3D Druck
01.07.2014 13:12
Mal schauen
Die ersten Druckereien beginnen, in den 3D Druck zu investieren. Neugier muss als Motiv vorerst reichen, denn ein erprobtes Geschäftsmodell gibt es noch nicht.
3D Druck: für viele Druckereien noch Neuland. © Fotolia.de
Sein 3D-Drucker steht weit weg, in China. Er betreibt ihn gemeinsam mit einem anderen Unternehmen. Ein funktionierendes Geschäftsmodell gibt es noch nicht. Aber er konnte einfach nicht umhin, sich in dieses Abenteuer einer neuen Dimension zu begeben: „Gerade die Druckbranche sucht ja Gerade die Druckbranche sucht händeringend nach alternativen Produktionsfeldern und neuen Produkten. 3D-Druck könnte so etwas sein“, erklärt Thorsten Winternheimer von der Ingelheimer Druckerei Wolf. „Die Druckbranche muss aufpassen, dass nicht ein paar kreativere und flinkere Menschen, zum Beispiel aus der Onlinebranche, das Thema 3D übernehmen und aus einem ganz anderen Blickwinkel erfolgreich auf dem Markt platzieren.“, begründet er das Experiment.
Wie damals
Wie Druckdienstleister sich in dem Markt bewähren können, ist so klar allerdings noch nicht. Roland Hamm, Geschäftsführer von Druck3400 im niederösterreichischen Klosterneuburg, sondiert gedanklich noch: „Ich glaube, dass es relativ schwierig ist, das als Dienstleistung anzubieten. Es kommt sicherlich auf die Kundenstrukturen des einzelnen an, aber den großen Run, der dem 3D-Druck in den Medien nachgesagt wird, den sehe ich noch nicht“, so der Druckereichef, der selbst bereits mit 3D-Druckdienstleistungen experimentiert. „Mich erinnert es an die Zeit, als der Digitaldruck auf den Markt kam, der den Offsetdruck in gewisser Weise und in manchen Segmenten abgelöst hat. Das steckt in den Kinderschuhen. Es gibt noch keine wirklichen Geschäftsmodelle dafür. Man kann noch nicht absehen, in welche Richtung das geht.“
Privatkundschaft
Auch Thorsten Winternheimer ist noch in dieser Phase des Suchens: „Wir beschäftigen uns damit, weil wir ein Geschäftsmodell zu finden hoffen. Oder wir finden heraus, dass es eben nichts für uns ist. Die erste Idee, die gerade in der Testphase läuft, ist, dass wir Kunden Bilder von Menschen, Skulpturen oder Gegenständen zuschicken, die dreidimensional gedruckt werden können. Das ist aber nichts für unsere bisherigen Kunden. Wir sind hauptsächlich im B2B tätig. Was wir jetzt vorhaben, ist ein reines B2C-Geschäft.“
Entdeckungen
Zuerst braucht es aber eine Menge an Wissen um die Technologie. „Eine Druckerei kann den 3D Druck schon als neues Geschäftsfeld erobern, muss sich dann aber auch mit einer komplett neuen Technik auseinandersetzen“, warnt Thorsten Winternheimer. „Selbst wenn ich als Offsetdrucker jetzt Siebdrucker werden möchte, ist das ein großer Schritt. Und der Schritt zum 3D-Drucker ist noch einmal um einiges größer. Ich kann keinen Offsetdrucker an eine 3D-Druckmaschine stellen. Und ein klassischer Mediengestalter muss zunächst einmal lernen, dreidimensional zu denken und mit dreidimensionalen Daten arbeiten zu können.“
Limitierte Technologie
Zudem steckt die Technik noch in einer frühen, fehleranfälligen Phase. „Wir sind von den Offsetdruckmaschinen gewohnt, dass sie nach dem Kauf schon 95 Prozent der Produkte abdecken, die man machen möchte oder brauchen kann. Bei den 3D-Druckern ist das nicht so. Es gibt welche, die eignen sich gut für große Modelle, haben aber eine zu geringe Auflösung. Dann gibt es welche, die haben eine tolle Auflösung, eignen sich aber nur für kleine Modelle. Dann gibt es wiederum welche für PVC-Varianten, um Metall oder Sonderkunststoffe zu drucken“, erzählt Roland Hamm und rät: „Man muss sehr genau beobachten, welche Dinge man anbieten kann und in welches Segment man hinein möchte. Sobald dann aber Kunde ein Modell in einer Größe von 30 x 40 Zentimetern haben möchte, vor Ort aber nur ein kleinerer Drucker mit hoher Auflösung steht, ist es schon vorbei.“
Vielleicht mit Personalisierung
Mittlerweile gibt es Webshops, über die man Smartphone-Hüllen drucken lassen kann. „Das Lustige ist, dass die gar nicht personalisiert werden. Der 3D-Druck ist doch prädestiniert dafür, dass wirkliche Einzelstücke daraus entstehen. Da hat die Druckbranche einen wesentlichen Vorsprung, weil sie dieses Thema seit 20 Jahren kennt. Eigentlich könnte eine Druckerei auf diesem Know-how aufbauen und mehr daraus machen“, so Roland Hamm. „Ich glaube, dass das gut laufen würde. Nur braucht man dann einen Drucker, der mehr als einfarbig drucken kann.“
Noch müssen Drucker im Trüben stochern, um das Potenzial des 3D Drucks für sich lokalisieren zu können. Eine größere Rolle hat Thorsten Winternheimer seinem Drucker, der da im fernen China vor sich hin arbeitet, auch gar nicht zugedacht: „Ich möchte hinterfragen, wie interessant das sein kann. Ist das nur ein Trend, der in drei Jahren wieder vorbei geht, oder ist das für unser Unternehmen in irgendeiner Weise nutzbar?“. Die Antwort wird noch ein wenig auf sich warten lassen.
Anja Schlimbach
(4c Printausgabe Österreich 5/2014)