Business Blog
31.08.2014 11:53
So gewöhnlich
Die Pleite der Kärntner Carinthian Druckerei sollte ein Weckruf für die gesamte Branche sein.
Verwechslungsgefahr: Druckereien müssten eindeutiger unterscheidbar sein. © Fotolia
Dieses Vokabular begleitet fast jeden Bericht über die Insolvenz einer Druckerei. Es ist der Offenbarungseid einer problematischen unternehmerischen Strategie: wegen der „enormen Konkurrenzsituation“ sei man eben gezwungen gewesen, Aufträge „ohne Deckungsbeitrag anzunehmen“. So heißt es nun auch zu den Gründen der Pleite der Kärntner Druckerei Carinthian Ende Juli, die mit einer Überschuldung von satten 1,6 Millionen Euro zum Fall für den Konkursrichter wurde. Dass manchen Druckereichefs zuweilen nichts anderes einfällt, als auf die schwierige Situation am Markt mit jenen halbgaren Lösungen zu reagieren, die schon Dutzende andere Betriebe verlässlich in die Insolvenzstatistik geschubst haben, kommt einer Kapitulation vor betriebswirtschaftlicher Raffinesse schon ziemlich nahe.
Aber vielleicht blieb im Fall der Carinthian auch nicht viel anderes als dieses Erwartbare übrig. Die Begeisterungsfähigkeit potenzieller Kunden wurde in dem Fall sowieso auf eine relativ harte Probe gestellt. Auf der Website der Druckerei nämlich steht unter dem Menüpunkt Produkte tatsächlich die Auswahl „Herkömmliche Drucksachen“. Herkömmlich, ein schmeichelndes Synonym für gewöhnlich, für konventionell, für geläufig.
Unter dem Herkömmlich-Syndrom leiden auch manche andere Druckereien, die mangels langfristiger Orientierung eine Produktpolitik ohne erkennbare Abkantungen zur Konkurrenz vorleben. Natürlich: das kann auch funktionieren, wenn hochgetunte Produktivität im Drucksaal die wirtschaftliche Verletzungsgefahr in Preisschlachten reduziert. Aber das werden nur einige wenige große Betriebe schaffen. Die anderen werden wohl in ihr Produktprofil investieren müssen. Denn gewöhnlich, das können andere auch.
(4c Ausgabe Österreich 6/2014)
Martin Schwarz