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18.02.2013 12:54

Nicht mehr als eine Momentaufnahme

Manroland Sheetfed hat eine erstaunlich gute Bilanz vorgelegt. Das ist aber noch kein Beweis dafür, dass das Konzept des Tony Langley langfristig funktioniert.

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Roland 50: der aktuell frischeste Zuwachs in der Manroland-Maschinenfamilie. © Manroland

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Tony Langley hat Erfreuliches zu berichten. Erfreulich für ihn. Erfreulich für die Belegschaft des Manroland-Werkes in Offenbach. Erfreulich wohl auch für die Kunden des Druckmaschinenherstellers, von denen sich viele über Monate wohl bange gefragt haben, ob der kleinste der deutschen Bogenoffset-Zulieferer überlebensfähig sein wird oder sie bei einem Scheitern bald ohne Support und ohne Service und mit letztlich fast wertlosen Maschinen dastehen werden.

Nach dem Vorliegen der Bilanz von Langley kann vorsichtig Entwarnung gegeben werden. Manroland Sheetfed hat einen Vorsteuergewinn zu verzeichnen, der Umsatz liegt mit 358 Millionen Euro wohl im Raster der Erwartungen von Langley. Der eigenwillige Brite führt in einem Statement die recht positive Bilanz vor allem auf die Verschlankung der Strkturen zurück und kann sich pointierte Seitenhiebe auf die aufgeblasene Bürokratie der ehemaligen Manroland AG nicht verkneifen: „Weg ist das Management der AG mit seinem Vorstand, seinen Vice Presidents, seinen Executive Vice Presidents und seinen Senior Executive Vice Presidents und den endlosen Meetings und Memos und Spesenkonten“, so Langley angriffslustig in einem Statement. 

Langley hat zweifellos recht mit seiner Analyse, aber nur bedingt und wahrscheinlich nur für den Moment. Wenn er das Bild von Manroland Sheetfed als starken Nischenplayer zeichnet, der sich nicht mehr dem Diktat der Jagd nach Marktanteilen unterwirft, so ist dieses Bild ein wenig verzerrt und verwackelt. Denn was Manroland Sheetfed im ersten Jahr seiner Übernahme durchaus geholfen haben mag, könnte sich in naher Zukunft als schwere Hypothek niederschlagen. Verschlankung alleine kann auch zu den Symptomen technologischer Bulimie führen – und ein starker Nischenplayer, wie sich Langley Manroland Sheetfed so zurechtargumentiert, braucht noch viel eher herausragende technologische Exzellenz und eine Innovationskultur als ein Unternehmen, das sich breiter aufstellt. Manroland Sheetfed aber droht in einigen Bereichen den technologischen Anschluss an die Konkurrenz von Heidelberg oder Koenig & Bauer zu verlieren.

Wer beim Technologieforum in Offenbach im letzten September zu Gast war, wird diesen Eindruck wahrscheinlich bestätigen können: kaum eine der als bahnbrechende Innovation etikettierten Technologien wurde nach der Drupa 2008 entwickelt. Bestandskunden mag man mit den teils leicht angejahrten Lösungen und dem Angebot kleinerer technischer Updates bei der Stange halten können, doch im direkten Kampf um den einen oder anderen Neukunden in den schwierigen Märkten Europas katapultiert man sich so teilweise aus dem Wettbewerb. Ein wenig unklar muss auch bleiben, wie Manroland jene Bestandskunden überzeugen möchte, die in ihren Drucksälen Maschinen mit einem Baujahr nach 2008 – dem letzten größeren Technologieschub – stehen haben und in den nächsten drei oder vier Jahren einen Austausch andenken. Da könnte das Angebot von Manroland technologisch vergleichsweise dürftig ausfallen. Vielleicht schielt ja Manroland gar nicht auf diese Märkte, vielleicht überlasst man ja das Feld sehr bewusst den beiden – unter Umständen wiederum zu sehr technologiegetriebenen – deutschen Konkurrenten. Vielleicht sind es nicht die hoch industrialisierten Länder, die für Manroland künftig als Kernmärkte gelten. Doch dann wird zumindest die Frage diskutiert werden müssen, welche Botschaft für den Markt man sonst hat außer der Abschaffung vieler unnötiger Managementebenen aus früheren Zeiten, dem Ende der Spesenkultur und der Absage an den Kampf um Marktanteile.

Manroland Sheetfed mag unter der Führung von Langley ganz gut aus der selbst verursachten Krise gemanagt worden zu sein. Ob die Schrumpfkur wirklich für eine Genesung gereicht hat, wird sich aber erst in den nächsten Jahren herausstellen – dann nämlich, wenn die einmaligen Effekte des Gesundsparens verbraucht worden sind und letztlich zählt, was Druckereien besonders in Europa umtreibt: die wirtschaftliche Performance einer tragfähigen technischen Lösung.

Martin Schwarz

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