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03.12.2013 10:55

Ein Zerrbild

Dass Print – besonders in den USA – tot ist, gehört mittlerweile zum nicht hinterfragten Erfahrungsschatz der Branche. Ein paar Statistiken aber verändern das düstere Bild drastisch.

Zeitungsstand in den USA: selbst Leser mit Kombi-Abos nützen die digitalen Ausgaben kaum. © Fotolia

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Die Diagnose passt immer: Print ist tot. In unendlich vielen Variationen, mehrstimmig und mit viel Verve wird die These vom Niedergang des Gedruckten vorgetragen, präsentiert, beschrieben. Die Zahlen scheinen das zu bestätigen: In Nordamerika ist der Absatz von Zeitungspapier seit dem Jahr 2000 um mehr als 60 Prozent gefallen, in Westeuropa um mehr als 25 Prozent. Nur in Afrika und Asien kann für diesen Zeitraum ein Absatzplus registriert werden. Eindeutige Schlussfolgerung der Experten: Die gedruckte Zeitung wird bald zur Anekdote in der Mediengeschichte.

Aber das ist nur ein Zerrbild der tatsächlichen Situation: Während in Nordamerika eben nur noch etwa ein Drittel des Zeitungspapiers verbraucht wird als zu Beginn des Jahrtausends, ist die Gesamtzahl der Leser gedruckter Zeitungen nur um etwas mehr als zehn Prozent gefallen. Der Verlust an Anzeigenvolumen beträgt aber 60 Prozent. Das lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Weniger Zeitungspapier wird vor allem deshalb gebraucht, weil es auch viel weniger Inserate, nicht aber viel weniger Leser gibt.

Noch nicht überzeugt? Dann lassen Sie uns noch einmal tief in die Statistik eintauchen: 31 Prozent der Amerikaner im Alter zwischen 50 und 64 Jahren und 44 Prozent der Amerikaner im Alter von 30 bis 49 Jahren sind mittlerweile Besitzer eines Tablets. Die hohe Penetration hat Zeitungshäuser dazu verleitet, ihren Lesern Rundum-Abos für Print, Web, Tablets und Smartphones anzubieten – und die Preise für die medienkonvergenten Abos entsprechend anzuheben. Doch selbst diejenigen, die für so ein Papier-Tablet-Smartphone-Abo bezahlen, bleiben der gedruckten Zeitung treu: Nur 20 bis 40 Prozent – je nach Zeitung – derjenigen, die Rundum-Abos haben, nutzen auch die entsprechenden digitalen Angebote. Primärmedium ist immer noch die gedruckte Ausgabe.

Ist Print also tot? Das kommt wohl auf den Blickwinkel an. Für Anzeigenkunden: eher ja. Für die Leser: sicher nicht. Vielleicht wäre Letzteres für Erstere ein Grund, ihren Blickwinkel auf Print zu verändern.

 

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Michael Schelhorn Brillant (0)Unnötig (0) Antworten 23.01.2014 11:00 Kommentar melden Permalink
Noch ein Zerrbild
An sich eine schöne Wiederlegung. Aber inhaltlich geht es dann doch nur um Zeitungen (Print = Zeitung = tot). Und diese Verkürzung sehe ich in der Medienresonanz immer wieder.

Print ist mehr als Zeitungsdruck. Und ist in vielen, auch neuen Facetten lebendig.

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