Kalibrierung
14.09.2015 16:42
Alles so schön bunt hier
Ein amerikanischer Anbieter möchte mit neuen Geräten zur Monitorkalibrierung die Beschäftigung mit Farbmanagement bis in Marketingabteilungen oder gar private Haushalte bringen. Vielleicht ein zu ehrgeiziger Plan.
Monitor-Kalibrierung: am besten einmal monatlich. © Beigestellt
Gerade war es doch noch da. Säuberlich angelegte Grautöne am Monitor verschwinden bei Tageslicht plötzlich. Eigentlich neongelbe Arbeitsanzüge erscheinen beim Druck plötzlich in gelbem Matsch. Manch farbliche Komposition, die sich Kreative am Bildschirm einfallen lassen, entwickelt beim Druck seltsame Eigenwilligkeiten. Verhindert werden kann das durch die Kalibrierung von Monitoren, was aber bisher nicht zwingend zu den Standards in Marketingabteilungen gehört. Schon gar nicht tut es das bei privaten Nutzern, die etwa für ihre Geburtstagseinladungen oder Hochzeitsfotobücher Online-Druckereien beauftragen und dann möglicherweise die ungewöhnlichen Farbwelten im Druckprodukt beanstanden. Datacolor, ein amerikanischer Farbmanagement-Spezialist, möchte mit den neuen Spyder 5-Kalibriergeräten die Farbmessung am Bildschirm erleichtern und vielleicht sogar den Privatnutzer zum Freund verbindlicher Farbe werden lassen.
Ein Monitor braucht Zeit
Fabrikneue Monitore sind nicht kalibriert, daher ist Bildbearbeitung mit solchen Geräten eigentlich unnötig und wird das Druckergebnis nicht verbessern. Es sind viele Einflussfaktoren, die über die Farbe entscheiden: Tageszeit, räumliche Umgebung und wohl auch ein wenig die Gemütsverfassung des Grafikers. Dazu kommt die Qualität von Laptop, Tablet oder Monitor. „Es ist natürlich sinnvoll, einen Monitor zu kalibrieren, das macht ihn aber nicht besser“, sagt Oliver Mews, Experte von Datacolor und gelernter Fotograf. Mews selbst beginnt immer mit der Textur des Bildes. Danach kommt das Justieren der Farbe und der Helligkeit. Außerdem zu beachten: Der Monitor braucht rund eine halbe Stunde Betriebszeit, bis er stabil arbeitet. Er sollte mindestens einmal monatlich kalibriert werden und Farbe rund um den Monitor, also Bilder, Fotos, bunte Wände, ist zu vermeiden. Licht sollte nur indirekt auf den Monitor fallen.
Vorschläge von der Software
Die neuen Kalibriergeräte – es gibt sie in drei Versionen – von Datacolor erstellen ICC-Profile zum Erreichen einer einheitlichen Farbsprache und sind mit Basisfeatures bis hin zu fortschrittlichen Diagnostikwerkzeugen ausgestattet. Die erste Kalibrierung zur Einrichtung eines Profils dauert angeblich nur fünf Minuten, eine Re-Kalibrierung zweieinhalb. Die Software erkennt die meisten Displaymodelle, verbunden damit die Informationen zu passenden Gamma- und Weißpunkten sowie angemessener Helligkeit.
Der Kalibrierungsprozess beginnt mit einer Messung des Lichts im räumlichen Umfeld und Vorschlägen zu dessen Einstellung. Während des Kalibrierungsprozesses wird der User angehalten, die Helligkeit des Displays der Zielsetzung anzugleichen. In der angezeigten „Vorher-Nachher-Kalibrierung“ kann der Nutzer ein Bild wählen, um die Feineinstellungen zu machen.
Die teuerste der drei Varianten beinhaltet eine erweiterte Monitorkalibrierung. Der User sieht mehr Bilddetails, auch in der Tiefe. Zudem bietet dieses Modell umfangreiche Analysetools, um den aktuellen Zustand des Displays zu beurteilen. Das beinhaltet Bildschirmvereinheitlichung, Farbgenauigkeit und das Anzeigen von Diagrammen vergleichbarer Farbräume. Die Modelle kosten zwischen knapp 120 Euro für die Basisversion bis 257 Euro für das Elite-Modell. Für Marketingabteilungen oder kleine Verlage ein vertretbarer Preis. Aber ein noch zu großes Investment für den privaten Fotobuch-Besteller.
Ingo Woelk
(4c Printausgabe 5/2015)