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Großformat

26.01.2015 14:48

Das Stadtbild drucken

Die neue Markthalle im niederländischen Rotterdam ist nicht nur imposantes Bauwerk, sondern vor allem auch ein gigantisches Druckwerk, das gewohnte optische Dimensionen sprengt.

Die neue Markthalle in Rotterdam, die ein spektakuläres Beispiel für die Möglichkeiten des Drucks ist. © Beigestellt

So schön kann die Sonne über der Stadt Rotterdam gar nicht scheinen: Das attraktivste Stück Himmel ist dort nämlicher ein künstlicher. Ein riesiges Kunstwerk, gedruckt auf Aluminiumpanele, verschraubt mit der Wölbung des Daches einer riesigen Markthalle, die beweist: Für das Stadtbild sind inzwischen längst nicht mehr nur die Architekten zuständig. Sondern auch jene, die aus einem Bauwerk ein großformatiges Druckwerk machen.

Seit der Architekturmoderne zeichnen die meisten Häuser nur schlichte Muster und Strukturen in die Städte. Das Ornament und das Bildhafte sind meist von den Fassaden verschwunden, und in den Innenräumen von den Decken, die früher zu den prachtvollsten architektonischen Elementen zählten genauso. Dabei erlaubt die Drucktechnik längst, dass Fassaden, Wände und Decken wieder zu großformatigen Kunstwerken werden, ohne dass Maler oder Bildhauer wochenlang auf Gerüsten stehen.

Gewagte Gebäude

Der künstliche Himmel in Rotterdam ist voller süßer Früchte und wölbt sich im Zentrum, dort wo sich die Architekturmoderne austoben durfte, mal dies, mal das in Gebäudeform ausprobierte. Der zweite Weltkrieg und seine Bomben hatten das bauliche Erbe der Stadt ausradiert. Eine Tragödie, die letztendlich Platz ließ für städtebauliche Experimente der Moderne. Jetzt stehen in Rotterdams Zentrum seltsam gewagte Gebäude, die gekippten Würfel gleichen, oder die wie das Centre Pompidou in Paris anmuten. Glas, Stahl, Höhe, Volumen – in Rotterdam geizten die Städtebauer nicht mit Masse, Material und Visionen. Da ragt aus der Skyline so einiges empor: Nicht zuletzt die Erasmusbrücke, die 139 Meter hoch ist. Oder der Euromast, ein Turm, der höchste Punkt, von dem man aus die Niederlande betrachten kann.

Füllhorn über den Köpfen 

Doch seit letztem Herbst überragt ein Gebäude gestalterisch alle anderen: Die „Markthal“ vom Architekturbüro MVRDV. Dafür haben sie, damit es sich für den Investor lohnt, Wohnungen und Luxusapartments zu einem imposanten Halbbogen übereinandergeschichtet. Darunter befindet sich eine Markthalle, die nicht nur Menschen zueinander bringen soll im Zentrum der Stadt, sondern vor allem Menschen und allerfrischeste Produkte, die im Einkaufssackerl mitgenommen werden. Die Frische, die Vielfalt und die Fülle, diese Motive wölben sich bildhaft und eindrucksvoll über dem Geschehen: Das Dach bekleiden 4500 Aluminium Panele, die sich  als gigantisches Puzzle zum größten Kunstwerk der Niederlande fügen. „Horn of Plenty“  heißt es, also „Füllhorn“, und überspannt insgesamt 11.000 Quadratmeter künstlichen Himmels über der Markthalle. Wenn man den Kopf nach oben hebt, zieht das riesige Bildmotiv  den Blick  in die gleißende Mitte, in die Sonne. Es wirkt so, als würde man selbst auf dem Rücken in der Wiese liegen und die süßesten Früchte und Delikatessen  direkt aus dem Schlaraffenland auf den Betrachter einprasseln.

1470 Gigabyte an Daten

Ein beeindruckender, fast fotorealistischer, dreidimensionaler Bildeffekt, den das niederländische Druckunternehmen TS Visuals auf die Aluminium-Panele gebannt hat. Die  Verarbeitung der Druckdateien war keine leichte Aufgabe, schließlich ist die Bildauflösung des Motivs so hoch wie jene von Hochglanzmagazinen. 400.000 Megapixel ist das gesamte Bild groß, 1470 Gigabyte mussten vom Drucker verarbeitet werden, das konnte nur in Einzelteilen geschehen, ein Computer alleine hätte die Datenmenge nicht verarbeiten können. Die zwei Millimeter dünnen Panele, jeder 1, 52 Meter mal 1, 52 Meter groß, wurden schließlich an der Decke verschraubt. Sie sind perforiert, damit sie den Lärm, der beim Trubel vor den Verkaufsständen entsteht, schlucken können. 

Norbert Phillip

(4c Printausgabe 1/2015)

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