Digitaldruck
20.05.2015 10:28
„Einen Zacken schneller“
Viele Entscheidungen waren zu treffen, viele Kriterien aufzustellen, als eine der größten Rollendruckereien Deutschlands den Weg in den Digitaldruck suchte. Wie Eversfrank dann die richtige Technologie fand, erzählt Gerhard Märtterer, Leiter des One-to-one-Marketings bei dem Druckdienstleister.
Gerhard Märtterer, Eversfrank: „Wir bestellten die Maschine kurzfristig. Nach einer Woche Installationszeit konnten wir sie bereits in Betrieb nehmen und haben sie gleich im ersten Betriebsmonat dreischichtig laufen lassen.“ © Beigestellt Eversfrank: Eine der größten Rollendruckerei Deutschlands produziert nun personalisierte Druckprodukte mit einer Xeikon-Maschine. © 4c Xeikon 8600: Bei Eversfrank werden mit der Maschine vor allem personalisierte Umschläge produziert. © Beigestellt
„Im Rollenoffset sind wir es gewohnt, sechs- und siebenstellige Auflagen zu produzieren. Gleichzeitig sehen wir, dass sich für unsere Großkunden im Bereich des Variable Data Publishings neue, bisher ungeahnte Möglichkeiten auftun. Also liegt es nahe, die Kosteneffizienz des Rollenoffsets mit der hohen Variabilität des Digitaldrucks zu verbinden.
So produzieren wir immer öfter die Umschläge von Magazinen und Katalogen digital, damit wir personalisieren oder individualisieren können, während die Inhaltsseiten nach wie vor klassisch im Offset gedruckt werden. Und wenn wir schon den Vollfarb-Digitaldruck einsetzen, dann erübrigt sich auch im Bereich des Direktmarketings die bisherige hybride Methode mit vorgedruckten Offsetrollen, in die dann in Schwarz-weiß die Personalisierungen reingelasert werden.
Drupa-Missionen
Aber welche Digitaldruckmaschinen sind nun die richtigen, wenn man einerseits sehr hohe Auflagen in kurzer Zeit realisieren will und gleichzeitig offsetähnliche Qualität erzeugen muss? Nahe lag da zunächst einmal der Highspeed-Inkjet. Schließlich brauchen wir Geschwindigkeit. Auf der Drupa 2008 hatten wir schon die ersten Tests gesehen. Doch damals waren die Maschinen einfach noch nicht qualifiziert genug, um im Werbe- und Marketingbereich unsere Qualitätsziele zu erreichen. Auf der Drupa 2012 sah das schon anders aus. Da kamen wirklich Highspeed-Inkjet-Maschinen auf den Markt, die annähernd an das herankamen, was wir uns so vorstellten. 2013 haben wir dann Probeandrucke auf allen entsprechenden Maschinen gemacht. Leider war der HighSpeed-Inkjet in der Farbkonstanz und Farbsättigung einfach noch nicht so weit, dass wir diese Technologie guten Gewissens für Katalogumschläge und Mailings einsetzen konnten. Erst auf den Hunkeler Innovation Days 2015 sahen wir Maschinen, die an das herankommen, was wir uns wünschen. Doch bis diese Maschinen in Europa installiert sind und stabil laufen, konnten wir nicht warten.
200.000 Bäume
Denn unsere Volumina im Bereich Digitaldruck stiegen bereits seit Mitte 2014 steil an. Also haben wir unsere Andrucktests mit Digitaldruckmaschinen im Tonerbereich fortgeführt. Diese Technologie ist ausgereift und stabil. Alle Tonermaschinen, die wir testeten, lieferten eine Qualität, die man Offsetkunden gut verkaufen kann. Aber wir wollen ja auch hohe Auflagen produzieren. So suchten wir nach dem produktivsten Digitaldrucksystem auf Tonerbasis und favorisierten die Xeikon. Aber da gab es noch ein Kriterium, das ganz oben auf unsere Wunschliste stand: die Umweltfreundlichkeit.
Eversfrank produziert zu 100 Prozent mit Naturstrom und hat durch unsere Tochterfirma Evers ReForest in Schleswig-Holstein bereits über 200.000 Bäume gepflanzt zur CO2-Reduzierung. Wir sind zertifiziert nach EMAS, haben den Blauen Engel, das EU-Ecolabel und den Nordic Swan. Die Umweltstandards, die für unsere Offsetdrucke gelten, wollen wir auch im Digitaldruck erfüllen – inklusive Papierrecycling. Nicht alle Digitaldruckmaschinen erfüllten unsere strengen Kriterien. Die Xeikon aber schnitt auch unter Nachhaltigkeitsaspekten sehr gut ab.
Weiter ging es in unserer Wunschliste mit den Papieren. Wir wollen natürlich möglichst auf den vorhandenen Standardmaterialien drucken, ohne zeitraubende und teure Vorbehandlungen und das möglichst vom Dünndruckpapier für Porto-optimierte Mailings bis hinauf zu stabilen Umschlägen für 600 Seiten starke Kataloge. Auch da konnten wir ein Häkchen auf der Wunschliste machen: Die Xeikon bewältigt alles von 40 gsm bis 350 gsm.
Bildstark
Auch die RIPs waren uns wichtig. Wir drucken für tausende von Landmaschinenhändlern, Apotheken und Reisebüros hochindividualisierte Magazine – und jedes ist für jeden Adressaten One-to-One individualisiert. Wenn die Umschläge auch noch bildpersonalisiert sind, kommen schnell Millionen unterschiedlicher Fotos zusammen, die alle einzeln gerippt werden müssen. Das geht nur, wenn man ein schnelles RIP und ein offenes Workflowsystem hat. Wir nutzen GMC Inspire und auf unserer Wunschliste stand, dass das Rippen on the Fly während der Druckproduktion ohne Geschwindigkeitseinbuße geschehen muss.
Eine Woche Installation
Am Ende fiel die Wahl einstimmig auf die Xeikon 8600. Ursprünglich wollten wir damit noch ein bisschen warten, doch dann brach die Auftragslawine im Herbst 2014 über uns herein. Wir bestellten die Maschine kurzfristig. Nach einer Woche Installationszeit konnten wir sie bereits in Betrieb nehmen und haben sie gleich im ersten Betriebsmonat dreischichtig laufen lassen.
Trotzdem blieb noch Zeit, um den großformatigen Kalender der Stiftung Mensch zu drucken, der mit seinen pastellfarbenen Fotos auf offenporigem Papier eine besondere Herausforderung an unsere Drucker stellte, die wir dank der Xeikon mit Bravour meisterten. Wir sind zufrieden. Wir schalten sie ein und sie läuft. Mit Inline-Densitometer und Registerkontrolle reguliert sie sich fast von selbst. Somit erfüllt sie fast alles, was wir so brauchen. Aber für unsere Rollenoffsetdrucker, die Bahngeschwindigkeiten bis 900 Meter pro Minute gewohnt sind, könnte die Xeikon einen Zacken schneller sein als die 19,2 Meter pro Minute, die sie schafft.
Jetzt spekulieren wir mit darauf, dass die lange angekündigte Xeikon Trillium auf den Markt kommt, die die gleiche Qualität verspricht, aber eben wesentlich schneller sein soll. Nächstes Jahr ist ja wieder Drupa.“
Aufgezeichnet von Anja Schlimbach
(4c Printausgabe Deutschland 3/2015)