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Designer

22.07.2013 07:59

Harte Landung im Leben

Sie können viel, aber viele können von ihrem Können nicht leben. Die Einkommenssituation vieler selbständiger Designer ist noch immer prekär. Auch deshalb, weil Schulen und Unis auf vieles vorbereiten, nur nicht auf die Härten des Marktes.

Landung Fallschirm RettungsschirmOhne Rettungsschirm: Die wirtschaftliche Fallhöhe beim Weg in die Selbständigkeit kann für Designer ernüchternd sein. © Fotolia.de

Sie sind geschult im Umgang mit Design-Software, sie wissen über kreative Prozesse Bescheid, sie sprühen vor Ideen. Eigentlich haben sie in ihrer Ausbildung das perfekte Rüstzeug erhalten, um später einmal, in der Selbständigkeit, ihre Kenntnisse in ein auskömmliches Einkommen zu verwandeln. Doch etwas läuft schief. Gewaltig schief. Eine Umfrage des Berufsverbandes Deutscher Kommunikationsdesigner unter 1.800 Kreativen in Deutschland hat nun ein erschütterndes Bild gezeichnet: Rund 40 Prozent der befragten selbständigen Designer kommen gar nicht oder kaum mit ihrem erwirtschafteten Einkommen aus, selbst bei den Angestellten ist es immer noch ein Drittel.

Uni und Wirklichkeit

Die Wiener Designerin Christine Pleyl ahnt, warum es um die ökonomische Überlebensfähigkeit von Kreativen so schlecht bestellt ist – aus eigener Erinnerung: „Auf der Graphischen wurden wir fachlich wirklich gut vorbereitet. Leider aber kam in der Ausbildung die kaufmännische Seite kaum vor. Wir haben nicht gelernt, wie man mit Kunden umgeht, wie man akquiriert, wie man um Aufträge kämpft“, erzählt Pleyl. Kein Einzelfall und auch kein exklusives Problem der Studierenden an der Graphischen. Denn Pleyls Design-Kollege Christoph Almassy hat beim Studium am FH Joaneum ähnliche Erfahrungen gemacht. Gleich nach seinem Abschluss an der FH seine Leistungen als Designer selbständig anzubieten, war eine harte Landung im Leben: „Der Unterschied zwischen Uni und Realität ist enorm. Es wäre für die Ausbildung wirklich gut, wenn mehr Input aus der Kreativwirtschaft kommen, wenn mehr internationale Vortragende ihre Erfahrungen mit den Studierenden teilen würden.“

Kaum Routine

Finanziell ist der Start in die Selbständigkeit jedenfalls eine Mutprobe. So hat sich Christine Pleyl, bevor sie nach fünf Jahren als Angestellte in die Unternehmensform Ich wechselte, einen kleinen finanziellen Polster aufgebaut und Geld für die Durststrecke der ersten Monate zur Seite gelegt. Christoph Almassy hat einen etwas risikoloseren Weg eingeschlagen: „Ich bin bei meinem größten Kunden angestellt, gleichzeitig aber selbständig.“ Einen routinierten, ausgeglichenen Arbeitsalltag kriegt er damit allerdings nicht hin: „Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen. Meine Arbeitszeit variiert zwischen 30 und 60 Stunden pro Woche.“ Auch Christine Pleyl kommt weit über das übliche Stundenpensum eines Angestellten, arbeitet zuweilen auch am Wochenende.

Der Preis der Argumente

Damit sich die hohe Arbeitsbelastung auch rentiert, brauchen die jungen Designer aber Bewusstsein bei der Preisgestaltung für ihre Projekte – vielleicht eine der höheren psychologischen Schwellen für Kreative. „Ich habe gelernt, dass ich bei Honorargesprächen aufpassen muss. Am Anfang unterschätzt man das noch und gibt bei den Preisen nach, weil die Unternehmen sagen, sie könnten es sich sonst nicht leisten“, sagt Christine Pleyl. Inzwischen hat sie Packages entwickelt und kann damit bei den Kunden ihre Preise gut argumentieren. „Man muss den Schritt vom Studenten zum hochqualifizierten Profi machen“, meint Christoph Almasy. Familiengründung ist für beide im Moment trotz allem Verhandlungsgeschick noch nicht möglich. „Man kann als Designer nicht für ein paar Jahre weg sein oder um die Hälfte reduzieren“, meint Almasy. Das passt zu den Ergebnissen, die der deutsche Berufsverband der Kommunikationsdesigner aus seiner Umfrage destilliert hat: über ein Drittel der Befragten gab da an, dass ihr Einkommen nicht zur Gründung einer Familie reichen würde.

Erika Kronfuss

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