Digitaldruck
03.09.2014 18:56
Lehrer können Schulbücher mit eigenen Inhalten anreichern
Der Wiener Printmedien-Logistiker Morawa produziert in diesem Schuljahr erstmals versionierte Schulbücher. Eine Umfrage legt nahe, dass Lehrer das Angebot durchaus akzeptieren könnten.
Die Inhalte sind teilweise wählbar: digital gedrucktes Schulbuch von MyMorawa. © Beigestellt
Woran das Projekt scheitern könnte, davon hat Michael Lemberger, Geschäftsführer des gleichnamigen Schulbuchverlages in Wien, schon eine konkrete Vorstellung: „An der Verrechnung“. Wenn Lehrer teilweise versionierte Schulbücher drucken lassen, wird das als „Unterrichtsmittel eigener Wahl“ kategorisiert und der Bestellvorgang über eine eigene E-Rechnung abgewickelt. Aber: das Systen, das es für die Schulen seit Beginn dieses Jahres gibt, sei „zu kompliziert“.
Andererseits: die offensichtlichen Hürden im Rechnungswesen deuten darauf hin, dass Lembergers Verlag, der österreichische Bundesverlag und der Wiener Medienlogistiker Morawa ein Angebot geschnürt haben, das tatsächlich einen kleinen didaktischen Ruck für die von bildungsideologischen Lähmungserscheinungen lädierten Schulen bedeuten könnte. Lehrer können über eine Website Inhalte von Schulbüchern erweitern oder etwa andere Schwerpunkte setzen, um damit den Entwicklungsgrad ihrer Klassen besser zu treffen oder auch den Lehrstoff selbst zu gewichten.
Bisher haben die Lehrer in dem System nur einige wenige Wahlmöglichkeiten bei der Zusammenstellung der digital gedruckten Bücher, in Zukunft wäre es auch möglich, dass die Schulbücher auf einzelne Schüler und deren Wissensstand oder Reifegrad abgestimmt sind. „Wichtig ist, dass man Lehrer durch den Online-Erstellungsprozess leitet. Die zusätzlichen Seiten, die angeboten werden, können immer an genau definierten Stellen ergänzt werden“, sagt Patrick André, Chef von MyMorawa.
Laut einer Umfrage, die der österreichische Bundesverlag unter 2.000 Lehrern durchgeführt hat, sehen 84 Prozent der Befragten Bedarf nach „mehr Eingriff in die Erstellung des Schulbuches“. 92 Prozent der Lehrer würden zusätzlich zu den Büchern eigene Materialien verwenden – die dann eben per Digitaldruck in die Bücher integriert werden könnten.
Produziert werden die Bücher bei Morawa in Wien auf einer Canon CS 3700 samt Weiterverarbeitung von Horizon.