Bogenoffset

06.03.2017 21:46

Überraschende Wendung

Beidseitig drucken und das ohne Wendung: Komori bleibt mit der Präsentation einer weiteren Maschine bei seiner recht eigenwilligen Technologie für den Schön – und Widerdruck. Was das Fehlen der Bogenwendung bringt. Und für welche Druckereien die Maschine bestimmt nicht geeignet ist.

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Die neue GX44RP von Komori: Ohne Bogenwendung. © Beigestellt

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Eigensinnig ist schon, was Komori da mit der Erweiterung seiner Lithrone G-Serie dem Markt anbietet. Nach der Präsentation des Flaggschiffs GX40RP auf der Drupa legt der japanische Druckmaschinenhersteller nun mit einer weiteren Maschine, der GX44RP, nach. Auch sie druckt bis zu 15.000 Bogen pro Stunde beidseitig, ohne eine klassische Bogenwendung zu benötigen.

Auf bis zu 13 Druckwerken kann die neue Komori-Maschine beidseitig in der so genannten Reverstechnologie drucken, mit bis zu acht Druckwerken für den Schöndruck und bis zu fünf Druckwerken für den Widerdruck. „Die Maschine“, sagt Tobias Schurr, beim Komori-Händler Wesseler für den Vertrieb der neuen Systeme zuständig, „kann ganz flexibel ausgestattet werden. Die Widerdruckwerke können in der Anzahl unabhängig von den Schöndruckwerken konfiguriert werden“. Neben den klassischen Akidenzvarianten 4/4 oder 5/5-farbig können etwa im Verpackungsdruck für die Rück- oder Innenseite nur zwei oder drei Druckwerke verwendet werden und auf der anderen Seite auch so viele Druck- und Lackwerke wie benötigt.

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Stabiler Bogenlauf

Der Verzicht auf die in Europa eigentlich gut eingeführte Bogenwendung soll erst einmal die Wartungsintervalle dehnen. Die sensible und gleichzeitig stark belastete Bogenwendung ist eher anfällig für Service-Unterbrechungen. Darüber hinaus soll die Konstruktion der Komori-Maschinen mit vier doppelgroßen Transferzylindern einen stabilen Bogenlauf ermöglichen, was gerade im Verpackungsmarkt mit seinen schweren Substraten relevant ist.

Sanfter Griff

Aber es gibt bessere Argumente für die Maschine. Da es am Bogenende keinen Greiferrand braucht, druckt die Maschine beidseitig in nur einem Greiferschluss, also mit nur einer Greiferkante. Das spart zumindest etwas Papier: bei einer maximalen Papiergröße von 84 x 115 Zentimetern bei der GX44RP sind 82 x 114 Zentimeter bedruckbar. „Das bedeutet schoon eine Papiereinsparung von einem bis fünf Prozent. Kommt dann noch H-UV oder H-UV-L, also LED-UV dazu, können wir zusätzlich den Bogen mitten im Drucksujet bremsen statt an mittig und außen freigestellten Bremswegen.  Dadurch wächst das Einsparpotential auf sechs bis acht Prozent vom jeweiligen Substrat an“, rechnet Tobias Schurr vor. „Jeder Druckunternehmer kann sich leicht anhand seiner Jahrestonnage ausrechnen, wie viel er auf diese Weise im Einkauf durch kleinere Substratformate einsparen kann. Die Papierersparnis ist einer der wichtigsten Vorteile auf der kaufmännischen Seite.“

Entspannte Vorstufe

Weniger klar messbar ist der Nutzen, der durch das einfachere Handling der Druckdaten in der Vorstufe entstehen mag. „Es gibt nur ein Ausschießschema pro Jobanforderung. In der Vorstufe muss sich also niemand Gedanken darüber machen, wie die Daten aufgebaut werden. Das allein ist schon ein großer Vorteil – auch für die Produktionsplanung“, sagt Tobias Schurr. Außerdem können die Platten kurzfristig zwischen einer RP-Maschine und einer Geradeausmaschine ausgetauscht werden. Das ist mit einer Wendemaschine nicht möglich, da die Platten für die hinteren Werke noch einmal neu belichtet werden müssen.

Auftragsabhängig

Das Format von 84 x 115 Zentimeter passt natürlich nicht für jeden. „Für Bücher, Bedienungsanleitungen, Packungsbeilagen oder Verpackungen ist das sicherlich ein interessantes Format. Für den klassischen Akzidenzdrucker, der häufig A4-formatige Endprodukte wie Broschüren und Magazine produziert, hat das keine großen Vorteile“, bekennt Tobias Schurr.

Der richtige Jobmix ist bei der Komori-Technologie mutmaßlich durchschlagender als bei den Fabrikaten anderer, europäischer Hersteller mit ihrer üblichen Bogenwendung: Passt die Auftragsstruktur nicht zur Maschinenkonfiguration, wird das Manko der Technologie  sehr schnell sichtbar. Mit einer 4/4-Maschine ist es natürlich nur möglich, maximal 4/0-farbig zu drucken. Für einen 6/0-farbigen Auftrag wäre dann doch eine umstellbare Wendung nötig, sonst müsste der Auftrag zwei Mal durch die Maschine. Der Zeitaufwand würde die Job-Kalkulation dann zu Ungunsten des Druckers verändern.

Anja Schlimbach

(4c Printausgabe 1/2017)

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