Leykam

08.09.2011 16:12

Umweg über Tulln

Mit der Übernahme von Goldmann wird die Leykam zum internationalen Druckkonzern. Der Standort Tulln ist eindeutig der weniger attraktive Teil des Gesamtpakets.

Leykam-Chef Steinwidder: Via Tulln in die Welt. © Michael Hetzmannseder

Aus dem Archiv Personalabbau bei Goldmann Druck Leykam übernimmt Goldmann Oberndorfer will weiter in Deutschland zukaufen Wettbewerbsbehörde genehmigt Übernahme Goldmann Holding ebenfalls pleite Leykam bekundet Interesse an Goldmann Die Pläne des Herrn Poppe

Jetzt kann Leykam-Chef Michael Steinwidder endlich verwirklichen, wovon er schon im Mai gesprochen hatte: „Auch wenn ich ohne Goldmann über die weitere Entwicklung der Leykam nachdenke, dann würden wir wohl versuchen, in Tschechien, in der Slowakei, in Ungarn zu expandieren“, sagte er damals im Interview mit 4c (Ausgabe 4/11).

Zwei Klassen

Aus der Sicht Steinwidders zerfällt die Übernahme von Goldmann wohl in zwei Klassen ökonomischer Attraktivität. Da ist einerseits der Standort Tulln, der weniger schmucke Teil des Gesamtpakets. Und da ist die Goldmann-Tochter Moravia Press im tschechischen Breclav,  die perfekt in die Bemühungen der Leykam-Gruppe passt, einen Ring an Druckereien in den Nachbarländern aufzubauen. Der Leykam-Standort in Hoce war dafür schon der Anfang. Steinwidder hatte schon vor dem Kauf von Goldmann von seinem Aufsichtsrat auch den Auftrag erhalten, eine Greenfield-Investition in Ungarn zu überprüfen. Die Mühe kann er sich nun sparen.

Mindestens zwei Jahre für Tulln

Für Tulln soll es ohnehin nur eine Standortgarantie für zwei Jahre geben, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass die Leykam es nun mal vor allem auf die – von der Insolvenz nicht betroffenen – Tochtergesellschaften von Goldmann in den Nachbarländern abgesehen hat. Die Oberndorfer Druckerei, zumindest eine Zeitlang ebenfalls interessiert an einem Kauf des Tullner Unternehmens, hätte den Standort für fünf Jahre garantiert, wäre aber nicht an der ungarischen Goldmann-Druckerei interessiert gewesen, wie Loderbauer im aktuellen Gespräch mit 4c meint. Die ungarische Tochtergesellschaft war entgegen früheren Spekulationen nun auch bei der Leykam nicht Gegenstand der Übernahme-Verhandlungen.
Ob das Paket, das Leykam und Goldmann-Masseverwalter Walter Anzböck geschnürt haben, auch festgezurrt bleibt, ist nun Sache der Wettbewerbsbehörden. 
Besonders tief in die Tasche greifen musste die Leykam-Gruppe übrigens nicht für den Kauf des einst stolzen Tullner Unternehmens:  2,28 Millionen zahlen die Steirer für das Unternehmen, 100.000 Euro für die Marken „M Moraviapress“ und „Goldmann“, für die auf 27 Monate angelegte Nutzung der Liegenschaft in Tulln wurden nochmals 2,2 Millionen Euro fällig.

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