Klimaziele

27.11.2014 13:26

Ein Kontinent ist nicht genug

Es ist ein scheinbar widersprüchlicher Eindruck, den die Papierindustrie in der Klimapolitik hinterlässt: Da ist einerseits die Eigenpositionierung als grüne Industrie, andererseits aber auch die laute Sorge um zu ambitionierte Klimaziele. Aber: Die beiden Argumentationsstränge verknüpfen sich.

Senden Drucken

Um über 45 Prozent wurde in Deutschland der CO2-Ausstoß pro Tonne Papier seit 1990 gesenkt. © Beigestellt

Aus dem Archiv Papierindustrie warnt vor Verlust von 40.000 Arbeitsplätzen Unter Spannung Ein Zerrbild Bald geht’s um den Wald Mit Abstrichen Erster 3D-Druck im Weltall Papierindustrie kritisch gegenüber Energieeffizienzgesetz

Die EU-Staaten haben sich im letzten Monat auf ein neues Klimapaket geeinigt. Die CO2-Emissionen sollen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent sinken. Der Anteil der erneuerbaren Energien aus Wind oder Sonne soll auf mindestens 27 Prozent steigen. Während die Umweltschützer klagen, dass das kaum ausreichen wird, um die Welt zu retten, beschwert sich die Wirtschaft vor allem über die entstehenden Mehrkosten.

Die Unternehmen der Papierbranche schmücken sich gerne mit ihrem Umweltengagement. Der österreichische Zellstofferzeuger Heinzel Pulp hat kürzlich sogar einen Klimaschutzpreis für sein Fernwärmeprojekt gewonnen. „Der grüne Titel ist Ergebnis gelebten Einsatzes für effiziente Nutzung von Energie“, erklärt Gabriele Herzog, Geschäftsführerin von Austropapier – und referiert geübt die Zahlen, die diesen gelebten Einsatz illustrieren sollen: „Die österreichische Papierindustrie ist mit ihrem hohen Anteil an Bioenergie – bereits 55 Prozent der Brennstoffe sind biogenen Ursprungs – und ihren höchst effizienten Anlagen schon längst Vorreiter in Sachen Klimaschutz. So etwa konnte auch der Anteil an fossilen Brennstoffen seit 1990 um elf Prozent verringert werden.“

In Deutschland konnte der CO2-Ausstoß pro Tonne Papier seit 1990 um über 45 Prozent reduziert werden. „Durch die Nutzung einer nachhaltigen Forstwirtschaft als Rohstoffquelle und ein hochgradiges Recycling trägt die Papierindustrie zur weltweiten Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Die Papierindustrie in Europa bezieht übrigens bereits heute 54 Prozent der von ihr verbrauchten Energie aus regenerativen Energiequellen“, bemüht auch Gregor Andreas Geiger vom Verband Deutscher Papierfabriken Zahlenkaskaden.

Nicht alleine

Trotzdem gehört gerade die Papierindustrie unbestreitbar zu den energieintensiven Branchen und leidet deshalb auch unter den Folgen der neuen Vorgaben. Ob dies gute oder schlechte Folgen sind, hängt vom Wettbewerb ab. „Wenn alle Wettbewerber die gleichen Belastungen tragen müssen, ist das kein Problem. Einseitige hohe Klimaschutzziele nur in der EU werden jedoch zu einer enormen Belastung. Ein Alleingang Europas durch ein einseitig verkündetes Klimaschutzziel würde für uns über den Emissionshandel Mehrkosten in Milliardenhöhe verursachen, die unsere Wettbewerber in der Welt nicht haben“, stellt Gregor Andreas Geiger klar. Und will den ganz großen globalen Wurf: „Die Papierindustrie hat keine Vorbehalte gegen strengere Klimaziele. Sie hat sich auch ohne Vorbehalte der Klimaschutzvereinbarung der deutschen Industrie angeschlossen. Sie verlangt aber ein Umfeld, das die Wettbewerber auch aus nichteuropäischen Wirtschaftsräumen auf dieselben Ziele verpflichtet. Die Chancen liegen nicht in einem europäischen Alleingang, sondern in einem internationalen Klimaschutzabkommen, das diesen Namen auch verdient.“

Ausgereizt

Erst einmal stehen aber die bekannten Ziele im Raum und stellen die Papierindustrie vor ein Problem. Die europäische Papierindustrie hat schon 2011 auf die damalige Zielsetzung von minus 80 Prozent CO2-Ausstoß bis 2050 mit der „2050 Roadmap“ reagiert. Doch man stößt…

Anja Schlimbach

Möchten Sie weiter lesen? Die ganze Story finden Sie uns unserer Ausgabe 8/2014. Diese können Sie jetzt als pdf herunter laden, auf Ihrem iPad lesen oder als Printausgabe bestellen. 

 

 

Twitter Facebook del.icio.us digg.it
Dieser Artikel hat noch keine Kommentare. Verfassen Sie den Ersten!
→ Posten Sie JETZT Ihre Meinung zu diesem Thema!
Mehr aus Business Gestern 14:34 Mayr Melnhof schließt Werk 18.05.2015 05:03 „Unser Türöffner ist die Marge“ 13.05.2015 09:15 Chefwechsel bei Flyeralarm 10.05.2015 09:44 Das steht im neuen 4c 09.05.2015 10:21 Billige Verlage 08.05.2015 10:00 Flyeralarm gewinnt Parfümeriekette als Großkunde 07.05.2015 09:24 Bertelsmann stutzt Druck-Sparte