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Cloud Storage

25.02.2014 11:26

Luftraumkontrolle

Cloud-Storage bietet Backup und Online-Zusammenarbeit. Ein aktueller 4c-Marktüberblick zu Dropbox & Co.

Es gibt eine Vielzahl von Cloud Storage-Angeboten. Aber nur bei wenigen halten sich Preis und Leistung in einer fairen Balance. © Fotolia.de
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Mittlerweile ist es zur Ausnahme geworden, dass derjenige, mit dem man zusammenarbeitet, auch im selben Büro sitzt. Vor allem, wenn an denselben Daten gearbeitet werden soll, kommt der moderne Grafiker um eine Lösung für die Online-Kollaboration nicht mehr herum.

Es gibt neben Dropbox eine Reihe anderer, vergleichbarer Services mit nativen Clients für Windows, Mac, iOS und Android. Aber eines haben alle gemeinsam: das Freemium-Modell. Neue User bekommen einen Basis-Service kostenlos, meistens eine bestimmte Menge an Speicherplatz. Wer mehr will, muss zahlen. Bei den Konditionen beweisen die Anbieter viel Kreativität. Ein genauerer Blick lohnt sich also.

Die Knauserer

Dropbox ist bereits seit 2008 am Markt und hat es nicht nötig, viel herzuschenken. Knausrige 2 GB bekommt ein frischgebackener Dropboxler nach der Registrierung zugestanden. Will er mehr, muss er Dropbox auf mehreren Geräten installieren oder Freunde zur Registrierung bewegen. Für jeden Referral gibt es noch einmal ein halbes Gigabyte dazu. Bei 16 GB ist aber Schluss mit gratis. Dann muss geblecht werden, und zwar nicht wenig: Aufstocken auf 100 GB kostet satte 100 US-Dollar im Jahr.

Auch wenn sich mehrere Benutzer einen Ordner teilen, so wird sein Umfang allen Usern abgezogen. Mit dieser Knauserei will der kalifornische Anbieter verhindern, dass ein Anwender mehrere Konten erstellt und Ordner zwischen den Konten teilt, um mehr kostenlosen Speicherplatz lukrieren zu können.

Dafür gewinnt Dropbox wohl jeden Beauty-Contest: Es gibt native Apps für praktisch jedes System, und die sind noch dazu besonders gut durchgestylt. Außerdem bietet Dropbox für jede Datei eine einmonatige Version-History: Dateiversionen werden erfasst und können 30 Tage lang wiederhergestellt werden, auch wenn die Datei gelöscht wurde.

Dropbox gilt als der Marktführer, zumindest bei den Benutzerzahlen. Vergangenen November meldeten die Kalifornier immerhin 200 Millionen Benutzerkonten. Sehr viele Anbieter anderer Online-Services bieten deshalb eine kostenlose Dropbox-Integration. So synchronisiert zum Beispiel der O’Reilly-Verlag erworbene E-Books mit den Dropbox-Ordnern seiner Kunden. Neuauflagen oder Korrekturen gelangen so fast automatisch in die Hände der Leser.

Ubuntu enttäuscht

Ubuntu One oder kurz „U1“ heißt die Cloud-Storage-Lösung des Linux-zentrierten britischen Anbieters Canonical. Der Konzern des südafrikanischen Open-Source-Haudegens und Weltraumtouristen Mark Shuttleworth ist bekannt für die Linux-Distribution Ubuntu und eine Reihe von Netzwerk-Tools. Ubuntu One ist mit einem kostenpflichtigen Musik-Service verbunden, einer Art Linux-iTunes.

Der Storage-Service bietet kostenlos 5 GB. Wer mehr will, kann für 30 US-Dollar im Jahr um 20 GB aufstocken – oder regelmäßig ein Lied aus dem Ubuntu Music Store kaufen. Damit gehört der Service zu den teuersten am Markt. Der Gigabyte-Preis beläuft sich auf 1,40 US-Dollar jährlich. Für den happigen Betrag sollte man sich viel erwarten können, aber: weit gefehlt. Ubuntu One bietet keine serverseitige Datenverschlüsselung. Heikle Daten sollte der User also selbst verschlüsseln. Außerdem gibt es für das Windows Phone nur eine Dritthersteller-App. Schwache Leistung für das Geld.

Die 10-Gigabyte-Liga

Die britische Box hat das komplizierteste Verrechnungsmodell. Der Preis richtet sich nicht nur nach Speicherplatz, sondern auch nach der Anzahl der User, mit denen man kollaborieren will. Geschenkt werden einem zwar immerhin 10 GB. Für 96 Euro pro Jahr bekommt man aber nur 100 GB – jedoch nur bei zwei Benutzern. Will man etwa einen dritten einbinden, kostet es 144 Euro. Vier Euro pro User und Monat ist ein schlechter Deal für Ein-Personen-Unternehmen.

Die Box-Preise werden für größere Betriebe allerdings auch nicht besser, im Gegenteil: Der empfohlene Business-Tarif kostet zwölf Euro pro User und Monat, zwei Benutzer Minimum. Dafür bietet der Service dann mehr Features, etwa eine Volltextsuche, User-Management und eine Versionsgeschichte für jede Datei. Trotzdem: Das Gleiche gibt es anderswo günstiger und ohne Einschränkungen beim Sharing.

Besonders peinlich: Die API, eine Schnittstelle für Programmierer, wird erst gegen Aufpreis zur Verfügung gestellt. So gut wie alle anderen Anbieter, inklusive Bitcasa aus Kalifornien, haben ihre API veröffentlicht, um Entwicklern die Anbindung ihrer Apps zu ermöglichen. Die Kalifornier bewerben sie sogar auf der Frontseite.

