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Arbeitsmarkt

06.12.2010 15:17

Das Fördern fordern

In Österreichs grafischer Branche arbeiten heute um 40 Prozent weniger Menschen als noch vor wenigen Jahren. Die personelle Ausdünnung könnte auch durch die teilweise geförderte Weiterqualifikation von Mitarbeitern etwas gebremst werden.

Das Urteil, das Ingeborg Dockner fällt, klingt hart und lässt an Eindeutigkeit nicht zu wünschen übrig: „Erst geriet unsere Branche durch den Technologieumschwung unter Druck, die Turbulenzen der letzten Jahre haben dann den Rest zu der betrüblichen Entwicklung beigetragen“, meint die Obfrau der Landesgruppe Niederösterreich im Verband Druck & Medien. Bloß äußere Einflüsse, gegen die Drucker sich nicht stemmen können, mag Dockner aber gar nicht ins Treffen führen bei ihrer Analyse; lokalisiert vielmehr fundamentale, hausgemachte Fehlentwicklungen: „Das Gesamtkonzept stimmt schon lange nicht mehr“.
 
Komfortable Kollektivverträge
 
Das hat Folgen für die Beschäftigten-Statistik: Von 20.000 auf 12.000 Arbeitnehmer schrumpfte die Druckbranche in den Jahren seit dem Jahrtausendwechsel. Als Unternehmerin  - Dockner führt eine Druckerei mit 13 Mitarbeitern - macht sie natürlich die luxuriöse Ausstattung der Kollektivverträge mitverantwortlich für den Niedergang: „Da gibt es utopische Zulagen, die aufgrund der Technologie total veraltet sind. Im Druck beginnt um bereits 18 Uhr die Nachtschicht, ab da gibt es fünfzig Prozent Nachtzulage.“ Aber auch die 37 Stunden Woche, bei der sogar noch die Reduktion um eine Stunde zur Diskussion steht, macht Dockner Kopfzerbrechen.
 
Hohe Weitervermittlungsquote
 
Die ökonomische Melange aus ausgesprochen arbeitnehmerfreundlichen Kollektivverträgen, Strategielosigkeit der Unternehmer und Marktschrumpfung kann dann meist das Arbeitsmarktservice auslöffeln: Bereits im Jahr 2009 meldeten sich rund einhundert Drucker mehr arbeitslos als noch im Jahr zuvor. Und doch wurden etwa gleich so viele weitervermittelt, zwei Drittel sogar innerhalb von drei Monaten.
Ob sie auch wieder in den selbst gewählten Beruf zurückkehren konnten, ist unklar, aber Ingeborg Dockner ist sich sicher: „Es werden immer gute Drucker gesucht, nur leider oft auch nicht gefunden. Viele müssen einfach von ihrem hohen Ross herunter und auch bereit dazu sein, in kleineren Druckereien für weniger Geld zu arbeiten.“
 
Förderungen vom Sozialfonds
 
Beate Sprenger vom Arbeitsmarktservice Österreich rät, die Zeit der Arbeitslosigkeit für die oft nicht so beliebten Schulungen zu nutzen. „Natürlich gibt es Schulungen wie EDV-Kurse, die das AMS für viele Leute einkauft, aber Ziel sollte immer eine Höherqualifizierung sein.“ Darum lohnt es sich für von Arbeitslosigkeit bedrohte Drucker, eigenständig in Weiterbildungseinrichtungen wie dem WIFI, bfi, den Volkshochschulen oder Fachhochschulen nach interessanten Kursen zu suchen, die mehr bringen, als den Unbeschäftigten aus der Statistik zu holen. „Legt man den eingeholten Kostenvoranschlag beim AMS vor, werden diese Kurse in den meisten Fällen auch bezahlt“, sagt Sprenger. Wer den radikalen Weg der Umschulung in einen neuen Beruf einschlagen möchte, braucht schon bessere Argumente. „Diese Maßnahme wird nur durchgeführt, wenn es unbedingt notwendig ist, etwa wenn aufgrund von Krankheit oder einer Allergie der Beruf nicht mehr durchgeführt werden kann. Oder wenn die erlernte Qualifikation nicht mehr nachgefragt wird.“
Damit es für Unternehmen und Arbeiter erst gar nicht zur Trennung kommen muss, empfiehlt Beate Sprenger die Qualifizierungsförderung des AMS und des Europäischen Sozialfonds in Anspruch zu nehmen. „Mitarbeiter ab 45, unter Umständen auch schon jüngere Frauen, können sich so für die Firma entsprechend weiterbilden. Zwei Drittel der Kurskosten werden vom AMS und ESF getragen, nur ein Drittel muss das Unternehmen beisteuern.“ Besonders Druckereien, die ihren Kunden mehr Services als bloßen Druck anbieten wollen, etwa indem sie auch Design anbieten, können auf diese Art ihre Mitarbeiter halten und recht kostengünstig das nötige Know how einkaufen.