Illustrationen
24.04.2017 09:49
Bild zum Wort
Gezeichnete Rhetorik: ein junger Grafikdesigner hat zehn historische Reden in ein Buch gefasst. Indem er sie mit Bleistift gezeichnet hat. Entstanden ist ein außergewöhnliches Werk, in der die Illustration die Stimmung der Reden besser einfängt, als es die Worte tun könnten.
Keine Worte verlieren: zehn historische Reden als Illustrationen im Buch „Power of Speech“ von Lennart Foppe. © Beigestellt
Es gibt Reden, die sich ins kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt haben als intellektuelle Lesezeichen gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Umbrüche. Martin Luther Kings Rede vom 28. August 1963 war so ein Lesezeichen. „I have a dream“, sagte Luther damals und zeichnete die Vision einer Welt, in der Menschen ganz unabhängig von ihrer Hautfarbe die gleichen Rechte genießen können.
Die Rede ist auch Teil des Buches „Power of Speech“ des jungen Grafikdesigners Lennart Foppe. Der Autor hat zehn historische Reden in Bleistiftzeichnungen gefasst, ihre Dynamik, ihre Brüche, ihre historische Situation illustriert. Es ist ein außergewöhnlicher Ansatz, den Foppe da gewählt hat. „Ich fand es immer schade, dass es Reden nur als abgedruckten Text gab“, so Foppe. Es gebe zwar unzählige Einordnungen, aber vielen Leuten seien diese Erläuterungen zu theoretisch und wissenschaftlich komplex. „Daher hab ich versucht, Reden auf eine ganz grundsätzlich andere Art darzustellen“, sagt der junge Grafikdesigner. „Ich habe bewusst auf den Abdruck der Redetexte verzichtet und den Fokus auf die illustrative Umsetzung der weltgeschichtlichen Ereigniskette gesetzt“, legt er nach.
Keine Redetexte
„Ich fand es immer schade, dass es Reden nur als abgedruckten Text gab“, so Foppe. Es gebe zwar unzählige Einordnungen, aber vielen Leuten seien diese Erläuterungen zu theoretisch und wissenschaftlich komplex. „Daher hab ich versucht, Reden auf eine ganz grundsätzlich andere Art darzustellen“, sagt der Illustrator. „Ich habe bewusst auf den Abdruck der Redetexte verzichtet und den Fokus auf die illustrative Umsetzung der weltgeschichtlichen Ereigniskette gesetzt“, legt er nach.
Im Buch entdeckt man dann aber doch mehr Text, als zu erwarten wäre. Manchmal ist es nur ein Satz. Manchmal auch ein ganzer Absatz. Diese erläuternden Texte haben den Zweck, die Rede in einem historischen Kontext zu setzen. Auf den letzten paar Seiten jedes Kapitels – jedes Kapitel umfasst eine Rede – finden sich Auszüge aus der Rede und dazu teils witzige Illustrationen. Das Kapitel über Martin Luther Kings Rede enthält etwa auch ein Zitat, in dem frei übersetzt steht: „Wir lehnen es ab, daran zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist“. Darunter ist ein Stapel von 100 Dollar-Scheinen mit den Wörtern Gerechtigkeit darauf gezeichnet. Solche Wort- und Bildwitze ziehen sich durch das gesamte Buch.
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„In erster Linie wollte ich den Betrachter für ein Themenfeld begeistern, das insbesondere für viele junge Menschen weniger attraktiv wirkt“, sagt Foppe über seine Absichten. Es gibt auch einen politischen Grund. „Gerade in heutiger Zeit, wo Populismus und Polemik wieder auf fruchtbaren Boden treffen, ist es wichtig, Hintergründe von Politikern oder politischen Akteuren zu hinterfragen“, sagt er.
Die Reden der Verbrecher
„Hauptsächlich ist die Auswahl der Reden sehr subjektiv entstanden. Ich habe mich auf Reden konzentriert, bei denen die meisten Menschen vom Redner als Person etwas wussten“, erklärt Foppe. Ein weiterer wichtiger Aspekt war es, verschiedene Positionen mit ins Buch zu beziehen. Nicht nur gute Reden mit vornehmen Anliegen, sondern auch Beispiele für schlechte Absichten und Propaganda.
Zeichnen nach Metaphern
„Der wohl wichtigste Aspekt war aber die rhetorische Vielschichtigkeit einer Rede, insbesondere die verwendeten Metaphern, ohne die ich nicht imstande gewesen wäre, Illustrationen anzufertigen“, sagt Foppe.
Und so wurde „Power of Speech“ ein gezeichnetes Buch für Erwachsene. Eine großartige Lektüre, die mit viel Charme und schönen Illustrationen in den Bann zieht. Das Buch endet mit der Rede eines fiktiven Politikers. Nämlich jene Charlie Chaplins aus dem Film „Der Große Diktator“.
Muhamed Beganovic
(4c Printausgabe 2/2017)