Printtour 2015

Die Printtour 2015 führte unsere Leser nach Israel. Vier Tage lang bereisten insgesamt 20 Teilnehmer das High Tech-Zentrum im Nahen Osten. Und das erlebten unsere Printtouristen.

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Ins Morgenland

Sie sahen völlig neue Technologien, besuchten Forschungslabore und testeten Digitaldruckmaschinen: 20 Druckerei – und Agenturchefs nahmen an der ersten 4c-Printtour teil. Die Premiere führte die 4c-Leser nach Israel.

Vom Gründer ist noch ein Spruch an der Wand geblieben. Auch wenn das Unternehmen längst Teil eines Weltkonzerns ist und der Wortspender selbst sich anschickt, zum Konkurrenten zu werden, wurde sein großer Leitgedanke an die Wand gepinselt: „Alles, was digital werden kann, wird digital. Und der Druck ist keine Ausnahme“, steht da in einer Halle des HP Indigo-Hauptquartiers im israelischen Kiryat Gat.

In Israel, davon konnten sich die Teilnehmer der Printtour 2015 überzeugen, hat sich dieser digitale Imperativ von Benny Landa längst in die wirtschaftliche Wirklichkeit der Druckindustrie eingestanzt. Die Digitalisierung des Gedruckten wird in kaum einem anderen Land so konsequent weiter entwickelt und in Technologie gegossen wie in Israel.

Das passt zum wirtschaftlichen Klima. Der schmale Landstreifen zwischen Jordan und Mittelmeer, gerade mal so groß wie Niederösterreich oder Hessen, hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem Brennpunkt technologischer Schaffenskraft entwickelt. 1995 exportierte Israel Zitrusfrüchte im Wert von rund 160 Millionen US-Dollar. Auch die High Tech-Exporte lagen damals in dieser Höhe. 2014 exportierte Israel noch immer Zitrusfrüchte im Wert von etwa 160 Millionen US-Dollar. Aber die High Tech-Exporte stiegen auf knapp 23,5 Milliarden US-Dollar. Aus keinem anderen Land sind inzwischen mehr Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet als aus Israel.

Förderungspolitik

Günther Schabhüttl, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Israel erklärt diese erstaunliche Metamorphose eines ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Landes zu einer High Tech-Nation unter anderem mit der fruchtbaren Saat der Universitäten: „Jedes Jahr werden aus israelischen Unis heraus 72 Startup-Unternehmen gegründet“, so Schabhüttl in einem Vortrag vor den Teilnehmern der Printtour 2015. Auch das israelische Wirtschaftsministerium setzt Impulse, um einfallsreiche junge Menschen bei ihrer Entrepreneur-Werdung zu unterstützen: Startups erhalten in der Gründungsphase 500.000 US-Dollar, dafür müssen sie an den Staat später einen kleinen Teil des Gewinns abgeben.

20 Druckerei – und Agenturchefs aus Österreich, Deutschland und Slowenien haben bei der 4c-Printtour, organisiert mit unserem Kooperationspartner VDMB aus München, die gedeihliche Startup-Kultur des Landes kennen gelernt und die Entwicklungszentren von Anbietern besucht, die in ihrem jeweiligen Markt vielleicht die Spielregeln mitformen werden.

Stanzen in zwei Sprachen

Im Industriegebiet von Yavne, einem Vorort von Tel Aviv, hat ein Unternehmen seinen Sitz, das vom finanziellen Engagement Benny Landas profitiert: Highcon. Landas digitalen Imperativ hat man hier bis in die Postpress-Prozesse einer Druckproduktion gezogen: “Alles im Druckprozess wurde digital, nur Postpress nicht”, erklärte Highcon-CEO Aviv Ratzman vor den Printtour-Teilnehmern die Motivation, eine digitale Stanz – und Rillmaschine zu entwickeln. Gerade mal 15 Minuten dauert es, behauptet jedenfalls Highcon, von der Lieferung der Daten bis zur Einrichtung der Maschine. Vor allem spart die Highcon-Maschine in der Kommunikation zwischen Druckerei und Kunde eine Station: “Muster können auf der gleichen Maschine produziert werden wie der Auftrag selbst”, sagt Ratzman. Einer der Highcon-Kunden hat aus den geometrischen Freiheiten ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt und tritt als Spezialist für Hochzeitseinladungen am Markt auf. Beim Heiraten spielt ja Geld bekanntlich keine Rolle, nur der optische Plüsch darf nicht fehlen. “Stanzen”, das lernten die Druckereichefs aus Österreich, Deutschland und Slowenien bei ihrem Besuch bei Highcon übrigens auch, heißt auf Hebräisch das gleiche wie im Deutschen.

Ganz groß

Ein Kaninchen, mannshoch; der Kopf Einsteins, leider mit Loch; Pferdeköpfe an der Wand, bedrohlich dreinschauende Hunde im Foyer. Das Kabinett der Kuriositäten, das die Printtour-Teilnehmer in Lod in der Nähe Tel Avivs besuchten, ist Testcenter und Hauptquartier eines israelischen Startups, das vielleicht einen disruptiven Zugang zum 3D-Druck gefunden hat, insbesondere für Outdoor Werbung und Promotion-Zwecke.