Die Idee von Bitcasa geht eigentlich in eine etwas andere Richtung: Man bietet ein verschlüsseltes Online-Backup, das sowohl im Browser als auch über eine native App zugänglich ist. Auf dem Desktop erscheint Bitcasa wie eine zusätzliche Festplatte. Das Backup passiert entweder per manuellem Drag-and-Drop – oder über ein Drive-Mirroring: Sobald eine Festplatte oder ein USB-Stick angeschlossen wird, vollzieht Bitcasa im Hintergrund das Backup in die Cloud. Speicherplatz gibt es zum Saufüttern, für 100 Dollar im Jahr bekommt man ein Terabyte, für 1.000 Dollar sogar unbegrenzten Speicherplatz. Ganze Festplatten von bis zu fünf Geräten lassen sich auf diese Weise online sichern.

Einzelne Dateien können zwar für Dritte zum Download freigegeben werden, aber für echte Zusammenarbeit eignet sich Bitcasa nicht. Denn schließlich ist dann nur ein Workflow mit vielen unabhängigen Datei-Kopien möglich. Und dann könnte man ja auch gleich wieder e-mailen oder Dateien auf FTP-Server laden.

Die Großzügigen

Mehrere Anbieter schenken ihren Benutzern mehr als 10 GB auf einmal. Der Neuling am Markt, Copy von Barracuda Networks, gehört dazu. Kein Wunder: Um in den Markt einzudringen, der zwar noch immer wächst, aber bereits erste Sättigungstendenzen zeigt, muss auf ein aggressives Preismodell gesetzt werden.

Das ist aber nicht das einzige Zuckerl, mit dem man Dropbox-User zum Seitenwechsel bewegen will. Wenn sich mehrere User einen Ordner teilen, wird der Speicherplatz auch nur anteilig in Rechnung gebracht. Verwenden also drei Benutzer gemeinsam einen Ordner mit 30 GB Daten, werden jedem nur 10 GB abgezogen.

Nicht nur beim Speicherplatz merkt man, wie Copy versucht, den Marktführer Dropbox zu übertrumpfen. Für Referrals bekommen beide Benutzer zum Beispiel dauerhaft 5 GB. Und das noch dazu ohne Deckelung, das heißt, für 100 Referrals gibt es tatsächlich 500 GB. Der Anbieter betont zwar, dass es sich dabei um eine zeitlich begrenzte Aktion handelt, gibt aber kein Ablaufdatum an. Zeitlich unbegrenzt ist jedenfalls die sichere AES-256-Verschlüsselung. Ein Versionssystem für Dateien ist ebenfalls inklusive.

Dazu kommt das deutlich besser aufgeräumte und effizientere Web-Interface. Aber die wahren Stärken liegen in den gut durchkomponierten iOS- und Android-Apps: Dort läuft das Caching ordnerweise, man muss also nicht immer eine aufrechte Internet-Verbindung haben, um auf die Copy-Daten zuzugreifen. Für Bilddaten bietet die iPad-App außerdem eine unkomprimierte Vollbild-Voransicht.

Schnelles Datei-Sharing funktioniert auch direkt aus der Mobil-App heraus. Man muss also nicht erst in den Webbrowser wechseln. Außerdem hat der Copy-User größere Kontrolle, wem er Zugang zu seinen Daten bietet und wem nicht. Beim Marktführer Dropbox kann der Freischaltlink auch an Dritte weitergegeben werden.

In puncto Features und Sicherheit legt Copy also einiges vor. Einziger Wermutstropfen: Es gibt keine Blackberry-App. Aber wer die nicht braucht, findet bei Copy wohl das derzeit beste Angebot am Markt vor. Für wenig datenintensive Jobs wird meistens auch reichen, was Barracuda Networks gratis hergibt.

Google mit Haken

Google bietet für sein Drive zwar 15 GB gratis, zieht aber den Speicherplatz für E-Mails ab. Das ist deswegen schon fies, weil es Google einem relativ schwer macht, E-Mails wirklich zu löschen anstatt bloß zu archivieren. Aufstocken auf 100 GB kostet fünf Dollar monatlich. Für größere Mengen gibt es aber keinen Rabatt: Der zehnfache Platz, also ein Terabyte, kostet auch zehnmal so viel, nämlich 50 Dollar.

Der Vorteil von Google Drive: Google bietet gute Web-Services an, und zwar mit Apps, die im Browser laufen. De facto ist der User dadurch plattformunabhängig. Tabellenkalkulation und Textverarbeitung, ja sogar rudimentäre Bildbearbeitung lassen sich im Browser-Fenster bewerkstelligen. Aber damit nicht genug: Ein Dokument kann für mehrere User freigeschalten werden, die es synchron bearbeiten können. Man kann die Arbeitsschritte der anderen sogar live im Browser mitverfolgen. Native Apps gibt es zwar auch, oft genug aber nicht von Google selbst. So müssen Linux- und Blackberry-User auf Programme von Drittanbietern zurückgreifen.

Das Freemium-Modell ist freilich mit Vorsicht zu genießen. Wer privat auf Freebies setzt, sollte sich nicht von einem einzigen Anbieter abhängig machen, sonst kann es einem ergehen wie derzeit den Benutzern des Sugarsync-Services. Sie erhielten vor kurzem eine E-Mail mit der Ankündigung, dass alle kostenlosen Angebote bis Februar eingestellt werden.

Die Gefahr des Datenverlusts ist aber denkbar gering, weil ja alle Daten immer zumindest doppelt vorhanden sind: sowohl auf der internen Platte als auch in der Cloud. Und es spricht auch nichts dagegen, zwei oder drei Services parallel zu nutzen.

Rainer Scheichelbauer 

(4c Printausgabe 1/2014)

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