Schulungen
20.03.2014 16:13
Technik, was sonst?
Worauf Druckereien bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter achten möchten, hat nun eine Studie erhoben. Überraschend: Kommunikation und Kundenorientierung spielen bei Schulungsmaßnahmen eine eher untergeordnete Rolle.
Was es braucht, um Mitarbeiter von Druckereien richtig zu qualifizieren, versuchte nun eine Studie herauszufinden. © Fotolia.de
Es mag das vielleicht spektakulärste und überraschendste Ergebnis dieser Studie sein: 39 Prozent von 500 befragten Druckereimanagern gaben an, sich schon mit Dienstleistungen für digitale Medien zu beschäftigen. „Dass sich Druckunternehmen immer stärker in Richtung Medienhäuser entwickeln, also die gesamte Unternehmenskommunikation ihrer Kunden unterstützen, ist in diesen Zahlen durchaus ablesbar. Da hat sich in den letzten Jahren offenbar ein bisschen was verändert“, so Thomas Hagenhofer vom Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien (ZFA). Hagenhofer hat im Rahmen des Projekts „Weiterbildungsinitiative Druckindustrie (WiDi)“ erfühlt und erfragt, wohin sich die Branche entwickelt.
Gerade bei der Beschäftigung mit digitalen Medien wird Druckern immer wieder gewahr, wie schwierig es ist, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Technische Innovation und die zunehmende Digitalisierung der Kommunikation bestimmen den Alltag der Medienbranche. Just die Betriebe, die gewohnte Geschäftsmodelle infrage stellen, brauchen Mitarbeiter, die diese Innovation mitgestalten können.
Gerade in einer Branche, die sich so stark im Umbruch befindet, ist es aber nicht einfach, zielgerichtete Weiterbildung zu machen. „Wir wollten nicht ins Blaue hinein neue Qualifizierungen entwickeln, sondern auf einer entsprechenden Basis aufbauen und die Unternehmen in die Diskussion über eine zukunftsorientierte Weiterbildung einbeziehen. Das war das Hauptziel der Studie“, erklärt Thomas Hagenhofer.
Kommunikation: Nicht so wichtig!
Zurzeit werden vor allem die technikaffinen Weiterbildungen am meisten nachgefragt, obwohl das wenig zielführend ist, wenn es darum geht, auch zu verkaufen. Daneben wird die Frage der Gesamtsicht auf den Workflow immer wichtiger. „In diesem Bereich stellen wir fest, dass die Nachfrage steigt, während sie offensichtlich im Bereich der Gestaltung ein bisschen zurückgeht. Da verschiebt sich die Gewichtung“, erklärt Thomas Hagenhofer. „Was mich überrascht hat, ist der geringe Stellenwert, der dem Bereich Kundenservice und Kundenbeziehung zugestanden wird. In der Frage der Kommunikation ist die Branche nach wie vor noch nicht so weit, dass sie sich von der technisch orientierten Sicht hin zu einer stärkeren Serviceorientierung bewegt. Das ist ein größeres Problem, denn genau das braucht man in den nächsten Jahren. Das ist eine Baustelle, die nach wie vor existiert.“ Nur für sieben Prozent der Befragten haben Schulungen für kundenorientiertes Handeln Priorität, Kommunikationskompetenz steht nur für 14 Prozent der Befragten ganz oben auf der Agenda.
Nicht von der Stange
Wie sich Veränderungen dauerhaft in die Unternehmensstrategie einfügen, ist letztendlich entscheidend dafür, wie sich Unternehmen zum Beispiel für neue Geschäftsfelder, aber auch für den demografischen Wandel fit machen können. „An dieser Stelle möchte dieses Projekt Unterstützung geben. Wir entwickeln derzeit einen Beratungsansatz für kleine und mittlere Unternehmen. Dabei gehen wir davon aus, dass Weiterbildung von der Stange nicht mehr funktioniert. Sie muss in eine Unternehmensstrategie eingebettet sein“, erklärt Thomas Hagenhofer. „Wir stecken in der Situation, berufliche Bildung in einer zum Teil sich schnell verändernden Branche organisieren zu müssen. Hinzu kommt, dass die Branche in Teilen schnell kleiner wird. Das ist sicher eine nicht ganz einfache Aufgabe. Es bleibt ein Drahtseilakt zwischen Impulsgebung für neue Inhalte und Weiterentwicklung der bestehenden Angebote.“
Ein entscheidender Punkt, der in jedem neuen Weiterbildungsansatz berücksichtigt werden sollte, ist die Verbesserung der internen Kommunikation. „Das ist ein wichtiger Schlüssel, denn ohne Überzeugung geht es in innovativen Prozessen nicht. Die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Unternehmensentwicklung dient auch der Motivation der notwendigen Veränderungen, die Weiterbildungen und Qualifizierungen nach sich ziehen. Gerade in der Pilotphase, die wir jetzt durchgeführt haben, merken wir deutlich, wie froh Mitarbeiter sind, wenn sie mal nach ihrem Blickwinkel gefragt werden“, fügt Thomas Hagenhofer hinzu.
Anja Schlimbach
(4c Printausgabe 2/2014)