MassivIt3D stellt seit einigen Monaten die größten 3D-Drucker der Welt her. Gleichzeitig können mit dem Drucker zwei Objekte mit einer Höhe von jeweils bis zu 1,8 Metern hergestellt werden, pro Stunde schichtet der Druckkopf 35 Zentimeter Gel auf, das dann unter UV-Licht aushärtet. Rund 300.000 Euro kostet der Drucker, einen hat MassivIT 3D bereits an eine israelische Druckerei verkauft, ein weiterer wird gerade im Ausland installiert.

Tröpfchenbildung

Als wir im Mai begonnen hatten, unsere Printtour durch Israel zu planen, war Matan noch ein eigenständiger Hersteller von Großformatdruckern, höchst umtriebig bei der Entwicklung der so genannten Parallel Drop Size-Technologie, die simultan 40 Picoliter-Tropfen für flächigere Elemente und die 20 Picoliter-Tropfen für feinere Details auf das jeweilige Material schickt. Als dann die Printtour Station bei Matan machte, war das Unternehmen schon im EFI-Konzern eingegliedert. Jetzt soll die Modellreihe der Barak-Großformatdrucker weiter ausgebaut werden. EFI-CEO Guy Gecht, ein enger Freund von Benny Landa und selbst Absolvent einer israelischen Universität, meinte einmal gegenüber 4c über die Inkjet-Technologie: „Während der Digitaldruck wächst, wächst der Inkjet noch schneller. Er hat unlimitiertes Potenzial.“ Vielleicht auch so eine Prophezeiung, die dereinst verewigt wird.

Angreifbar

Da gab es für unsere Reisegesellschaft viel zu begreifen: zu Gast bei der Digitaldruckerei Eichut in Nes Ziona war ein ganzer Raum mit Druckproben aus einer Scodix-Maschine drapiert; ein Überfluss an haptischem Erleben. Seit 2010 arbeitet Eichut mit der digitalen Veredelungsmaschine und bietet derart eine ganze reihe von Veredelungstechnologien auch in sehr kleinen Auflagen an. Scodix hat nun auch ein Folienmodul vorgestellt, das als Zusatzaggregat zur neuen Scodix Ultra Pro angeboten wird. Der erste Kunde in Europa ist OFT in Neuss bei Düsseldorf.

Geschichten vom Historiker

Zwei stattliche Herren. Beide in Uniform; der eine in jener des deutschen Kaiserreiches, der andere in der des Zarenreiches. Die beiden Herren, die Alon Bar-Shany, Chef von HP Indigo, da zu Beginn seiner Präsentation im Indigo-Hauptquartier in Kiryat Gat an die Wand projiziert, sind Bar-Shanys Großväter. Der eine kämpfte für Wilhelm II. im Ersten Weltkrieg, der andere für Zar Nikolaus II. Das Bild stammt aus dem Jahr 1915.

Für Alon Bar-Shany, einen studierten Historiker, sagen die Bilder seiner beiden Großväter viel aus über Israel und die Entwicklung des Landes: In einer so heterogenen Gesellschaft wie der israelischen würde eine scheinbar naheliegende Lösung für ein Problem eben zuweilen kritischer hinterfragt.

Die Veränderungen zu hinterfragen, denen Gedrucktes ausgesetzt ist, war der Kerngedanke bei Bar-Shanys Präsentation: Heute beschäftigen sich etwa US-Amerikaner täglich nur halb so lang mit gedruckten Medien wie noch 2009, die Beschäftigung mit mobilen Endgeräten nimmt dagegen fünf Mal so viel Raum ein. Auch HP Indigo wird diese Entwicklung nicht bremsen können, aber der Digitaldruck profitiert indirekt davon. Print wird, so die These, zu einem Kommunikationsträger, der stärker von Anwendungen getrieben ist. Zweck statt Auflage. Eine davon, so Bar-Shany: „In China werden auf HP Indigo-Maschinen personalisierte Kondomverpackungen gedruckt.“

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Das sagen die Printtour-Teilnehmer über ihre Israel-Reise:

„Höhepunkte: viele. Spannende High-Tech Unternehmen, die zeigen, wohin die Technologie geht. Viele strategische Impulse für die Zukunft unseres Etiketten+Packaging-Geschäftes. Ein umfangreiches Business-Programm.

Interessante Gespräche und Networking mit den anderen Teilnehmern. Eine angenehme, nette und humorvolle Stimmung mit der Reisegruppe, neue Freundschaften und ein gelungenes Rahmenprogramm. Welcher Wunsch blieb offen: Es war zu kurz!“

Michael Wareka, Geschäftsführer, Marzek Etiketten+Packaging

„Super wars. Danke für die tolle Reise. Wenn es ein interessantes Ziel gibt, bin ich sofort wieder dabei.“

Peter Kolb, Geschäftsführer, druck.at

„Diese gemeinsame Reise hat mir sehr viel Freude bereitet und ich habe viele Eindrücke über das Land Israel, die Menschen und Technologien mit nach Hause genommen. Genauso wertvoll sind aber bei diesen Veranstaltungen auch die Kontakte zu Kollegenbetrieben. Mit etwas Abstand zum Tagesgeschäft waren hier viele Möglichkeiten offen über Erfahrungen und Technologien zu sprechen, aber auch gemeinsame Probleme anzusprechen.“

Norbert Hahn, Geschäftsführer, Hahn Media & Druck