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Offsetdruck

14.04.2012 23:44

Große Klasse

Nirgendwo sonst sind härtere Positionskämpfe zwischen den Maschinenherstellern zu erwarten als im Offset-Großformat. Die Folge: Mag ansonsten das Tempo der Entwicklungen in der Offsettechnologie auch ein bisschen gebremst sein – für die höheren Formatklassen gilt das nicht.

Zweifellos. Sie ist neben der neuen Inkjet-Druckmaschine und der neuen Rapida 105 mit ihren integrierten Inkjet-Druckköpfen nicht die ganz überragende Neuigkeit. Und dennoch ist die im März in Radebeul vorgestellte zweite Generation der Rapida 145  von Koenig & Bauer für den Druckmaschinenbauer vielleicht für das Kerngeschäft noch bedeutender als der technologische Exkurs in die Inkjet-Technologie. Hier im Großformat nämlich entbrennt gerade jetzt, wenige Wochen vor der Drupa, ein vielleicht entscheidender Kampf zwischen den Offset-Anbietern. Keiner will fehlen in einem Segment, das nicht mehr in der Peripherie des Maschinenmarktes angesiedelt ist, sondern in seinem Herzen: Der gerade aus der Insolvenz gerettete Konkurrent Manroland konzentriert seine Kräfte auf die großen Formate und den Verpackungsmarkt, Heidelberg tut das seit der letzten Drupa – da musste Koenig & Bauer, traditionell stark im Geschäft mit den großen Druckbögen, schlicht mit neuer metallisch manifestierter Ingenieurskunst aufwarten

„Die Erwartung ist natürlich schon, einen Markt zu bedienen, an dem noch einiges an Geschäft entsteht, insbesondere durch die zunehmende Industrialisierung des Drucks“, erläutert Marcus Pabsch, Sprecher von Manroland Sheetfed. „Es gibt eben einen Trend von kleineren hin zu größeren Druckereien mit größeren Bündeln an Volumina. Das Großformat profitiert da“, so Pabsch. 

Hoch hinaus

Neben dem Verpackungsdruck gibt es natürlich auch noch andere Anwendungsfälle, wobei fast die Hälfte der Großformatmaschinen letztendlich beim Packaging landen. „Im Bereich Verpackung sind natürlich die Formate 5 und 6, insbesondere 6 und 7B oder eben das 7B + als Erweiterungsformat am interessantesten. Wir haben aber auch Verpackungsdrucker, die sich für das Format 8 interessieren“, so Marcus Pabsch.

Weitere Gebiete sind die Produktion für den Point-of-Sale, der Verlagsdruck, der klassische Werbedruck und natürlich Web-to-Print. „Es gibt einige Druckereien, die dank einer Großformatmaschine alles abdecken: Verkaufsaufsteller, Verpackungen, Verlagsarbeiten, Akzidenz und auch Plakate. Dieser Universaldruck ist aber eher die Ausnahme und nicht repräsentativ“, ergänzt Thomas Hellinger, Großformat-Produktmanager bei Heidelberg.

Der Maschinenhersteller hat sich als letzter mit in das Großformat eingeklinkt. „Das Packaging-Segment wird von Großformatmaschinen dominiert und gerade dieses Segment wollten wir für Heidelberg erschließen“, erklärt Hans Börncke, Leiter des Produktmarketings Großformat bei Heidelberg. Damit mischte der Maschinenbauer den Wettbewerb noch einmal kräftig auf.

Die nächste Stufe

Auf Druckereiseite ist dieser Markt eher nicht für Neueinsteiger geeignet. „Das ist etwas für die Etablierten, die mit Großformat weiter konsolidieren, rationalisieren, Standorte zusammenlegen“, so Hans Börncke. Das Interesse der Druckereien ergibt sich eher daraus, dass Volumina zusammengezogen werden können. „Das gilt vor allem für Druckbetriebe, die schon mehr als eine Maschine betreiben. Das sehen wir im Verpackungsbereich, bei dem es eher um Mengen als um topaktuelle Veredelungen geht“, kommentiert Marcus Pabsch. „Packaging ist ein hart umkämpfter Markt. Da braucht man natürlich schon einen gewissen Schlachtplan, um ein Auftragsplus zu bekommen.“

Andererseits ist das Großformat ein Differenzierungskriterium, mit dem sich Preis- und Wettbewerbsvorteile eröffnen. „Das funktioniert aber nur, wenn man die Maschinen auch mit dem entsprechenden Volumen füllt. Das sehen wir beispielsweise an einem Buchdruckkunden, der im Großformat sogar mit Wendung druckt und sich ganz klar Wettbewerbsvorteile herausgearbeitet hat, weil er 64 Seiten in einem Druckvorgang herstellen kann. Damit hat er gegenüber einem 3B-Drucker, der um das gleiche Druckergebnis zu erzielen eine Maschine viermal so lang arbeiten lassen muss, entscheidende Vorteile“, so Marcus Pabsch.

Uptime-Thema

Weil die Zahl der Aufträge zwar insgesamt zunimmt, die Auflagen aber zurückgehen, müssen mit den großen Maschinen zukünftig mehr Aktionen gefahren werden. „Ein wichtiges Thema bei diesen industriellen großen Druckern ist Uptime, Zuverlässigkeit. Was dann noch eine große Rolle spielt, ist die Farbkonstanz“, so Thomas Hellinger. „Eine der Schlüsselinnovationen in unserer Wendemaschine ist ein Ausleger, mit dem wir ein korridorfreies Drucken ohne Bogenbremsen ermöglichen. Das spart bis zu fünf Prozent an Papierkosten. Wenn eine Maschine dreischichtig produziert, eröffnet das Einsparungspotenziale von bis zu 500.000 Euro pro Jahr. Das ist hochinteressant für den Verlagsdruck, aber auch für solche Drucker, die kleinste Auflagen drucken. Außerdem liegen wir mit dieser Technologie bei Rüstzeiten zwischen acht und 15 Minuten. Zum Vergleich: Die heute verfügbare Technologie rechnet mit Rüstzeiten zwischen 30 Minuten und 60 Minuten.“

Auch Manroland kündigt passend zur Drupa weitere Verbesserungen bei Rüstzeiten und Papierlauf an. „Die Technologie eignet sich für ein großes Spektrum an Anwendungen von Akzidenzen, zum Dünndruck bis hin in den Schwerkarton. Einer unserer Kunden bedruckt Schwerkarton bis zu 1,6 Millimeter Dicke im Offset. Ein entsprechend skalierbares Logistiksystem garantiert insbesondere im Verpackungsbereich eine Endlosproduktion. Das ist auch sinnvoll ist, da bei den hohen Druckgeschwindigkeiten heute ein Papierstapel schon in fünf Minuten bedruckt ist. Da muss entsprechend schnell nachgelegt werden können“, erläutert Marcus Pabsch.

Gewagt

„Wir wünschen uns und sehen auch das Potenzial“, resümiert Marcus Pabsch. „Ob das nun zu einem großen Wachstum führen wird, halte ich allerdings eher für eine gewagte These“. Sehr gewagt, das mag schon stimmen. Aber die Bemühungen der drei großen Hersteller, sich gerade im Großformat in Stellung zu bringen und damit die Verpackungsdrucker zu gewinnen, zeigen jedenfalls eines: dass in dieser Formatklasse zu verlieren dramatischer wirken kann als in jeder anderen. 

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