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27.10.2012 15:16

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Das beliebte österreichische Schriftzeichen-Tool PopChar X geht mit einem wenig verlockenden Upgrade in Runde sechs.

Im September veröffentlichte die oberösterreichische Software-Schmiede Ergonis Version 6 von PopChar für den Mac. Die Windows-Version behält vorerst Versionsnummer 5. Das kleine Tool hilft seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert beim Finden und Einfügen von exotischen Zeichen, für die es kein Tastenkürzel gibt. Klickt man auf das dezente PopChar-Symbol in der Ecke des Bildschirms, öffnet sich ein Fenster mit den Unicode-Blöcken. Per Mausklick fügt man ein Zeichen in das aktuelle Dokument ein. 

Heiteres Schriften-Raten

PopChar versucht zudem die im vordersten Dokument ausgewählte Schrift zu erraten und dem Benutzer die Buchstaben mit den Glyphen des aktuellen Fonts anzuzeigen. Das Schriften-Raten funktioniert allerdings nur in manchen Programmen. Von den CS6-Apps wird zwar Illustrator, nicht aber InDesign und Photoshop unterstützt. Aber auch bei den meisten Programmen, die Apples Text-Engine verwenden, versagt das Feature: Im Test unter Mountain Lion traf PopChar nur bei Mail ins Schwarze.

Neben Fehlerbehebungen und kleinen Umstellungen im User-Interface bietet die Version 6 auch ein paar technische Neuerungen. PopChar ist schneller, kann besser mit defekten Fonts umgehen und unterstützt jetzt den letzten Unicode-Standard. Zwischen den verschiedenen Darstellungsmodi kann man jetzt mit Befehls- und Zifferntaste umschalten.

Apropos Modi: PopChar kennt mit der Schriftvorschau und dem Beispieltext jetzt zwei neue. Beide zeigen den aktuellen Font mit Mengentext in verschiedenen Größen an. Die Schrift-Samples lassen sich auch ausdrucken. Wer will, kann sich so ein Schriftmusterbuch zusammenstellen. 

Kulantes Flunker-Upgrade

Da bleibt die Frage, ob die Versionsnummer sechs wirklich gerechtfertigt ist. Vielleicht wäre ein bescheideneres Dezimal-Update ehrlicher gewesen. Immerhin: PopChar kostet nicht die Welt, der Upgrade-Preis fällt mit fünfzehn Euro auch verkraftbar aus. Zudem wurde die sogenannte „Grace Period“ kulant auf mehr als ein Jahr ausgedehnt. Das heißt: Wer sein PopChar nach Mai 2011 gekauft hat, erhält das Upgrade auf Version 6 gratis.

Wer Version 5 schon länger sein eigen nennt, muss sich jedoch nicht zum Upgrade verpflichtet fühlen. Für Schriftmuster gibt es schließlich Gratistools wie Sand am Meer. Gerade mit den Sample-Funktionen will Ergonis PopChar aber zum „vielseitigen Schriftenwerkzeug“ aufwerten. Nur: Wirklich interessant wären diese Funktionen erst, wenn man Fonts schon vor der Installation inspizieren könnte. PopChar beschränkt sich jedoch auf die installierten Schriften.

Was wäre wenn

Fehlt ein Zeichen in einer Schrift, wird stattdessen ein blau hervorgehobener Platzhalter angezeigt. So sieht die Grafikerin auf einen Blick, ob die Schrift alles hat, was sie braucht. Aber auch diese Funktion braucht man schon, bevor man eine Schrift installiert. Und richtig nützlich wäre sie erst, wenn sie dabei auch OpenType-Features erkennen würde. Schriften können schließlich mehr als nur Unicode-Zeichen eins zu eins wiedergeben.

Vielleicht wird sich ja PopChar 6.1 oder 7 den Titel „vielseitiges Schriftenwerkzeug“ wirklich verdienen und dann auch für Typedesigner zum Testen neuer Schriftentwürfe interessant werden.

Rainer Scheichelbauer

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