E-Books

19.10.2015 07:53

Tolino belebt Buchhandel

Der stationäre Buchhandel in Deutschland erweist sich gegenüber den Angriffen von Amazon als erstaunlich widerstandsfähig. Das liegt auch an einem Kindle-Konkurrenten.

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Das Tolino-Tab: Viele Buchhandlungen in Deutschland bieten den E-Reader mittlerweile an. © beigestellt / Weltbild

Aus dem Archiv Amazon eröffnet deutschen Kindle-Store Darf nicht fehlen Kindle-Flatrate auch in Deutschland „Amazon zerstört Strukturen im Buchhandel“ Amazon greift Verlage an Lesen per Flatrate Amazon stellt Luxus-Kindle vor

Die Prognosen waren vernichtend: In den USA hatten Experten vor fünf Jahren prophezeit, dass 2015 das E-Book am gedruckten Buch vorbeiziehen werde. Doch weit gefehlt: In den USA hat sich der E-Book-Umsatz bei etwa 20 Prozent eingependelt, in Deutschland sind es etwas mehr als fünf Prozent. Wie es mit der Digitalisierung weitergeht, gehört zu den großen Themen auf der Frankfurter Buchmesse.

Feststeht, dass das schon totgesagte alte Buch gerade ein kleines Comeback feiert. In Deutschland hat sich im zweiten Jahr in Folge der stationäre Buchhandel besser entwickelt als der von Amazon beherrschte Internethandel. Und sogar in den USA erleben kleine Buchläden eine Wiederauferstehung.

„Die Entwicklung von E-Books geht langsamer voran als wir uns vorgestellt haben“, räumt der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, ein. Die Chefin der Hugendubel-Gruppe, Nina Hugendubel, bleibt beim E-Book dagegen optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass es einen Anteil von etwa 15 Prozent erreichen kann.“

Das Zauberwort in Deutschlands Buchhandel heißt „Multi-Channel“: Die stationären Läden sollen mit dem Online-Geschäft eng verknüpft werden. Dafür haben sich Deutschlands führende Buchhändler, die eigentlich scharf miteinander konkurrieren, vor zweieinhalb Jahren verbündet. In Kooperation mit der Telekom wurde das E-Book-Gerät Tolino auf den Markt gebracht. Dem US-Konzern Amazon, der mit seinem Reader Kindle den angelsächsischen Markt beherrscht, sollte in Deutschland nicht kampflos das Feld überlassen werden.

Was wenige gedacht haben: Tolino ist tatsächlich ein Renner geworden. Nach der Zahl der heruntergeladenen Bücher ist das Lesegerät inzwischen am Kindle vorbeigezogen. „Es hat uns selbst überrascht, dass wir das so schnell geschafft haben“, sagte Michael Busch, Chef der Thalia-Gruppe, die mit Hugendubel zu den Marktführern im deutschen Buchhandel zählt.
Die Allianz hat sich dieses Jahr verbreitert: In rund 1.800 von 6.000 deutschen Buchhandlungen kann der Tolino derzeit gekauft werden. Rund 1,7 Millionen Titel stehen zur Verfügung. Geholfen hat vor allem das offene System bei Tolino. Der Kunde kann selbst wählen, wo er die digitalen Bücher bestellt. Der Kindle-Benutzer kann dagegen nur digitale Bücher lesen, die er auch bei Amazon einkauft.
Auch wenn der Hype ums E-Book sich generell gelegt hat: Eine digitale Neuigkeit hat auf der Buchmesse vor allem diejenigen erfreut, die in Frankfurt gleich ein Buch kaufen wollen. Dies ist nur am letzten Tag und an ausgesuchten Ständen möglich. Mit Hilfe einer neuen App, die das Branchen-Portal buchhandel.de entwickelte, kann jeder Besucher nun an allen Messetagen sofort bestellen, was ihn in den Regalen anlacht. Er muss nur den ISBN-Code scannen und sich das Buch in eine Filiale seiner Wahl zustellen lassen. 900 Buchhandlungen machen bei der Aktion mit.

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