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Farben

06.05.2014 13:50

Menschen, die auf Fächer starren

Unzählige Stunden an Arbeitszeit werden durch Annäherungsproofs an den RIPs dieser Welt verschwendet. Farbfächer, die auf CIELAB basieren und einen intelligenten Zugang zur richtigen Farbe eröffnen, könnten eine stimmige Alternative sein.

Die CIELAB-Farbfächer: intelligentes Suchsystem zum gewünschten Farbton inklusive. © Beigestellt

Jeder Vorstufen-Experte kennt und arbeitet mit CIELAB als Beschreibung von Farben – denn nichts anderes steckt in jedem ICC-Profil.

Die Hersteller und Anbieter von Farbsystemen versuchen aber gerne, möglichst schnell aus dieser mess- und vergleichbaren wissenschaftlichen Betrachtungsweise von Farbe auszubrechen, indem sie Produkte auf den Markt bringen, die dem Urheberrecht unterliegen. Das ist aus deren Sicht legitim – der Sache dienlich ist es aber trotzdem nicht. Und die Sache ist in diesem Fall eine offene, dokumentierte und verlässliche Farbkommunikation.

Die Frage nach der freien Verfügbarkeit von Farbdefinitionen hat sich das DTP Studio Oldenburg, Mitglied der Deutschen farbwissenschaftlichen Gesellschaft, auch gestellt und nun Farbfächer entwickelt, die den Anwendern neue Räume öffnen. Und diese Fächer machen den Anwender in vielen Fällen unabhängig von den Interessen Dritter.

Im Ergebnis bekommt man günstigere Farbfächer, die in dokumentierter Qualität unter Bedingungen des Prozessstandards Offsetdruck mit ausgewiesenen maximalen Delta-E-Werten produziert werden.

Alleine das wäre schon ein Grund zu vermehrtem Vorstufen-Vergnügen. Aber der Anbieter der Fächer geht noch einen Schritt weiter: Zu jedem Farbmuster finden sich Angaben zu LAB-, CMYK- und sRGB-Werten der ausgewählten Farbe. Wer schon einmal durchspielen musste, welche Qualen es bedeutet, von einer Pantonefarbe zu einem stimmigen sRGB-Wert für die Kundenwebsite zu kommen, dürfte an dieser Stelle kurz die Luft durch die Zähne ziehen.

Zwei Fächer, ein Ziel

Lieferbar sind zwei verschiedene Fächer, die Farbe auf unterschiedliche Weise zugänglich machen. Im Kern geht es stets darum, die eigene Farbe zu finden, egal, ob man eine Vorlage erreichen möchte oder einen bestimmten Farbton im Sinn hat. Das ist zuerst einmal über den etwas weniger umfangreichen LAB-Fächer möglich, wenn man sich aus einer eher technischen Grundhaltung heraus dem gesuchten Farbton annähern möchte.

Die herausragende Idee steckt aber im HLC-Fächer: Zunächst wird dabei der Ton, englisch „Hue“, eingegrenzt, über den man sich im Fortgang weiter zu seinem endgültigen Farbton vorarbeitet. Der Wert 120 steht beispielsweise für ein frisches, frühlingshaftes Grün.

Über eine Farbcodierung am Kopf des Fächers findet man schnell zu den Blättern, die unterhalb dieses Tons zu finden sind. Schlägt man den Beginn des Farbton-Bereiches auf, bekommt man als Übersicht aufgezeigt, welche Farben – nach Helligkeit „Lightness“ und Sättigung „Chroma“ abgestuft – auf den folgenden Seiten zu finden sind. Findet sich hier nicht das Passende, kehrt man flott wieder zur Farbtonwahl zurück und sucht sich einen anderen Einstiegspunkt.

Ist man auf dem richtigen Weg, blättert man – der aufsteigenden Helligkeit und dann der Sättigung entlang – bis zum gewünschten Farbton durch. Binnen weniger Sekunden hat man sich in die Region vorgearbeitet, die den gesuchten Ton aufweist.

Es ist ein überaus spannendes Konzept, das einem schnell deutlich macht, wie stark man mittlerweile auf Sonderfarbfächer oder rein technisch strukturierte Farbsysteme – wie die visuell erschlagenden Farbatlanten – geeicht ist. Die andere Herangehensweise der CIELAB-Fächer macht es graphisch und visuell orientierten Menschen leichter, Farben auszuwählen und sicher zu kommunizieren – ohne sich in technischen Begrifflichkeiten oder merkwürdigen Farbsystemen zu verlaufen.

Der Haken

Einen technischen Haken haben die Fächer allerdings: Um die Farbwerte am Rechner nachvollziehen zu können, muss man auf das kräftiger in den Farbauszügen arbeitende „Adobe Coated FOGRA39“-Profil zugreifen. Hier wäre es besser gewesen, wenn die Farbwerte auf Basis von ECI ISO Coated v2 300 Prozent ermittelt worden wären. So sind die angegebenen CMYK-Werte nur bei installierten Adobe-Farbprofilen direkt nachvollziehbar – und unterscheiden sich von den Farbwerten in einer ECI-profilierten Welt, wie sie in einer europäischen Druckvorstufe üblich sind.

Aber dennoch, insbesondere der HLC-Fächer ist eine echte Bereicherung und verschafft dem Anwender Zugang zu seinen Farben, für Print, Online und Mobile.

Wenn es also darum geht, das Maximum aus der Euroskala herauszuholen und verständlich mit einem Endkunden über Farbe zu sprechen – dann bekommt man hier ein mächtiges und gut bedienbares Werkzeug in die Hand.

Jason Harder

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