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Kochstudio

29.04.2014 10:52

Das zweite Leben

Etwas kann da nicht stimmen. Plötzlich weisen viele Indizien darauf hin, dass Print wieder an Akzeptanz beim Publikum gewinnt. Gedrucktes dürfte nicht kaputt zu kriegen sein.

Man muss sich gar nicht aufpudeln: Printmedien sind nicht kaputt zu kriegen. © Fotolia

Die jüngsten Nachrichten über die Entwicklung der Zeitschriften sind irritierend. Da frohlockt der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, dass im letzten Jahr so viele Magazine neu gegründet wurden wie schon lange nicht.

Moment, das kann doch nicht sein! Wir hatten das Thema Print abgehakt. Print stirbt. Und alle waren damit einverstanden. Denn nur so bleibt uns genug Zeit und Geld, uns mit den aufregenden Neuerungen des digitalen Zeitalters zu beschäftigen. Irgendwas läuft hier schief.

Die Verweigerung

Noch denkt man, das sei nur wieder eine dieser Print-Eintagsfliegen, dann meldet auch der US-Markt: „Print isn’t dead after all.“ Auch dort sind im ersten Quartal mehr neue Titel lanciert worden als lange zuvor. Und Beobachter seien beeindruckt von der Qualität der Neulinge. Ausgerechnet in Amerika, wo – weiß doch jedes Kind – Print schon längst zu Grabe getragen wurde.

Man reibt sich die Augen und liest weiter. Die Newspaper Association of America legt eine Analyse vor, die andeutet, dass sich bei steigender Online-Nutzung ein Zwei-Klassen-System entwickeln wird: Über die Hälfte der Zeitungsleser lesen nur die Printausgabe und besuchen nie die Websites der Zeitungen.

Das auch noch!

Nun schlägt’s langsam dreizehn. Jetzt fehlt nur noch die Nachricht, dass trotz der Zunahme an E-Books in Deutschland mehr Papier-Bücher verkauft werden. Richtig: Allen Unkenrufen zum Trotz kauften die Deutschen im Jahr 2013 Bücher für 4,2 Milliarden Euro und bescherten dem Buchhandel ein Plus und das zweitbeste Ergebnis seit der Jahrtausendwende.

Spätestens seit der Veröffentlichung der Leseranalyse Entscheidungsträger (LAE 2013) im vergangenen Sommer hätte man ahnen können, dass sich Print doch nicht so leicht unter die Erde bringen lässt. Während sich die digitale Nutzung der Tages-, Wirtschafts- und Fachmedien erwartungsgemäß positiv zeigte, stieg gleichzeitig die Printnutzung teils deutlich an. Wir reden hier immerhin von der Mediennutzung der Selbstständigen, der Führungskräfte, der Gutverdienenden.

Beunruhigend für andere

Die Wahrheit sieht also doch anders aus, als uns die Buzzwords Digitalisierung, Konvergenz – und wie sie alle lauten mögen – weismachen wollen. Die Wahrheit ist, dass es eine überwältigende Mehrheit an Menschen gibt, die gerne lesen. Die lieber eine Zeitung, eine Zeitschrift, ein Buch zur Hand nehmen. Die einzig beunruhigende Nachricht geht daher an die Online-Jünger: Die Zahl der Printleser nimmt nicht ab, sondern zu.

Wenn das den Verlegern keinen Mut macht, ist ihnen nicht mehr zu helfen. Sie müssen nur das verlegen, wonach sich die Menschen sehnen. Echten Journalismus. Kritischen, investigativen, informativen, leidenschaftlichen Journalismus. Journalismus mit Seele.

Dann gibt es für Print ein Leben – nach dem vermeintlichen Tod. 

Thomas Koch, Mediaplaner und Agenturgründer, schreibt hier regelmäßig über die Zukunft von Print. Folgen Sie Thomas Koch auch auf Twitter: @ufomedia

Mehr über das Comeback von Print finden Sie auch in der Titelstory unserer Printausgabe 3/2014.

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