Business Blog
25.11.2014 10:50
Beruhigen wir uns
Aussteller der World Publishing Expo, die über angeblich niedrige Besucherzahlen lamentieren, könnten auch darüber nachdenken, was sie dafür getan haben, dass sich Besucher angelockt fühlen.
Bewölkte Aussichten für die Zeitungsbranche: World Publishing Expo in Amtserdam © 4c / Schwarz
Zu wenige Besucher. Nicht die richtigen Besucher. Zur falschen Zeit. Am völlig falschen Ort. Die Variablen der Unzufriedenheit, die Messeveranstaltern von ihren Ausstellern präsentiert werden, sind schier unerschöpflich.
Natürlich hat das auch den Weltzeitungsverband WAN-Ifra getroffen, der in seiner Bilanz zur letzten World Publishing Expo eingestehen musste, dass deutlich weniger Menschen die dreitägige Show in Amsterdam besucht hatten als jene in Berlin im Vorjahr. „In Hamburg bitte wieder mehr Besucher“, lud ein Anbieter von Verlagssoftware eine kleine Ladung Frust in einem sozialen Netzwerk ab. Da muss man leider entgegnen: Das Maß an Lockung für die Besucher wird auch in hohem Maße von den Ausstellern mitbestimmt und ja, auch von deren Marketinggeschick. Eine Messe ist eigentlich auch nur die Summe ihrer Aussteller.
Gerade die Weltzeitungsmesse ist ja in einer delikaten Situation. Die bisherige Stammklientel, Menschen, die mit gedruckten Zeitungen ihr Geld verdienen, schrumpft sowohl anbieter- als auch kundenseitig. Detail-Innovationen, die es im Zeitungsdruck gibt, werden vielleicht auch keine magisch-magnetische Wirkung auf die Besucherströme entfalten.
Nun versucht die World Publishing Expo seit Jahren eine Transformation hin zu digitalen Veröffentlichungsformen und deren Anbietern. Diese Klientel hingegen wächst, aber wohl nicht schnell genug, um die Verluste aus dem Printsektor auszugleichen.
Genau: Die World Publishing Expo ist bloß eine Miniatur der Wirklichkeit in einer schwierigen Branche. Und diese Wirklichkeit formt kein Messeveranstalter.
Martin Schwarz