die – jedenfalls in dieser Form – Pressearbeit kaum betreibt: Druckereien. Nur fünf der über sechzigtausend Presseaussendungen im vergangenen Jahr kommen von Druckdienstleistern. Das offenbart auch ein wenig die Grundhaltung: Kunden, Projekte, Referenzen. Alles total geheim. Druckereien üben sich gerne in beinahe mönchischer Zurückhaltung, ihr Schaffen zu kommunizieren. Gerechtfertigt wird die branchenweite Informationssperre gerne damit, dass der Mitbewerb ja nicht erfahren soll, welche Aufträge man akquiriert hat. Eine Illusion. Die Branche ist klein, der Vertrieb von Druckereien hellhörig und die Printbuyer nicht an das Schweigegelübde gebunden. Was zur Folge hat, dass der Mitbewerb ohnehin meist schon weiß, wohin bestimmte Aufträge gewandert sind. Welcher Grund für die Geheimhaltung bleibt dann also? Sie haben es vielleicht schon geahnt: keiner.
Würden Druckereien auch konsequent berichten, woran sie gerade arbeiten, woran sie tüfteln, welchen Auftrag sie erhalten haben, wie knifflig ein Job war, hätte das mehrere wohltuende Effekte. Üppig kommunizieren nämlich in dieser Branche fast ausschließlich die Maschinenhersteller, die mit großer und auch verständlicher Begeisterung jede Neu-Installation und Ersatzinvestition in Pressetexte packen. Freilich sind Maschinenkonfigurationen wichtig. Damit haben aber auch die Hersteller die alleinige Deutungshoheit über die Richtung, die dieser Markt einschlägt.
Wer formt nun diesen Markt? Nicht Hersteller alleine und auch nicht Druckereien, sondern ganz wesentlich die Printbuyer. Und die würden Druckdienstleister, sofern sie auch mal mit einem anspruchsvollen und aktuellen Projekt an die Öffentlichkeit gehen, nicht bloß als Maschinenkäufer wahrnehmen, sondern als Ermöglicher von Kommunikation. Vielleicht trägt das Streben in die Öffentlichkeit ja auch dazu bei, sich in einem Segment besonders zu profilieren – und das kann gerade in diesem Marktumfeld so verkehrt nicht sein. Also: haben Sie Mut zum Wort.
Wie gut kommuniziert die Printbranche? Diskutieren Sie mit uns auf Twitter. Am 28. Februar 2014 um 13 Uhr bei unserem ersten #4ctalk. Verwenden Sie einfach den Hashtag #4ctalk!
Martin Schwarz
(4c Printausgabe 1/2014)