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Color Management

12.06.2011 17:28

Die Lösung als Problem

Color Management gehört als Domäne der Druckvorstufe eigentlich nicht in Workflowlösungen für Druckereien. Dennoch werben die Maschinenhersteller mit einem Höchstmaß an Automatisierung. Was die Sache nicht automatisch vereinfacht.

Color Management gehört in die Druckvorstufe. Denn dort werden Daten korrekt aufbereitet und separiert. Mit Colorservern können Dokumente, die zum Beispiel für ISO Coated v2 vorbereitet wurden, ohne großen Aufwand auf andere Druckstandards übertragen oder RGB-Daten separiert werden. Für die Druckerei selbst gilt jedoch etwas ganz anderes: „Hier sollte ein standardisierter, digitaler Kontrollandruck, der Proof, vorhanden sein. Außerdem sollte eine Druckerei auch über kalibrierbare Displays verfügen, die eine genaue Vorschau auf das Druckerzeugnis gewährleisten“, beschreibt Color Management-Experte Helmut Gerstendörfer das Minimum an Color Management, das eine Druckerei beherrschen sollte.

Der standardisierte Druck nach dem Prozessstandard Offsetdruck ist zwar nicht primärer Bestandteil des Color Management, erfordert aber trotzdem eine gute Abstimmung im gesamten Workflow, wie Helmut Gerstendörfer weiß: „Zuallererst muss dafür bei der Belichtung eine Plattenkompensierung eingerichtet werden, die gewährleistet, dass in Verbindung mit der nativen Druckkennlinie später genau die Druckkennlinie erreicht wird, die durch den ProzessStandard vorgegeben wird. Wenn alle Parameter eingehalten werden, sollte die Druckerei aber bei der Plattenbelichtung oder bei der Aufbereitung der Daten im Workflow auf Color Management verzichten“.

Verselbständigte Workflows

Wenn in Lithobetrieben eine druckreife Vorlage erzeugt wurde, muss im Grunde in der Druckerei auch gar kein Color Management mehr angewendet werden. Dann hat die Druckerei nur noch die Aufgabe, den Druckprozess sauber abzustimmen. Standardmäßig werden druckreife Dokumente aber dennoch im Workflow noch einmal überprüft. „Leider gibt es nur sehr wenige intelligente Workflows. In der Regel schaut die Software lediglich, mit welchem Profil separiert wurde und ob dieses mit dem eigenen Profil, also meist ISO Coated v2 (ECI), übereinstimmt. Ein Profil, das im Prinzip genauso nach ISO Coated v2 separiert wurde, aber beispielsweise aufgrund des sehr langen Schwarzaufbaus eine GCR-Einstellung benötigt, kann aber etwas anders heißen. In diesem Fall würde die Workflowlösung das Profil trotzdem reseparieren“, beschreibt Helmut Gerstendörfer den Bug.

So werden also Entscheidungen, die eigentlich zu einem besseren Ergebnis beitragen sollen, durch ein Höchstmaß an Automatisierung zunichte gemacht. Ein typisches Beispiel ist die Wahl eines basICColor-Profils, um homogene und weichere Verläufe zu erzeugen, das dann vom Worflow rigoros resepariert wird. „Da passieren manchmal unglaubliche Dinge, weil die Druckerei nicht weiß, dass sich das Color Management im Workflow verselbstständigt hat. Es wird dann ewig an der Druckmaschine geforscht, warum kein gutes Ergebnis herauskommt“, beschreibt Spezialist Gerstendörfer die häufige Konsequenz.

Intelligente Workflows dagegen vergleichen nicht nur einfach das Profil, sondern stellen fest, was die Simulationstabelle beinhaltet. Das heißt, es wird ganz unabhängig vom Profilnamen ermittelt, nach welchen Werten separiert wurde. Helmut Gerstendörfer erklärt: „Damit können die Colorserver feststellen, dass zwar eine andere Separation durchgeführt wurde, dass es sich in diesem Fall aber ebenso um ein ISO Coated v2 gehandelt hat. Aber meines Wissens tun das die wenigsten Workflows.“

