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11.12.2013 12:27

Das Hintertür-Upgrade

OS X Mavericks ist Apples erster Gratis-Systemupgrade: Danaergeschenk oder nette Geste? 4c hat nachgeklickt.

Apple Logo iphone 5c iphone ipod ipadApple Mavericks: Für Nutzer der Systeme 10.7 und 10.8 empfiehlt sich der Upgrade auf jeden Fall, besonders die Vorteile für die mobilen Anwender liegen auf der Hand. © APA/dpa, Andreas Gebert
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Das Wichtigste gleich vorweg: Die Creative Suites und XPress laufen problemlos im neuen System. Wer von Lion oder Mountain Lion auf Mavericks umsteigt, bemerkt zunächst nicht viel Ungewohntes. Die Benutzeroberfläche hat sich kaum geändert, nur das Dock scheint einen kleinen Nachschliff bekommen zu haben.

Dem Finder wurden aber sehr wohl einige Neuigkeiten dazugeschummelt. Die Etiketten heißen jetzt neudeutsch „Tags“ und sind besser ins System integriert als zuvor. In der Dateiverwaltung, beim Sichern oder in der Fensterleiste eines Dokuments lassen sich neue Tags mit beliebigen Farben vergeben und wieder löschen. Außerdem muss man sich nicht für eine Etikette entscheiden: Eine Datei darf jetzt sowohl „wichtig“ als auch „grün“ und „Arbeit“ sein.

Finder-Tabs

Der Finder kann jetzt im Vollbild laufen und seine Fenster wie Safari in Tabs unterteilen. Über das Fenster-Menü lassen sich alle geöffneten Finder-Windows in die Tabs eines einzigen Fensters zusammenführen. Das Ziehen von Objekten von einem Tab in den nächsten läuft friktionsfrei ab. Damit braucht man nur noch ein Fenster zur Dateiverwaltung offenhalten. Oder: Hat man im Finder mehrere Objekte ausgewählt, kann man sie über das Kontextmenü in einem neuen Ordner zusammenlegen. Womöglich wird das zum meistbenutzten Mavericks-Feature avancieren.

Es gibt auch zwei neue Programme: Karten und iBooks. iPhone-Besitzer sind mit beiden Tools bereits bestens vertraut, denn im Wesentlichen handelt es sich bei ihnen um die Mac-Version der gleichnamigen iOS-Apps. Außerdem wurden die iWork-, iLife- und viele System-Apps überarbeitet. So haben etwa Kalender, Notizen und Kontakte endlich den verspielten Leder-Look abgelegt. Der Kalender berechnet jetzt für angelegte Termine automatisch auch die Anfahrtszeit und ruft lokales Wetter und eine Umgebungskarte ab. iPhoto ist durch eine 64-Bit-Optimierung schneller geworden.

Passwort-Sync

Wer mehrere Apple-Geräte nutzt, wird sich über den iCloud-Schlüsselbund freuen können, der Benutzernamen und Passwörter von Webseiten, Kreditkartennummern und WLAN-Passwörter verschlüsselt in der Cloud ablegt und sie zwischen den Geräten synchronisiert.

Solche nützlichen Kleinigkeiten fallen freilich erst auf, wenn man eine Weile mit dem System gearbeitet hat. So beherrscht die Text Engine des Systems jetzt etwa dynamische Silbentrennung. Damit lässt sich sogar in Programmen wie TextEdit recht passabler Blocksatz erstellen. Oder: Mit dem Kürzel Ctrl-Befehl-Leertaste lassen sich während der Texteingabe in iPhone-Manier Sonderzeichen einblenden. Vordergründig gilt die Funktion für Krimskrams wie Emojis, aber es lassen sich Favoriten einstellen und sogar Sonderzeichen suchen. So können erstmals vergleichsweise einfach Akzente oder Buchstaben getippt werden, die in der Tastaturbelegung nicht vorkommen.

