Web to Print
24.07.2015 06:57
Norweger-Netzwerk
Ein norwegisches Start-up hat eine Web-Plattform für die Vermittlung von Aufträgen multinationaler Unternehmen an Druckereien entwickelt. Teilhaben können allerdings nur Druckereien, die HP-Indigo-Maschinen betreiben.
Gelato Globe: Die Druckaufträge können auch über das Handy verwaltet werden. © Beigestellt
Sharing, Cloud. Das Vokabular, dessen sich Christian Saeterhaug, Marketingchef der norwegischen Gelato Group bei seinen Erklärungen bevorzugt bedient, lässt schon mal deutlich erkennen, in welchem wirtschaftlichen Segment sich das Unternehmen verortet. Nämlich: Ganz bestimmt nicht in der Druckbranche. Dafür mitten in der Start-up-Szene. Kürzlich hat die Gelato Group begonnen, in ganz Europa ein neues Dienstleistungsmodell aufzusetzen, das Auftraggeber und Digitaldruckereien virtuell verbindet.
Richtig. Das mutet nun nicht besonders bahnbrechend an. Was die Netzwerk-Organisatoren aus Oslo mit ihrem neuen virtuellen Service Gelato Globe tatsächlich weiter getrieben haben als andere, ist die sehr weitgehende Standardisierung des herkömmlichen Printmanagement-Modells in einem sehr engen Marktausschnitt. „Wir konzentrieren uns ausschließlich auf niedrige Auflagen“, sagt Christian Saeterhaug gegenüber 4c. Damit vermeidet Gelato zumindest direkte Konkurrenz mit etablierten Onlinedruckereien.
Für Filialen
„Gelato bringt die Sharing Economy in die Druckbranche“, beschreibt Saeterhaug in typischem Start-up-Sprachinventar den gedanklichen Nukleus. Digitaldruckereien in mehreren Ländern können sich über die neue Gelato-Globe-Plattform die Druckjobs multinationaler Unternehmen teilen. Wenn ein Konzern etwa regional unterschiedliche Broschüren für seine Filialen in mehreren Ländern drucken lassen muss, kann das über Gelato Globe gesteuert werden. Die Druckprodukte werden dann vom regionalen Gelato-Druckpartner binnen 48 Stunden an die jeweilige Niederlassung geliefert.
Nur Indigo
Preislich ist diese zentrale Steuerung dezentraler Druckjobs für den Auftraggeber erst einmal nicht von besonders großem Vorteil. Dagegen argumentiert Saeterhaug mit gesenktem Verwaltungsaufwand: „Der administrative Anteil an den Kosten liegt bei dieser Art von Aufträgen oft bei 80 Prozent“, so der Gelato-Marketingchef. Digitaldruckereien in 15 Ländern holen sich derzeit schon Aufträge aus der Gelato-Wolke. Hier ist nun ein weiterer Standard gesetzt: Für Gelato können nur Druckereien mit HP-Indigo-Maschinen produzieren. „Wir brauchen einfach eine konsistente Druckqualität“, erklärt Saeterhaug die Festlegung. Das mag zwar insgesamt notwendig sein, um visuelles Gleichmaß bei allen Jobs gewährleisten zu können, engt aber andererseits die Auftraggeber bei Papierwahl oder Formaten erheblich ein.
Erst Mitte April gestartet, möchte Gelato bis Ende des Jahres 50 Druckereien in sein Netzwerk aufgenommen haben, zehn davon alleine in Deutschland. Bald soll der Start in den in den USA expandieren. Für das Jahr 2015 erwarten die Norweger ein Wachstum von rund 100 Prozent. Das klingt nun schon wieder sehr nach Start-up.
(4c Printausgabe 4/2015)