Bogenoffset

19.08.2017 12:03

So werden bei Ravensburger Spiele und Puzzles gedruckt

48 Millionen Bogen werden in der Druckerei des Spieleherstellers Ravensburger jährlich produziert – deutlich mehr als früher. Damit die Puzzles und Spiele rechtzeitig und vor allem fehlerlos hergestellt werden, sind einige Details im Produktionsprozess recht ungewöhnlich.

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Druckerei bei Ravensburger: bestückt mit zwei Bogenoffsetmaschinen von Koenig & Bauer © beigestellt / KBA Puzzle-Produktion bei Ravensburger: 48 Millionen Bogen pro Jahr. © beigestellt / KBA

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Dafür sollte man sich Zeit nehmen: Das größte Puzzle, das der Spieleproduzent Ravensburger jemals produziert hat, kam 2016 auf den Markt. Es hat 40.320 Teile und wiegt um die 20 Kilogramm. Nach etwa 600 Stunden Puzzlespaß ist eine Fläche von 6,8 x 1,9 Metern belegt. 

Die Produktion solcher Puzzles indes sollte schneller möglich sein als deren Zusammensetzung. Deshalb setzt Ravensburger in seinem Drucksaal Technologie von Koenig & Bauer ein. Erst im vergangenen Jahr kam eine großformatige Rapida 145 mit fünf Farbwerken und Lackturm hinzu – sie löst eine alte Maschine im Jumbo-Format ab. Aber auch die vor Jahren gelieferte Rapida 105 ist nicht mehr „die alte“. Sie wurde im Rahmen der Neustrukturierung im Drucksaal um 180° gedreht und einem umfassenden Retrofit unterzogen. Die Gesamtinvestition belief sich inklusive der Hallen-Renovierung auf fast vier Millionen Euro. Jetzt laufen beide Maschinen auf Hochtouren – die Rapida 145 zu 98 Prozent mit 15.000 Bogen/h.

Immer mehr Aufträge mit kleineren Losgrößen machten die Neuinvestition erforderlich. Betrug das Druckvolumen im Jahr 2010 noch 39 Millionen Bogen, sind es jetzt 48 Millionen. 7.600 gedruckten Aufträgen stehen heute 11.000 gegenüber. Die durchschnittliche Auflagenhöhe sank hingegen von 4.950 im Jahr 2010 auf 3.900 im Jahr 2016. Um diese Herausforderung zu bewältigen, führte kein Weg daran vorbei, die Druckleistung zu erhöhen und die Rüstzeiten zu minimieren.

Schnelle Rüstprozesse für mehr Druckjobs

Das alles schafft die Rapida 145 spielend. Die Rüstzeiten haben sich durch parallele Prozesse (DriveTronic SPC mit Plate Ident, CleanTronic Synchro sowie DriveTronic SFC-Lackturm mit AniSleeve) um sage und schreibe 80 Prozent reduziert. Doch das ist nur die halbe Miete. Da die Rüstzeiten weniger ins Gewicht fallen, läuft die Produktion von Klassikern wie „Mensch ärgere Dich nicht!“ häufiger. Halbfertig- und Fertigprodukte benötigen weniger Platz im Lager, die Kapitalbindung sinkt.

In einer Schicht stehen bis zu 18 Jobwechsel an. Spitzenwert: 50 Rüstvorgänge in 24 Stunden. Gedruckt wird dabei in Sammelformen. Auch das macht die Produktion flexibler. Die einzelnen Jobs werden in Abhängigkeit von der zu produzierenden Menge durch die Vorstufe ein- oder mehrmals auf den Bogen gestellt. Zwischen vier und 16 Artikel sind das in Abhängigkeit von Auflagenhöhe und Termin pro Bogen. In der CtP-Vorstufe wird entschieden, ob im Mittel- oder im Großformat produziert wird.

Meist ist an den Rapidas nur ein Abzug erforderlich, ehe sie in Produktion gehen. Früher waren es drei bis vier. Die Anzahl an Einrichtebogen hat sich dadurch halbiert. Neben dem Einsparpotenzial an Bedruckstoff leisten die Rapida-Maschinen so auch einen Beitrag zur Ressourcenschonung. 

Vorteile auf ungewöhnlichen Bedruckstoffen

Günter Märker, Leiter Fertigung bei Ravensburger: „Auf die Rapida-Maschinen schwören wir aufgrund ihrer Vorteile im Kartondruck.“ Zwischen 120 und 450 g/m2 liegen die üblichen Grammaturen. „Beides muss gut laufen“, so Märker. Für Spielkarten wird reiner Zellstoff verwendet.

Obwohl die Produktion in Format- und Substratketten läuft, sind pro Tag zwei bis drei Lackplattenwechsel und ein bis zwei Rasterwalzenwechsel erforderlich. DriveTronic SFC und AniSleeve bieten hierbei die notwendigen Erleichterungen. Das bedeutet, die Lackplattenwechsel erfolgen parallel zu anderen Rüstprozessen. Den Wechsel der Rasterwalzen-Sleeves erledigt ein Bediener ohne großen Aufwand und ohne Kran.

Ein kleines Detail schätzen die Spiele-Fachleute in Oberschwaben besonders: den Plattenlift. Er befördert die kompletten Plattenwagen zur Galerieebene. Die Drucker müssen die Druckplatten nur noch in die einzelnen Werke verteilen. Das Treppensteigen mit den unhandlichen Platten gehört der Vergangenheit an.

Viel Know-how bis zur Verarbeitung

Vor der Neuinvestition galt es, einen weiteren wichtigen Punkt zu klären: Wie lassen sich trotz des Modellwechsels im Großformat die existierenden Stanzformen weiter nutzen? Denn in deren Herstellung steckt viel Geld und Know-how. Es gab eine verblüffend einfache Lösung: Die Rapida 145 arbeitet mit kleineren Messstreifen. Damit steht der zum Stanzen benötigte Greiferrand nach wie vor zur Verfügung.

Im Kompetenzzentrum Druck von Ravensburger sind 32 Mitarbeiter beschäftigt. Sie arbeiten in drei Schichten und sind auch für das Schneiden zuständig. Rein räumlich nehmen die Verarbeitung und das Lager viel mehr Platz in Anspruch als der mit rund 250 m2 relativ kleine Drucksaal, denn die gesamte Produktionsfläche liegt bei ca. 20.000 m2. Die Abteilungen für das Stanzen und Kaschieren der Puzzles sowie für den Schachtelbau sind weitaus größer. In den meisten Anlagen steckt extrem viel Know-how – beispielsweise im Zudeckler, der die Verpackungen mit ihren Deckeln versieht. 

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