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21.09.2015 15:14

Selbsterklärend

Der österreichische Verlagschef Hermann Petz hat ein Buch zur Verteidigung der gedruckten Zeitung geschrieben. Offenbar befinden sich gedruckte Medien in einem dauernden Selbstlegitimierungszwang. Online-Medien dagegen weniger.

Unter Rechtfertigungszwang: Das neue Buch von Moser Holding-Chef Hermann Petz. © Beigestellt

Aus dem Archiv „Die Menschen wollen das nicht“ Was machen ohne Marken? App-Gesang „Kleinteiliger, personalisierter“ Alpen-Allianz Nur ein Stockwerk Darf nicht fehlen

Hermann Petz hat sich in den letzten Monaten einen ganz ordentlichen Fundus an Komplimenten erarbeitet. Weltfremd. Nicht anpassungsfähig. Kurzsichtig. Dafür musste der Chef der österreichischen Moser Holding, eines der größten Zeitungshäuser des Landes, einfach nur ein Buch schreiben. „Die Zeitung ist tot. Es lebe die Zeitung!“, so der Titel. Petz zimmert darin ein Thesengebäude, dessen Baumaterial nun alles andere als neu ist. Dass Print in der Lage ist, Journalismus finanziert, dass es Onlinemarken ohne Print-Pendant schwer haben, dass bei Print alle Sinne mitlesen, dass die Lage für Print besser ist als die Stimmung für Print. Viele dieser Argumente kennt man, einiges wurde schon hinreichend von anderen beschrieben, manches muss noch viel genauer erforscht werden.

Bücher wie jenes von Petz beweisen, dass auf Gedrucktem und seiner Funktion  permanenter Rechtfertigungsballast lastet, von dem Online offenbar befreit scheint. Milliardenmühlen wie Google oder Facebook, deren Algorithmen auch verlegerische Aufgaben wahrzunehmen beginnen, verstellen wohl mit ihren lupenreinen wirtschaftlichen Erfolgen den Blick auf einen digitalen Kontinent, die von den Geschwistern Profit und Relevanz leider nicht besucht wird: Milliarden von erfolglosen Websites und Millionen von Nachrichtenportalen; Banner-Deponien, bei denen die Wahrscheinlichkeit, geklickt zu werden, nur wenig größer ist als jene, vom Blitz getroffen zu werden; verzweifelte Versuche, mit Mobile Advertising Nutzer nicht zu verschrecken. Am virtuellen Lagerfeuer der digitalen Eliten, bei Twitter und Facebook, wird das aber häufig ausgeblendet. Es ist nur Print, der in der Dauerschleife der Selbst-Legitimierung steckt.

Martin Schwarz

(4c Printausgabe 5/2015)

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