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Adobe

15.01.2013 06:01

Ein echter Akrobat

Adobe schickt den Acrobat in Runde elf – mit entscheidenden Verbesserungen.

Acrobat Reader AdobePDF-Eingriff: Acrobat XI erkennt eingebettete Schriften und Textumbrüche und kann so die nachträgliche Textbearbeitung deutlich vereinfachen. © Beigestellt

Das Husarenstück ist Adobe gelungen: Das einst mühsame Bearbeiten von PDF-Dokumenten wurde deutlich vereinfacht. Texte etwa lassen sich mit den neuen Tools einfach auswählen und überschreiben, beinahe wie in einem Layout-Programm. Aber auch Bilder können im fertigen PDF leichter beschnitten, skaliert und verschoben werden. Per Rechtsklick stehen Rotieren, Spiegeln und Ersetzen zur Verfügung. Das war zuvor zwar auch kein Ding der Unmöglichkeit, Acrobat XI macht den Vorgang aber kinderleicht.

Für die Textbearbeitung gibt es sogar eine Funktion zum Suchen und Ersetzen. Eingebettete Schriften werden dabei wiederverwendet. Beeindruckend: Ganze Absätze können neu umbrochen werden, wenn das PDF halbwegs sauber erstellt worden ist. Dabei berücksichtigt Acrobat Pro auch die Absatzformatierung, selbst Blocksatz wird erkannt und bei einer nachträglichen Texteingabe rekonstruiert. Sogar bei gescannten Texten funktioniert das Bearbeiten, Acrobat greift dann auf eine Ersatzschrift im System zurück. Freilich hat die Bearbeitung auch ihre Grenzen. Einzelne Absätze etwa werden zumeist in separate Textboxen zergliedert. Wenn ein Absatz um eine Zeile wächst, können die anderen dann nicht einfach nachrücken.

Alles bearbeitbar

Jedes Objekt kann nun per Rechtsklick als separates PDF extrahiert werden. Aber nicht nur als PDF: Der Austausch mit Microsofts Office-Programmen ist stark erweitert worden. Formatierter Text kann nach Word exportiert werden, Tabellen nach Excel, Präsentationen ins Powerpoint-Format. Die Umwandlung funktioniert erstaunlich detailgetreu, sogar Kopf- und Fußzeilen werden richtig erkannt. Freilich: Wunder darf man sich keine erwarten. Vor allem bei komplexeren Designs und gröberen Eingriffen ist man mit dem Originaldokument besser bedient.

Das generalüberholte Erscheinungsbild der Version X ist im Wesentlichen beibehalten worden. Der neue Acrobat erlaubt zusätzlich das Zusammenstellen eigener Paletten. In Adobesprech heißt das „Werkzeugfenster“. Auf Wunsch kann man sich nur seine Lieblingstools einblenden lassen. Die Auswahl der Tools lässt sich auch exportieren und auf einem anderen Rechner reproduzieren. Zuckerl: Nicht nur die Toolbar-Werkzeuge sind dabei verfügbar, sondern auch alle Menübefehle lassen sich ansteuern und neu kombinieren.

Kleine Änderungen gibt es in der Ausgabevorschau. So lässt sich die Darstellung nur RGB-Objekte oder Objekte im DeviceN-Bereich beschränken. Apropos Farben: Mit einem Shift-Klick kann der User Kommentare platzieren, die automatisch die exakten Farbwarnungen beinhalten.

Die Automatisierung der Version X wurde ebenfalls weiter ausgebaut. Action-Wizards vereinfachen die Arbeit mit festgelegten Workflows. Am prominentesten: Die Optimierung für Web und mobile Endgeräte konvertiert nicht nur alle Farben nach sRGB, sondern bettet auch Fonts ein und komprimiert das PDF anschließend.

Unterschrift in der Wolke

Über den Cloud-Service „EchoSign“ können PDF-Dateien zur webbasierten digitalen Unterzeichnung bereitgestellt werden. Zum Unterschreiben braucht man dort zwar kein Login, wer aber sein Dokument hochlädt, muss zwischen einem limitierten Gratisabo und einem bezahlten EchoSign-Konto wählen. EchoSign schickt automatisch PDF-Kopien an alle Teilnehmer, archiviert und dokumentiert alle Vorgänge online. Adobe verspricht sich von der Zusammenarbeit eine deutliche Verkürzung von Zeichnungsprozessen.

Auch die Formular-Funktion wurde erweitert. Adobe bietet das Formular-Tool „FormsCentral“ nicht mehr ausschließlich als Cloud-Service an, sondern jetzt auch als Desktop-App im Programmordner von Acrobat Pro XI. Mit FormsCentral lassen sich PDF- und Online-Formulare erstellen. Neu: Ein mit FormsCentral erstelltes Web-Formular kann auf die Eingabe eines Users reagieren. Aktiviert der User zum Beispiel eine Checkbox, können automatisch andere Abfragen oder Inhalte eingeblendet werden. Die Formular-Interaktivität bleibt aber leider der Cloud-Version von FormsCentral vorbehalten.

Mails und Webseiten können jetzt direkt als PDF/A archiviert werden. Überhaupt läuft die PDF/A-Erstellung verlässlicher als früher. Adobe hat nicht nur an den Algorithmen gefeilt, sondern mehrere Fallback-Stufen eingebaut. Zur Not wird der Distiller zugeschaltet, und wenn gar nichts mehr geht, wird gepixelt und per OCR beschlagwortet.

Die Adobe-Programmierer haben auch viele kleine Details nachgebessert. Das Zusammenfassen mehrerer Dokumente in einem PDF zum Beispiel ist zwar nicht neu, das Interface stellt jetzt aber übersichtlicher dar, was genau passiert. Man bekommt sofort einen grafisch aufbereiteten Überblick, de facto eine Vorschau des späteren Gesamt-PDFs. Per Drag and Drop lassen sich sogar Seiten neu anordnen, bevor man das Dokument rausspielt.

Alles in allem hat Adobe mit Version XI ein Muss-Upgrade abgeliefert. Vor allem wer regelmäßig PDFs bearbeiten muss, hat den Upgrade-Preis sehr schnell in Form von gesparten Nerven und Zeit wieder eingespielt – auch wenn der Acrobat noch immer keine 64-Bit-App ist. Aber das kommt vielleicht noch mit Version zwölf.

Rainer Scheichelbauer

4c-Printausgabe 8/12

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