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08.12.2012 09:41

App-Gesang

Rupert Murdoch stellt seine iPad-Zeitung „The Daily“ ein. Sie war schwer defizitär, aber das sind andere von Murdochs Medien auch. Vielleicht ist in Murdoch ja eine andere Erkenntnis gereift.

22 Monate Siechtum sind beendet: „The Daily“ verschwindet vom Markt. © begestellt

Aus dem Archiv Rupert Murdochs iPad-Tageszeitung „The Daily“ verspätet sich Murdoch präsentiert seine iPad-Zeitung Murdoch geht fremd Murdochs iPad-Zeitung in Schwierigkeiten Murdoch hebt die Bezahlschranke New York Times verschwindet hinter Paywall Mein iPad und ich

Viel Zeit hat Rupert Murdoch dem pompös als mediale Revolution etikettierten Experiment ja nicht gegeben. Nach nur 22 Monaten dreht der milliardenschwere Verleger seiner iPad-Zeitung „The Daily“ den Geldhahn zu – und der war bisher bis zum Anschlag geöffnet: Angeblich 30 Millionen US-Dollar pro Jahr kostete Murdoch der Betrieb des virtuellen Blattes. Die stabile finanzielle Schlagseite alleine wird für Murdoch allerdings kein Grund gewesen sein, die Reißleine zu ziehen. Seine Bouelvardzeitung „New York Post“ soll jährlich bis zu 70 Millionen US-Dollar verlieren, andere Investments des Australiers waren noch wesentlich teurer und erfolgloser.

Das Geld alleine ist für den Zocker Murdoch also kein hinreichender Grund – möglicherweise aber etwas anderes: dasss nämlich auch er es trotz großen Marketingaufwands geschafft hat, die Akzeptanz der virtuellen Tageszeitung bei der Leserschaft auf ein Maß oberhalb der Wahrnehmungsgrenze zu steigern.

Zuletzt hatte The Daily gerade mal 100.000 Abonnenten. Möglicherweise hat Murdoch auch unterschätzt, wie schwer es ein kostenpflichtiges digitales Medium haben könnte, das kein Print-Pendant hat. Als eine von mutmaßlich Dutzenden Apps auf dem iPad der Leser musste The Daily Streuverluste bei der Aufmerksamkeit fast zwangsläufig hinnehmen – und hat weniger Markentreue für sich reklamieren können als die gedruckte Zeitung im Briefkasten.

Eine Appkrise als legitime Nachfolgerin der Printkrise muss man jetzt trotzdem nicht ausrufen. Aber vielleicht mag die Zeitungsbranche jetzt eher darüber nachdenken, dass der seinerzeitige kollektive Kniefall der Verleger vor den Schöpfern des iPad nicht zwangsläufig zu einer bequemeren Position am Markt führt.

Martin Schwarz

 

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