Die Notwendigkeit von Separierungen

Sind die Color Management-Lösungen im Workflow also überflüssig? Hier muss man zwischen einem CMYK und einem RGB Workflow unterscheiden. Sind in einem druckfertigen PDF ausschliesslich professionell separierte CMYK-Daten enthalten, gilt der Grundsatz, auf keinen Fall die Daten nochmals zu verändern. Andererseits kann im Workflow vieles abgefangen werden. PDF/X-3 lässt beispielsweise zu, dass RGB-Elemente platziert werden. Diese müssen natürlich im Workflow separiert werden. PDF/X-4 erlaubt zudem Transparenzen, die entsprechend umgerechnet werden müssen. Ein Sonderfall kann entstehen, wenn eine Druckerei auf mehreren Maschinen ein identisches Ergebnis erzeugen möchte. Hier ist es sicherlich hilfreich, die Druckdaten im Workflow an die verschiedenen Maschinen anpassen zu können, sofern eine individuelle Abstimmung direkt an der Maschine nicht mehr ausreicht. So kann sehr flexibel und sehr kurzfristig entschieden werden, auf welcher Maschine der Auftrag tatsächlich gedruckt wird. Helmut Gerstendörfer: „Man darf solche Lösungen nicht dazu missbrauchen, um eine saubere PSO-Abstimmung an der Druckmaschine zu ersetzen. Bringt man an einer Maschine durch die Kompensierungskurve keine saubere Druckkennlinie nach PSO zustande, ist es nicht zielführend, diese  Abweichungen wieder durch ein Profil zu korrigieren. Vorrangig ist dafür zu sorgen, dass die Maschine sauber abgestimmt wird. Dann sollte man ohnehin schon weitestgehend farbgetreu nach den ISO-Normen drucken. Erst wenn dann noch Abweichungen auftreten, sollte man die Möglichkeit nutzen, diese durch eine Konvertierung im Workflow durch ein sogenanntes Maschinenprofil zu korrigieren. Dabei ist aber darauf zu achten, dass der Schwarzaufbau erhalten bleibt“.

Trau keinen Daten

Zudem ist für die Druckerei ein blindes Vertrauen in Druckdaten absolut nicht angebracht. „Wenn Druckereien die Daten einfach eins zu eins drucken würden, wie sie diese geliefert bekommen, hätten sie richtige Probleme. Ein Flight-Check ist sehr wichtig und dazu gehört auch die Analyse, mit welchen Profilen separiert wurde, ob Transparenzen vorhanden sind, welche Auflösung die Bilder haben etc. Zu oft sind sogar noch RGB-Elemente im PDF enthalten, die über den Workflow separiert werden müssen. Da besteht sogar ein ganz großer Handlungsbedarf“, erklärt Helmut Gerstendörfer. „Viele Unternehmen separieren beispielsweise  in einem Standardworkflow einfach alles nach ISO Coated v2 und nutzen diesen quasi als Masterfarbraum. Dabei wird dann nicht beachtet, in welchem Druckverfahren und auf welcher Papierqualität später tatsächlich gedruckt wird. Und wenn dann ein solches PDF im Extremfall in den Zeitungsdruck gerät, weil dort ein Inserat geschaltet werden soll, muss resepariert werden. Auch in diesem Fall ist ein Color Management im Workflow der Druckerei erforderlich.“

Problemfall Automatisierung

Color Management sollte also sehr bewusst angewendet werden. Gerade bei der Reseparation bei CMYK-Daten muss man den Sinn sehr kritisch hinterfragen. Insofern wären intelligente Systeme wünschenswert oder besser noch ein manuelles Eingreifen der Druckerei. Helmut Gerstendörfer rät dazu, für CMYK-Daten vorrangig einen Workflow ohne Color Managment einzurichten. „Druckereien kommen letztendlich nicht darum herum, sich das kurz anzuschauen, was ihnen da angeliefert wurde, und einen Workflow so einzurichten, dass RGB-Daten korrigiert werden können. Allerdings sollten bereits separierte Daten so übernommen werden, wie sie geliefert wurden. Damit liegt natürlich ein bisschen mehr Verantwortung für das Druckerzeugnis in der Vorstufe also bei demjenigen, der das PDF liefert.“

Druckereien haben zwar in der Regel fast immer eine eigene Vorstufe, die angelieferte Daten prüft und gegebenenfalls bearbeitet. „Nur geraten die Druckereien natürlich unter extremen Zeit- und Preisdruck. Es zahlt ihnen keiner, wenn Sie sich vor dem Druck noch länger mit den Daten befassen. Das Resultat der Preisspirale ist deshalb die fortschreitende Automatisierung. Deswegen ist ein guter Rat im wahrsten Sinne des Wortes teuer. Mein Wunsch wäre deshalb, dass in der gesamten Branche wieder ein etwas höheres Qualitätsbewusstsein Einzug hält. Das gilt in besonderer Weise auch für die Kunden. Wird nicht nur auf billig gesetzt, hat die Druckerei den Spielraum, mit den Daten bewusster umzugehen, ohne diesen Prozess vollständig zu automatisieren“, resümiert Gerstendörfer.

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