Etikettendruck

21.04.2013 17:23

Klappt mit Kleben

Wieder haben zwei österreichische Etikettendruckereien ihre Digitaldruck-Kapazitäten deutlich ausgebaut. Sie folgen damit einem erstaunlichen Phänomen: gerade im Etikettenbereich dürfte der Digitaldruck zum ernstzunehmenden Offset-Konkurrenten werden.

wareka marzek etikettenMarzek-Chef Johannes Wareka: „Mehr Promotion, mehr Testserien, mehr neue Produkte. Dazu kommen kürzere Design – und Verpackungszyklen.“ © Beigestellt

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In den meisten Produktsegmenten klebt der Digitaldruck-Anteil ja felsenfest im einstelligen Prozentbereich. Doch die Erfahrungen zweier österreichischer Druckereien zeigen nun: im Etikettensegment dürfte der Digitaldruck wohl auf die vergleichsweise größte Akzeptanz stoßen. So wird bei Etiketten Carini in Lustenau mittlerweile schon ein Viertel aller Jobs digital produziert: „Wir erleben immer mehr Variationen bei dem, was früher große Auflagen waren“, erzählt Carini-Geschäftsfüher Edgar Sohm.

Zweistellige Zuwachsraten

Ähnliche Erfahrungen hat auch Johannes Wareka, Chef von Marzek Etiketten in Traiskirchen, gemacht: “Es gibt mehr Klein- und Kleinstauflagen: Mehr Promotion, mehr Testserien, mehr neue Produkte. Dazu kommen kürzere Design- und Verpackungszyklen“, erklärt Wareka. Der Anteil an Digitaldrucketiketten an der Gesamtproduktion steigt auch bei Marzek. Marzek als Spezialist hat die Technologie für Auflagen von 500 bis 100 Millionen Etiketten, die Auflagen im Digitaldruck liegen zwischen 500-100.000 Etiketten und sind natürlich immer auch abhängig vom Produkt und von der Größe des Etikettes. Aktuell verzeichnet man bei derzeit 3000 Digitaldruckaufträgen pro Jahr zweistellige Zuwachsraten. 

Kleinste Druckpasser

Marzek hat vor einem halben Jahr eine HP Indigo 6600 in Betrieb genommen. Die ist Teil eines 14 Millionen Euro schweren Investitionsprogrammes über drei Jahre. Zu den Neuanschaffungen zählen unter anderem weitere Druckmaschinen für Rollenetiketten, eine Maschine für die Produktion komplexer Multilayer-Etiketten sowie eine einzigartige translative und rotative UV-Offset-Flexo-Siebdruck-Hybridmaschine. Die Indigo 6600  hat mit ihrer Druckqualität überzeugt. „Sie hat kleinste Druckpasser und kann kleinste Negativschrift drucken. Auch eine schwierige Farbe wie Chamois wird exzellent wiedergegeben“, erklärt Wareka.  Warum ausgerechnet im Etikettensegment die Druckqualität so herausragend wichtig ist, erklärt Warekas Kollege Edgar Sohm von Carini Etiketten so: „In einem Supermarkt stehen alle Druckerzeugnisse – ob konventionell oder digital erzeugt – auf dem Regal direkt nebeneinander und es ist wichtig, dass der Kunde keinen Unterschied zwischen ihnen sieht.” Auch Carini hat sich erst vor wenigen Wochen für eine HP-Maschine, die Indigo WS6600, entschieden.

200 Variationen

Der Druck von Etiketten im Digitaldruck hat aber auch seine Grenzen. Zuerst einmal: Die Verfügbarkeit einer Maschine im konventionellen Druck liegt etwa bei 90 bis 95 Prozent, die der Digitaldruckmaschine bei nur 80 Prozent.

Die Abwicklung von mehr Jobs – aber nicht unbedingt mehr Etiketten – kann auch eine Herausforderung für eine Druckerei sein.

 „Der Aufwand für das Daten-Handling, die Korrektur und Freigabe, die Kundenbetreuung ist gleich, egal ob der Job 300 oder 5000 Euro Umsatz bringt”, meint Edgar Sohm. „Ein Auftrag mit 50.000 Metern Gesamtlauflänge kann heute 200 Variationen für verschiedene Gerüche, Geschmackssorten oder Sprachen haben.“ Jobs, die das Unternehmen früher einmal pro Jahr als große Produktion druckte, kommen jetzt eben mehrmals pro Jahr in kleineren Auflagen. Wie rasant sich der Digitaldruck zur Kerntechnologie im Etikettensegment entwickelt, wird bei Etiketten Carini wohl am augenscheinlichsten: die letzte WS 6600 von HP, die Edgar Sohm nun angeschafft hat, ist bereits die dritte innerhalb weniger Jahre.

Ingo Woelk

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