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Creative Printing 2013

05.05.2013 12:24

"Kein Aktionismus"

Im Herbst 2012 hat Uwe C. Beyer einen einzigartigen Job übernommen: er ist der erste Art Direktor des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Schon einige Wochen vor Beyers Dienstantritt in der Kreativabteilung des „Spiegel“ sprach er mit 4c über seine Pläne für ein neues Design. Am 23. Mai kommt Bexer nun als Keynote Speaker der Creative Printing-Konferenz nach Wien.

Der Spiegel ist ja nicht gerade eine Neugründung. Warum hat sich das Magazin entschlossen,  65 Jahre nach seiner Gründung einen Art Director zu engagieren?

Nun, man merkt gerade jetzt beim „Spiegel“, dass da eine Atmosphäre herrscht, die für Neues, für Veränderung offen ist. Nachdem die Spiegel-Gruppe in den vergangenen Jahren eine Menge an neuen Magazinen gelauncht und neue Projekte angestoßen hat, ist nun wieder Zeit, sich dem „Spiegel“ zu widmen.

Was war denn so schlecht am bisherigen Design?

Gar nichts. Die Menschen, die dort arbeiten, müssen sich von ihrem Know-how her vor dem „Stern“ oder anderen Magazinen nicht verstecken. Aber trotzdem hat sich das Layout insgesamt in den letzten Jahren eben nicht weiter entwickelt. Das will man jetzt wohl aufholen.

Die meisten Menschen, die den Spiegel Woche für Woche lesen, für die er Pflichtlektüre ist, würden aber wohl auch ohne neues Design weiter zum Spiegel greifen. Wie riskant ist es, die Lesegewohnheiten der Menschen mit einem neuen Design zu durchbrechen?

Das ist schon riskant, man muss gerade bei einem Magazin wie dem Spiegel sehr sensibel sein. Die Leute lesen dieses Magazin ja teilweise regelmäßig seit Jahrzehnten und seit Jahrzehnten vermissen sie grafische Höchstleistungen offenbar nicht. Man greift also mit so einem Projekt fast ins Privatleben ein. Da besteht das Risiko, dass man viele verärgert. Deshalb werden wir Rücksicht nehmen und sicher keinem Aktionismus anheim fallen, indem wir das ganze Heft auf den Kopf stellen.

Wenn es keinen Aktionismus geben wird und keinen Kulturbruch im Design, wo fangen Sie dann an mit Ihren Veränderungen?

Die Bildsprache beim Spiegel ist nicht wirklich so ausgeprägt, wie man es bei anderen Magazinen kennt, die Bilder könnten manchmal etwas mehr Dramatik haben. Gute Bilder größer, schlechte Bilder raus – daran wird man vielleicht zuerst arbeiten müssen. Eine Story kann ja mal eine Seite mehr haben, wenn gute Bilder zur Verfügung stehen. Aber bei allem, was man macht, muss man sehr vorsichtig sein, man kann Dinge nicht von einem auf den anderen Tag verändern,  die seit 30, 40 Jahren so gewachsen sind. Das geht vielleicht bei einem Lifestyle-Magazin, beim Spiegel aber bestimmt nicht.

Der „Stern“ lebt auch von den guten, großen Bildern...

...ja, freilich, aber einen zweiten „Stern“ will ich ja nicht machen. Einen solchen Schwerpunkt auf den illustrativen Elementen und den Fotos, die ja beim „Stern“ fast das wichtigste Struktur-Element des Heftes sind, wird es sicher nicht geben.

Würden Sie die Typografie beim „Spiegel“ verändern wollen?

Nein. Die stammt ja von Lucas de Groot, der in den 90er Jahren daran gearbeitet hat. Ich finde, die ist über weite Strecken sehr gelungen, ein paar Kleinigkeiten könnte man vielleicht noch optimieren. Der „Spiegel“ ist eindeutig keine typografische Baustelle.

Beim „Spiegel“ ist ja interessant, dass gerade die Covers oft witzig und voller Esprit sind, im Heftinneren wird es dann aber gestalterisch ein bisschen tröge. Wie realistisch ist es, diesen Witz und Esprit vieler Cover auch ins Heftinnere zu tragen?

Die Covers sind tatsächlich meist sehr gelungen, da wollen wir nichts ändern. Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass man im Heftinneren eben keinen Quatsch machen darf. Nachrichten haben auch wie Nachrichten auszusehen. Also sind dem Versuch, die Originalität der Cover auch ins Heftinnere zu ziehen, einfach inhaltliche Grenzen gesetzt.

Gibt es bei der Spiegel-Gruppe noch etwas zu tun, wenn das Flaggschiff wieder flott gemacht worden ist?

Meine Arbeit endet ja nicht beim Spiegel selbst. Der hat jetzt Priorität, aber danach wird man sich auch die iPad-Ausgabe des Spiegel noch mal ansehen müssen und auch die anderen Magazine des Verlages. Vielleicht gibt es ja auch das eine oder andere neue Projekt des Verlages, bei dem der Art Director auch gefordert ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Tickets für die Creative Printing 2013 am 23. Mai in Wien können Sie unter http://www.creative-printing.info bestellen.

 

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