Überhaupt ist die Text Engine jener von iOS weiter angeglichen worden. Die automatische Textkorrektur funktioniert jetzt so wie auf den Apple-Handhelds. Außerdem wurde die Systemschrift „Lucida“ sichtbar überarbeitet, um sie für die hochaufgelösten Retina-Schirme zu optimieren. Aber auch auf herkömmlichen Schirmen sieht die Lucida jetzt leichter, feiner und schärfer aus. Die Systemschrift ist erstmals unterschnitten und wirkt schon deshalb eleganter und weniger hölzern.

Ein Trend, der bereits vor einigen Systemversionen begonnen hat, ist die zunehmende Online-Abhängigkeit. Einige Programme funktionieren überhaupt nur noch, wenn der Mac mit dem Internet verbunden ist. Gerade bei Tragbaren ist das aber bei Weitem nicht immer der Fall. Besonders ärgerlich: Die Hilfe für das Betriebssystem und viele Apple-Programme kann nur noch abgerufen werden, wenn der Mac im Netz ist. Was der User auf einem Transatlantikflug machen soll, wenn er nicht mehr weiter weiß, sagt Apple nicht.

Batterie-Wunder

Einen großen technischen Erfolg kann Apple in Sachen Energie-Effizienz für sich verbuchen. Mit einer Reihe von Tricks stellt das System fest, welches Programm gerade wirklich Energie braucht und welches nur zu Unrecht der Batterie auf der Tasche liegt, besonders wenn die betreffende App gerade im Hintergrund läuft oder gar ausgeblendet ist. In letzterem Fall drosselt das System automatisch den CPU-Zugriff. Das Programm wird schlafen geschickt: „App Nap“ heißt das im Apple-Sprech.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Laufzeit der MacBook-Batterien wird deutlich gesteigert, oft sogar um Stunden. Im 4c-Testbetrieb ist es uns an einem Arbeitstag nicht gelungen, die Batterie eines MacBook Air leer zu bekommen. Trotzdem bemerkt man beim Arbeiten keine Leistungseinbußen. Zudem können jetzt mit einem Klick auf das Batteriesymbol in der Menüleiste jene Programme angezeigt werden, die im Moment viel Energie verbrauchen. Batteriefresser werden so an den digitalen Pranger gestellt.

Gratis ist das neue Billig

Am meisten diskutiert wird aber der Preis des neuen Systems: Mavericks ist kostenlos. Wer mindestens System 10.6 laufen hat, kann das Update aus dem App Store laden. Mit der neuen Gratiskultur positioniert sich Apple eindeutig als Hardware-Firma. In der Apple-Community wird gemutmaßt, dass darin eine Message an Microsoft & Co steckt: „Wir haben es nicht nötig, für Software Geld zu verlangen.“ Zudem sei das die einzige verbleibende Chance gegen das De-facto-Monopol in der Office-Software anzukommen.

Dazu passt, dass Apple über die Software-Aktualisierung auch alle Versionen von iWork auf den letzten Stand gebracht hat – und zwar auch jene Installationen, die offiziell nicht dafür in Anmerkung gekommen sind, sogar unregistrierte und geklaute Kopien. Alles ganz versehentlich, versteht sich. Einzige Voraussetzung: Das kostenlose Mavericks muss installiert sein. Außerdem wird iWork – wie bisher auch iLife – jetzt jedem Mac beigelegt. Apples Kalkül scheint aber aufzugehen. So schnell hat sich noch nie ein neues Mac-System und eine neue Version von iWork verbreitet.

Empfehlung: Für Nutzer der Systeme 10.7 und 10.8 empfiehlt sich der Upgrade auf jeden Fall, besonders die Vorteile für die mobilen Anwender liegen auf der Hand. Die homöopathischen Veränderungen im Interface erlauben einen Umstieg ohne Änderungen im Arbeitsablauf, während die Verbesserungen unter der Haube ein spürbares Performance-Plus bringen. 10.6-User müssen jedoch den Wegfall der Carbon-Unterstützung einkalkulieren: Ältere Software, zum Beispiel Microsoft Office vor der Version 2011, läuft nicht mehr unter späteren Systemen.

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