Banknotendruck

02.09.2014 09:17

Der Kampf ums Geld

Deutsches Unternehmen Giesecke & Devrient und britischer Rivale De La Rue können schon längst nicht mehr mit sprudelnden Gewinnen rechnen.

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Geld drucken ist nicht mehr so einträglich wie einst. © Fotolia.de

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Giesecke & Devrient (G&D) darf, wovon andere Unternehmen nur träumen können – Geld drucken. Doch der Banknotendruck ist ein hartes Geschäft, auch wenn die Branche im Vergleich zu anderen Industrien ziemlich überschaubar ist. Die Probleme, mit denen die deutsche G&D zu kämpfen hat, kennt auch der größte private Rivale, der britische Geldspezialist De La Rue.

Und obwohl das Geschäft mit Papiergeld ziemlich einzigartig ist, sind die Herausforderungen auf den ersten Blick vergleichsweise alltäglich. Die Kunden, also Staaten, werden stetig anspruchsvoller, sind aber knausrig.

Auch bei Banknoten sei der Preis inzwischen ein wichtiges Kriterium, heißt es bei G&D. Zudem gebe es Überkapazitäten und gerade beim Druck viele Wettbewerber, die staatlich unterstützt werden. Zugleich wachsen die Anforderungen an die Fälschungssicherheit, das Design oder die Haltbarkeit. Neben dem Preis entscheiden Innovationen über die Vergabe von Aufträgen. „G&D hat eine lange Tradition und Expertise, was innovative Sicherheitsmerkmale angeht“, sagt der für Banknoten zuständige Geschäftsführer Ralf Wintergerst. Deswegen biete gerade der Wettbewerb um Neuentwicklungen Chancen für das Unternehmen.

Doch der Preiskampf beim Geld hinterlässt Spuren. „Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns“, sagte G&D-Chef Walter Schlebusch vor einigen Wochen bei der Vorlage der Bilanz. Der Gewinn war 2013 unter dem Strich um 93 Prozent auf noch 2,6 Mio. Euro eingebrochen. Der Umsatz sank um 2 Prozent auf 1,75 Mrd. Euro, mehr als die Hälfte steuerte das Banknoten-Geschäft bei. Daneben setzt G&D unter anderem auf Chipkarten sowie auf das Geschäft mit Ausweisen oder Führerscheinen. Der Banknotendruck aber ist die Wurzel der 1852 in Leipzig von Hermann Giesecke und Alphonse Devrient gegründeten Firma.

Auch wenn bargeldloses Bezahlen in vielen Ländern immer beliebter wird, dürfte der Banknotendruck noch lange eine Säule des Geschäfts bleiben. Bei De La Rue geht das Management davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Papiergeld jedes Jahr um rund 4 Prozent wächst, auch wenn der Markt sich in vielen Ländern unterschiedlich entwickelt. „Nach wie vor besitzt nur jeder zweite Mensch ein Bankkonto“, heißt es auch bei G&D.

Bargeld ist in vielen Teilen der Welt das wichtigste Zahlungsmittel. „Und in den Industrieländern gibt es zunehmend Menschen, die im Zuge der NSA-Affäre wieder auf Bargeld umsteigen, damit nicht jede Transaktion nachvollzogen werden kann.“Die stetig steigende Menge Bargeld und die Notwendigkeit, die Banknoten regelmäßig auszutauschen und zu erneuern, lockt auch Wettbewerber.

Dabei wird der Markt von staatlichen Druckereien beherrscht. Dazu gehört auch die deutsche Bundesdruckerei, die nach einem Intermezzo als privates Unternehmen seit 2009 wieder dem Bund gehört. Angesichts der vielen Kapazitäten der staatlichen Betriebe suchen auch diese Spieler weltweit nach Aufträgen. Nach Schätzungen von De La Rue bleiben den kommerziellen Anbietern derzeit etwa 13 Prozent Marktanteil weltweit. Die Konkurrenz wird jedenfalls nicht kleiner.“

Genau darin liegen aber auch Chancen“, sagt Wintergerst. G&D mit seinen fast 12.000 Mitarbeitern habe alle Möglichkeiten hochkomplexe Produkte in höchster Qualität herzustellen. „Das reicht von eingebetteten Sicherheitsmerkmalen wie Wasserzeichen, die bereits bei der Herstellung in unser Papier- oder Hybridsubstrat eingebracht werden, über Sicherheitsfäden mit speziellen Folieneigenschaften und Durchsichtfenster bis hin zu den Sensoren für Sicherheitsmerkmale in unseren Bearbeitungsmaschinen.“ Der Wettbewerb entscheide sich eben nicht nur über den Preis, sondern auch über Innovationen.

In Österreich ist die Nationalbanktochter OeBS für das Drucken von Geld zuständig. Zuletzt, im Jahr 2012, schrieb die Oesterreichische Banknoten- und Sicherheitsdruck GmbH laut „FirmenCompass“ einen Gewinn von 1,3 Mio. Euro, nach einem Verlust von knapp 23 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz belief sich auf 39,7 (2011: 35,8 Mio.) Euro. Ehemalige Funktionäre der Banknotendruckerei müssen sich derzeit wegen Schmiergeldvorwürfen im Zusammenhang mit Geschäften in Aserbaidschan vor Gericht verantworten, die nächste Verhandlung ist für den 3. Oktober anberaumt. (APA/dpa)

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